Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Nebenwirkungen der Medikamente so stark?“ Nervös stand er auf und ging an den weißen Regalen entlang, in denen sich seine Schallplatten bis unter die Decke stapelten. An die 2.000 LPs waren es wohl, bei Gelegenheit würde er sie durchzählen. Dann hörte er Kim laut auflachen.
„Du bist echt süß, Braun. Wenn ich dir alle Nebenwirkungen aufzähle, telefonieren wir morgen noch.“
„Ich hätte nichts dagegen.“ Braun setzte sich wieder auf seine Couch und versuchte diskret eine Dose Bier zu öffnen.
„Trinkst du ein Bier, Braun?“
Kim hatte das verhaltene Zischen natürlich gehört, als Braun die Dose geöffnet hatte.
„Nur einen kleinen Schluck, damit ich dann besser einschlafen kann“, log er und trank die halbe Dose leer.
„Weißt du was, Braun, ich muss jetzt meine Tabletten nehmen. Da wird mir immer scheußlich übel, aber du kannst mich ablenken. Wollten wir nicht gemeinsam ins Kino gehen? Erfinde einen Film nur für uns beide, schaffst du das? Ich ...“
Kims Worte gingen in ein langes Seufzen über und Braun war sich nicht sicher, ob sie bloß müde war oder etwas anderes nicht stimmte. Sie sprach nie über ihren Aufenthalt in der Reha und als Braun – natürlich vergeblich – einmal die Station angerufen hatte, um als Polizist vielleicht Informationen zu erhalten, da war Kim richtig wütend geworden und hatte eine ganze Woche nicht auf seine Anrufe reagiert. Jetzt aber wollte Kim eine Geschichte hören, die sie ablenkte.
„Ein Mann und eine Frau treffen sich immer in ihren Träumen. Gemeinsam erleben sie dort immer die tollsten Abenteuer, doch jedes Mal, wenn sie sich berühren möchten, wachen sie auf und finden sich alleine in der Wirklichkeit wieder. Deshalb beschließen sie, mit einer hohen Dosis Schlafmittel ihre Träume zu verlängern, um über den Punkt des Berührens hinauszugelangen. Doch leider nimmt sie eine zu starke Dosis von dem Schlafmittel und stirbt. Als der Mann erwacht, steht sie plötzlich vor ihm und bleibt für immer.“
„Braun, du bist nicht gut im Erfinden von Geschichten. Das ist doch total deprimierend“, unterbrach ihn Kim leise und schleppend. „Erzähle mir lieber, an welchem Fall du gerade arbeitest.“
„Du hast doch sicher von dem Flammenkiller in Gmunden gehört. Das ist mein aktueller Fall und der entwickelt sich ein wenig merkwürdig.“ Obwohl er gegen alle polizeilichen Richtlinien verstieß, berichtete Braun detailliert über den Stand ihrer Ermittlungen. Kim unterbrach ihn kein einziges Mal und als Braun geendet hatte, war Stille am anderen Ende.
„Kim, bist du noch dran?“ Doch sie meldete sich nicht und Braun sprang auf, brüllte in sein Handy, überlegte, ob er den Notarzt anrufen sollte, doch dann tauchte wieder Kims Stimme auf, undeutlich, so als würde sie durch eine Luftblase sprechen, hinter einer unsichtbaren Wand stehen, die sie vom übrigen Leben abschnitt und isolierte.
„Braun, die Nebenwirkungen, ich habe doch zuvor davon gesprochen. Ich weiß nicht, ob ich das noch lange so weitermache.“
„Wie meinst du das?“ Braun blieb vor einem seiner Schallplattenregale stehen, fingerte planlos eine Schallplatte heraus, doch das bunte Cover hatte plötzlich jede Bedeutung verloren, es war nur bedruckter Karton, der das schwarze Vinyl schützte.
„Ich will nicht darüber sprechen!“
„Aber du kannst jetzt nicht einfach aufhören, wir müssen uns doch noch auf einen Urlaubsort einigen, wenn du wieder unter den Lebenden weilst“, versuchte Braun unbekümmert flapsig zu klingen.
„Unter den Lebenden ... Du bist echt scheiße drauf, Braun. Ich bin noch nicht tot.“
„Tut mir leid, ich wollte dich ja bloß aufmuntern!“
Plötzlich hörte Braun ein lautes Kratzen an der Eingangstür. Ein Schlüssel wurde vorsichtig in das Schloss geschoben, schien
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