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Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Titel: Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Neu­ro­lo­ge ih­ren er­schreck­ten Ge­sichts­aus­druck sah, lenk­te er so­fort wie­der ein, doch an sei­nen un­ru­hig um­her­ir­ren­den Au­gen konn­te sie klar er­ken­nen, dass er log. „Es ist ei­gent­lich nichts Erns­tes! Die Che­mo ist nur dazu da, um si­cher­zu­ge­hen!“
    „Sam­sa ist zu­rück­ge­kehrt“, flüs­ter­te Kim und streck­te ihre Arme und Bei­ne im Ses­sel weit von sich, leg­te den Kopf in den Nacken. „Ich wuss­te, dass er mich nicht ver­lässt! Er braucht mich und ich brau­che ihn!“
    „Sam­sa?“ Der Neu­ro­lo­ge be­trach­te­te sie jetzt mit­lei­dig, so als hät­te er eine Ver­rück­te vor sich, und rück­te er­neut sei­ne dün­ne Me­tall­bril­le zu­recht.
    „Ich nen­ne den Tu­mor Sam­sa, weil mich das Schar­ren in mei­nem Kopf an den Kä­fer in Kaf­kas Erzäh­lung ,Die Ver­wand­lung‘ er­in­nert.“
    An dem Ge­sichts­aus­druck des Neu­ro­lo­gen konn­te Kim ganz klar se­hen, dass er sie für kom­plett ver­rückt hielt, aber mit sei­ner ra­tio­na­len Welt­sicht die­se Ver­rückt­heit auf die star­ken Ta­blet­ten zu­rück­führ­te, die Kim ja alle zwei Stun­den ein­neh­men muss­te.
    „Das mit der Che­mo kön­nen Sie sich gleich aus dem Kopf schla­gen. Ver­schrei­ben Sie mir lie­ber das flüs­si­ge Mor­phi­um, dar­an habe ich mich schon ge­wöhnt, das hilft“, re­de­te Kim wei­ter und kram­te hek­tisch in ih­rem Ruck­sack, bis sie ihr Smart­pho­ne ge­fun­den hat­te.
    „Tun Sie mir einen Ge­fal­len“, sag­te sie dann zum Neu­ro­lo­gen und die­ser nick­te be­tre­ten. „Fo­to­gra­fie­ren Sie mich dort un­ter dem Ne­on­licht. Zoo­men Sie aber mein Ge­sicht ganz nahe her­an.“
    „Das ist aber nicht sehr vor­teil­haft bei dem grel­len Licht“, warf der Neu­ro­lo­ge mit dün­ner Stim­me ein.
    „Eben des­halb“, sag­te Kim und stell­te sich un­ter das Ne­on­licht. Als sie das Foto be­trach­te­te, fie­len ihr zu­nächst ihre grü­nen Au­gen mit den schwe­ren Li­dern auf, die einen ver­träumt weg­ge­tre­te­nen Ein­druck auf sie mach­ten. Doch sie woll­te nicht noch ein Foto schie­ßen, son­dern schick­te das Bild als Mail an Tony Braun. Als Er­klärung hat­te sie nur einen ein­zi­gen Satz ge­schrie­ben: „Sam­sa ist zu­rück­ge­kehrt!“

54. Die „Wah­ren Wer­te“

    Eine The­ra­peu­tin war schuld, dass sich Tony Braun und Gior­gio Mil­ler ken­nen­ge­lernt hat­ten. Nach sei­ner de­sa­strö­sen Schei­dung und meh­re­ren Ag­gres­si­ons­schü­ben muss­te Braun zwangs­wei­se eine Psy­cho­the­ra­pie ab­sol­vie­ren und sei­ne Psy­cho­the­ra­peu­tin leg­te ihm nahe, sich so­zi­al zu en­ga­gie­ren. Auf die­se Wei­se kam er mit Gior­gio Mil­ler in Kon­takt, der ein In­ter­net-Talk­ra­dio na­mens „Wah­re Wer­te“ be­trieb und Braun an­bot, ein­mal in der Wo­che nach Mit­ter­nacht als „Nighthawk“ eine ein- bis zwei­stün­di­ge Sen­dung zu ge­stal­ten, in der gute Mu­sik ge­spielt wur­de und in der Leu­te mit Pro­ble­men an­ru­fen konn­ten, die Braun auf sei­ne di­rek­te Art und Wei­se kom­men­tier­te. An­fangs sträub­te sich Braun ein we­nig da­ge­gen, doch mit der Zeit wur­de die Sen­dung, die Braun „Talk ohne Li­mits“ ge­nannt hat­te, zu ei­nem fi­xen Be­stand­teil sei­nes Le­bens und Brauns bru­tal ehr­li­che Ant­wor­ten ver­hal­fen der Sen­dung zu ei­nem ge­wis­sen Kult­sta­tus.
    Das Stu­dio des In­ter­ne­tra­di­os „Wah­re Wer­te“ be­fand sich in ei­nem um­ge­bau­ten Teil des ehe­ma­li­gen Lin­zer Schlacht­hofs. Der alte ver­wit­ter­te In­dus­trie­bau wur­de schon seit Jah­ren nicht mehr als Schlacht­hof ge­nutzt und die Stadt Linz hat­te die ver­schie­de­nen Hal­len und Büro­räu­me ad­ap­tiert und an un­ter­schied­li­che Fir­men, die in der Me­dien­bran­che tätig wa­ren, ver­mie­tet.
    Der Ei­gen­tü­mer der „Wah­ren Wer­te“, Gior­gio Mil­ler, war be­reits Ende sech­zig, trug je­doch noch im­mer den Hip­pie­look sei­ner Ju­gend und war ein al­ter Hase im Me­dien­ge­schäft. Schon in den Sech­zi­ger­jah­ren hat­te er vor der hol­län­di­schen Küs­te auf ei­nem Fracht­schiff ein Pi­ra­ten­ra­dio be­trie­ben, dann in Me­xi­ko das be­rühm­te lin­ke „Ra­dio li­b­re“, das sich

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