Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
irgendein Anruf gewesen – es war das Gespräch mit seiner Tochter Anna, mit der er einige Zeit lang kein Wort gewechselt hatte, die er komplett aus seinem Leben verdrängt hatte und deren wechselhafte Geschichte er nur von der Ferne beobachtet hatte, als unbeteiligter Zuseher, als jemand, der damit nichts zu tun hatte.
Doch jetzt war alles anders. Er würde nicht mehr mit Bogdan Drakovic zusammenarbeiten, nicht mehr Baubewilligungen, Gutachten und was sonst noch so an Gefälligkeiten von ihm erwartet wurde, erfüllen. Er würde Bogdan Drakovic aus seinem Gedächtnis streichen.
Im Radio hatte er gehört, das der Türke Üzkül Bordar Opfer eines Eifersuchtsmordes geworden war, also hatte er auch von dieser Seite nichts mehr zu befürchten. Bogdan Drakovic hatte kein Druckmittel mehr gegen ihn in der Hand, Bogdan Drakovic war ungefährlich, Bogdan Drakovic war für ihn Vergangenheit.
„Du hast mich warten lassen, Lange“, sagte Bogdan Drakovic, anstelle einer Begrüßung, als er das Büro betrat. Drakovics Augen glänzen, wahrscheinlich hat er sich mit einer Prise Kokain aufgeputscht, dachte Stanislaus Lange und erwiderte betont gleichgültig, während er sich ungefragt auf einen Stuhl setzte: „Ich hatte noch einiges zu erledigen!“
Wie immer trug er sein abgewetztes Tweedsakko mit der Rotarynadel am Aufschlag und seine ausgebeulten Cordhosen. Seine Kleidung stand in krassem Gegensatz zu dem gelackten Äußeren von Bogdan Drakovic, doch Stanislaus Lange wusste, dass er sogar jetzt noch mehr Format hatte, als dieser Drakovic jemals bekommen würde.
„Die Baubewilligung, warum zieht sich das so?“ Ärgerlich goss sich Drakovic einen großen Whiskey ein, trank das Glas in einem Schluck leer, schenkte sich sofort nach.
„Ich sage dir, Lange, lange sehe ich mir das nicht mehr an!“ Er lachte laut auf.
„Lange und lange, das ist gut!“ Mit dem Whiskeyglas deutete Drakovic auf ihn.
„Nächste Woche liegt die Bewilligung hier auf dem Tisch, sonst ...“ Drakovic ließ den Rest des Satzes unausgesprochen in der Luft hängen, grinste höhnisch und setzte sich auf die Schreibtischkante.
„Was ist sonst?“, fragte Stanislaus Lange und eine bisher nie gekannte Ruhe breitete sich in seinem Körper aus. Er hatte den ersten Schritt getan, endlich! Er war dabei, seine Selbstachtung wieder zu gewinnen.
„Was soll das!“, schnauzte Drakovic, den diese Frage sichtlich aus dem Konzept gebracht hatte.
„Ich kann dir sagen, wie es dann weitergeht: Deine Spielschulden sind fällig, du Versager!“
„Üzkül ist tot! Vielleicht weißt du das ja noch nicht, also gibt es keine Schulden mehr! Dir bin ich überhaupt nichts schuldig, Bogdan, nicht das Geringste“, konterte Stanislaus Lange mit ungewohnter Schärfe. „Willst du mir nichts zu trinken anbieten?“, fragte er provokant.
Bogdan Drakovic starrte ihn mehrere Sekunden lang wortlos an, schüttelte seinen Kopf, kippte das Whiskyglas um, bis der aus Schottland importierte Highland Whisky, die Flasche zu 250 Euro, auf den Teppich tropfte und dort einen aromatisierten dunklen Fleck hinterließ.
„Schleck es auf, du Hund, wenn du durstig bist! Na los, schleck es auf!“ Drakovic sprang von der Schreibtischkante, holte aus und knallte das Glas auf den Boden, dass die feinen Kristallsplitter sich über den ganzen Raum verteilten.
„Das zeigt wieder einmal, dass du aus der Gosse kommst, Drakovic! Du bist ein Gossenkind und da nützt dir auch dein ganzes Geld nichts! Lecke es doch selbst auf, das passt zu dir!“
„Wie redest du mit mir, Lange!“, brüllte Drakovic außer sich, trat hinter seinen Schreibtisch, zog aus einer Schublade eine kleine elegante, flexible Stahlrute.
„Wie redest du mit Bogdan Drakovic!“,
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