Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Braun runzelte die Stirn. „Merkwürdig, ich dachte, du gehst dort zum klassischen Boxen?“
„Ja, ja, meine ich auch“, antwortete Jimmy schnell und drehte sich zur Wand. „Tony, es wird nie wieder vorkommen! Ich verspreche es“, murmelte er in seinen Polster.
Braun warf den Kopfhörer auf die Bettdecke und strich seinem Sohn über die glatten schwarzen Haare.
„Ist schon gut, mein Junge. Ist schon gut! Vielleicht schaffen wir es doch noch, in den Sommerferien ein paar Tage ans Meer zu fahren.“
„Das wird doch sowieso nie etwas“, hörte er Jimmy zwischen den Polstern brummen.
Langsam ging Braun aus Jimmys Zimmer, holte sich in der Küche noch eine Dose Bier, starrte aus dem Fenster auf den Autobahnzubringer und dachte an die vielen Versprechungen, die er schon gemacht hatte: mit Kim ins Kino zu gehen oder mit seinem Sohn auf Urlaub zu fahren. Keines dieser Versprechen hatte er bisher gehalten, das war mindestens genauso schlimm wie der ständige Regen, der auf seine Psyche drückte.
Er blickte auf die Uhr. Schon nach drei Uhr und er war noch keine Spur müde. Im Kühlschrank hatte er noch einige Dosen Bier, mit denen er sich in den Schlaf trinken konnte. Aber plötzlich verspürte er keine Lust mehr nach Alkohol, hielt es in seiner Wohnung einfach nicht mehr aus. Er kramte seine Laufschuhe hervor, schlüpfte in sein schwarzes Jogging Outfit mit den Neonstreifen. Wenn ihn jetzt jemand sehen könnte, würde man ihn für komplett verrückt halten. Um drei Uhr nachts joggen, das war schon ein Ding. Er klippte seinen iPod an die Laufjacke, schob sich die Ohrstöpsel in die Ohren und drehte den Sound voll auf.
Vor seinem Wohnblock blieb er noch auf dem Gehsteig stehen, ließ den Regen minutenlang in sein Gesicht prasseln, ehe er zu einem Sprint ansetzte, um trübe Gedanken und düstere Stimmungen weit hinter sich zu lassen. Er lief und lief, rannte von seiner Wohnung durch die menschenleeren Straßen der Stadt, fühlte sich wie der schwarze Rächer aus einem Comic-Heft seiner Jugend, der das Böse ausmerzt und dafür sorgt, dass die Bewohner der Stadt beruhigt schlafen können.
22. Ein unschuldiger Engel
Die ehemalige kommunistische Parteizentrale in Tiraspol war in ein verkitschtes Luxushotel umgewandelt worden, in dem man ausländische Geschäftsleute unterbrachte und bei Bedarf mit Nutten und Drogen versorgte. Doch Edgar Zorn stand nicht der Sinn nach Sex und Hendrik Glanz war dafür viel zu betrunken. Deshalb verschwanden sie auf ihren Zimmern, ohne den Nachtclub im Keller des Hotels zu besuchen.
Am nächsten Tag wurden Zorn und der wieder ein wenig ausgenüchterte Glanz von Trajan Gordschuk persönlich abgeholt und mit weitschweifigen Erklärungen durch die Fabrik Octotex geführt. Zorn stand noch immer unter dem Eindruck des Gewaltexzesses von Glanz und brachte die Bilder der sterbenden Hunde nicht aus seinem Kopf. Unkonzentriert hörte er nur mit halbem Ohr, was Gordschuk zu sagen hatte.
„Wir arbeiten hier rund um die Uhr in zwei Schichten“, betete die Dolmetscherin ausdruckslos die Fakten herunter, die Zorn bereits alle kannte. Aber Gordschuk war sichtlich stolz auf das strenge Regiment, das er in der Fabrik eingeführt hatte. Überall wurden die Mädchen und Frauen von stiernackigen Vorarbeitern kontrolliert, die Kopfhörer trugen, denn der Lärm der ständig ratternden Maschinen war infernalisch. Von der Rohware bis zum fertigen Produkt lieferte Octotex alles, was sich die westlichen Textilfirmen und Designlabels nur wünschten.
Gordschuk kam jetzt auf den Ablauf zu sprechen, den er bereits mit Glanz festgelegt hatte. Deklariert wurde die fertige Streetwear für Red Zorn als Stoffmuster und Zuschnitte aus Moldawien, damit dem österreichischen Zoll nichts auffiel. Die
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