Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
eifersüchtig auf den Arzt einer Frau, die er nie besuchen darf! Wie romantisch!“
Braun legte den Kopf in den Nacken und musste lächeln. Plötzlich fühlte er sich frisch und ausgeruht, das Telefonat wirkte wie ein Aufputschmittel.
„Ich bin nicht eifersüchtig, aber mir liegt natürlich etwas an dir, schließlich haben wir ja einiges gemeinsam erlebt“, versuchte er sich diplomatisch aus der Affäre zu ziehen.
„Da hast du recht, Braun“, schnurrte Kim wie ein zufriedenes Raubtier. „Mir liegt auch viel an unseren nächtlichen Gesprächen. Ruf mich um zwei Uhr morgens wieder an.“
„Wir können uns ja am Wochenende treffen?“, machte Braun einen neuerlichen Versuch, doch Kim ignorierte seine Frage.
„Also bis zwei Uhr morgens. Wenn die Schatten der Wirklichkeit bereits schlafen, dann finden die einsamen Herzen im Traum zueinander.“
„Oh, das klingt aber sehr poetisch, Kim!“
Sie lachte laut auf, tief und kehlig. „Das ist doch deine Geschichte von vorhin, Braun. Die hat mir gut gefallen. Sehr gut sogar.“
Dann herrschte plötzlich Stille. Kim hatte die Verbindung getrennt.
„Du bist noch nicht mal fünfzehn Jahre alt“, sagte Braun und ging im Zimmer seines Sohnes Jimmy auf und ab. Nach dem Telefonat mit Kim war seine Wut verraucht und er machte sich Sorgen um seinen Jungen. „Um zwei Uhr morgens schleichst du wie ein Dieb in die Wohnung. Wo bist du gewesen? Wieso sagst du mir nicht, was du den ganzen Tag so treibst!“
„Mach einfach mal eine Pause, Tony!“ Jimmy lag mit seinen nassen Sneakers auf dem Bett, spielte mit seinem wuchtigen Kopfhörer, getraute sich aber doch nicht, ihn aufzusetzen, die Musik aufzudrehen und seinen Vater zu ignorieren. „Ich war noch ein wenig mit Freunden unterwegs!“
„Freunde, was sind das für Freunde?“
Kims Stimme verblasste immer mehr und Braun hätte viel darum gegeben, das Telefonat noch länger nachwirken zu lassen, stattdessen musste er sich mit seinem pubertierenden Sohn auseinandersetzen.
„Ich habe dich etwas gefragt!“, brüllte er und riss Jimmy den Kopfhörer aus der Hand. Wütend sprang dieser auf, drehte sich auf einem Bein um die eigene Achse, das andere hatte er seitlich weggestreckt, winkelte es an, um damit einen Tritt gegen die Brust oder noch gefährlicher gegen den Kehlkopf des Gegners zu machen.
Doch Braun war viele Jahre im Straßeneinsatz unterwegs gewesen und kannte natürlich diese primitiven Kickbox-Tricks. Er bückte sich einfach und trat mit seinem Absatz auf den Standfuß von Jimmy, so dass dieser schreiend zurück auf sein Bett plumpste.
„Du schlägst mich! Das ist körperliche Gewalt gegen deinen eigenen Sohn! Das erzähle ich Mama!“
Brauns Psychotherapeutin würde jetzt wieder das Bild vom „Stillen Ozean“ hervorkramen und Braun tauchen lassen, um seine Aggressionen abzubauen. Doch in dieser Nacht war ihm so überhaupt nicht nach Beruhigen. Er packte Jimmy vorne an seinem T-Shirt, zog ihn zu sich hoch und blickte ihm starr in die Augen.
„Hör mir jetzt genau zu, mein Sohn. Du wolltest bei mir wohnen, weil du es mit deiner Mutter nicht mehr ausgehalten hast. Deshalb musst du auch meine Bedingungen akzeptieren. Ist das klar?“
Er schubste ihn wieder zurück auf das Bett.
„Ich erwarte von dir, dass du mir sagst, wo du hingehst. Außerdem bist du in Zukunft um Mitternacht zu Hause. Aber das Wichtigste ist Respekt. Wenn du noch einmal probierst, mich zu schlagen, dann fliegst du hochkantig hinaus!“
„Tut mir leid“, brachte Jimmy gequält hervor und Braun spürte, wie schwer ihm die Worte über die Lippen kamen. „Das habe ich im Schulsportzentrum gelernt. Dort habe ich mir auch das da geholt.“ Er deutete auf die rote Strieme an seinem Kinn.
„Die machen dort Kickboxen.“
„Im Schulsportzentrum wird Kickboxen unterrichtet?“
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