Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
gegen die Einwanderungspolitik der USA richtete, und irgendwann hatte es ihn nach Umwegen über Bali und Ibiza der Liebe wegen nach Linz verschlagen, wo er sein engagiertes Talkradio „Wahre Werte“ etabliert hatte. Vor einem halben Jahr hatte ihn sein Arzt vor einem drohenden Herzinfarkt gewarnt und deshalb hatte Giorgio Miller jetzt mit Ende sechzig plötzlich den Sport für sich entdeckt und es sich zur Gewohnheit gemacht, einmal täglich den Schlachthof zu umrunden, um wenigstens kurze Zeit frische Luft zu schnappen und sein Herz mit Bewegung zu trainieren.
„Hallo, Braun, heute bist du aber früher hier“, sagte er, als Braun auftauchte, und klatschte mit ihm ab. Ächzend erhob er sich von dem wackeligen Stuhl, trank noch schnell sein Bier leer und stellte eine eisgekühlte Dose vor Braun auf den Tisch.
„Trink dich in Stimmung, Braun, ich muss noch ein wenig Sport betreiben“, schnaufte er und klopfte auf seinen stattlichen Bauch.
„Wenn du es nur nicht übertreibst, Giorgio“, murmelte Braun abwesend und Miller bemerkte, dass Braun mit seinen Gedanken ganz woanders war. Ächzend stieg Miller die eiserne Treppe nach unten, schlurfte in seinen nagelneuen Sneakern auf die Rampe und über den Parkplatz. Es regnete in Strömen und Miller war froh, dass seine wasserdichte Laufjacke auch eine Kapuze hatte. Außer Brauns zerbeultem Range Rover war hier kein anderes Auto zu sehen, er selbst parkte seinen alten VW Käfer immer auf der anderen Seite der Rampe.
Irgendjemand hatte die einzige Straßenlaterne, die den Parkplatz ansonsten notdürftig beleuchtete, mit einem Stein zerstört und die Glassplitter der Neonröhre knirschten unter Millers Schuhen. In knapp drei Minuten würde Braun auf Sendung gehen. Mal hören, was diesmal das Grundthema sein wird, dachte er. Braun improvisierte gerne und legte sich vorab nie auf ein bestimmtes Thema fest, sondern ließ sich von den Anrufern inspirieren. Als Miller die Längsseite des Schlachthofs geschafft hatte, war er trotz der Regenjacke bereits völlig durchnässt.
Weiter vorne an der Hauptstraße, die zur Donau führte, war ein Motorengeräusch zu hören, dann Türenknallen und schnelle Schritte. Als Miller in seinem gemächlichen Trab die Straße erreicht hatte, war jedoch alles wieder still. Plötzlich bekam er Herzstechen und musste keuchend stehen bleiben, um wieder Atem zu holen.
Verdammter Sport.
Miller hatte noch nie in seinem Leben Sport getrieben, aber als er vor Kurzem in einem Treppenhaus plötzlich keine Luft mehr bekommen hatte und knapp an einem Herzinfarkt vorbeigeschrammt war, bekam er plötzlich die Panik, dass sein Leben schneller vorbei sein könnte, als ihm lieb war. Daraufhin hatte er auch schweren Herzens mit dem Rauchen aufgehört und mit dem Joggen begonnen. Noch immer war er völlig außer Atem und wischte sich mit dem Ärmel seiner Jacke die Regentropfen aus dem Gesicht.
Braun war jetzt bereits in der Sprecherkabine und draußen am Gang leuchtete das Rotlicht. Der Studiotechniker oder Webmaster, wie er sich neuerdings nannte, hielt durch die Glasscheibe bereits den Daumen zum Go nach oben und Braun schob den Regler seines Mischpults hinauf:
„Hallo, ihr da draußen in der Dunkelheit, hier ist Nighthawk mit seinem Talk ohne Limits, der euch vielleicht ein wenig Licht in die Nacht bringt!“ So oder so ähnlich würde Braun jetzt seine Sendung beginnen und anschließend seinen ersten Song spielen.
Miller trabte langsam und ächzend weiter, doch das Stechen in seiner Brust wollte sich nicht legen. Weiter vorne bogen zwei Männer mit Sporttaschen um die Ecke und kamen ihm entgegen. Sie waren so in ein Gespräch vertieft, dass sie ihn überhaupt nicht bemerkten.
Dann waren die beiden Männer auch schon weg und Miller
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