Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
schrie er, bis seine Stimme nur noch ein heiseres Krächzen war. Ehe Stanislaus Lange reagieren konnte, umrundete Bogdan Drakovic den Schreibtisch und holte mit seiner Stahlrute aus. Die biegsame Waffe entfaltete sich wie ein Zauberstab, traf ihn auf der Brust, drang durch den Stoff und hinterließ einen roten Striemen auf seiner Haut. Dann fegte sie mit einem wischenden Geräusch zurück durch die Luft, um erneut auf seine Brust niederzusausen und diesmal einen senkrechten Striemen zu hinterlassen, der aufplatzte und feine Blutstropfen bildete, die sein zerfetztes Hemd mit roten Punkten verzierten.
„Ich bin Bogdan Drakovic und du machst, was ich will!“, schrie Drakovic und wollte erneut zuschlagen. Doch in der Abwärtsbewegung packte Stanislaus Lange den Arm von Bogdan Drakovic, hielt ihn eisern umklammert und drückte ihn fest zusammen. Er legte seinen ganzen Hass in diesen Druck, auf sein vergeudetes Leben, auf seine vergeudeten Chancen, auf seine Unfähigkeit als Vater, all das legte er in diesen Schraubstockgriff, mit dem er solange zudrückte, bis die Stahlrute auf den Boden fiel. Erst dann entspannte er sich wieder.
„Ich steige aus, Drakovic! Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben! Ich sorge dafür, dass du niemals eine Baubewilligung erhältst, ich bringe dich vor Gericht!“
Seine Stimme verströmte Ruhe und Kälte, eine Kälte, die auch Bogdan Drakovic zu bemerken schien, denn unmerklich zuckte dieser zusammen und verschanzte sich wieder hinter seinem Schreibtisch. Drakovic ließ sich in den handgefertigten Ledersessel fallen und sein bleiches, teigiges Gesicht verzerrte sich zu einem neurotischen Grinsen.
„Du hältst dich wohl für klug, Lange! Bist etwas Besseres! Bringst mich vors Gericht! Dass ich nicht lache! Du bist ein Straßenköter, verstehst du? Ein Hund! Ein kleiner räudiger Hund, den man mit der Peitsche verjagt!“ Drakovic reckte den Hals und nestelte an seinem überdimensionierten Krawattenknoten.
„Vergiss nicht deine Tochter, Lange! Die mit den roten Haaren, diese große, hübsche Frau, die sich mit ihrer lächerlichen Agentur abstrampelt, die arbeitet doch für uns!“
Bogdan Drakovic machte eine bedeutungsvolle Pause, ehe er langsam, behutsam, Wort für Wort genießend, weiterredete.
„Ich vernichte deine Tochter! Ich radiere sie aus! Deine Tochter landet in der Gosse, am Strich, an der Nadel, dafür sorge ich!“
Stanislaus Lange war ein Gentleman der alten Schule, dem Gewalt grundsätzlich ein Gräuel war. Doch in diesem Augenblick wurden Begriffe wie Erziehung, Beherrschung und Ansehen für ihn zu bloßen Worthülsen, die ihm nichts mehr bedeuteten. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit hechtete er über den Schreibtisch, mit dem Knie knackte er die Glasplatte und spinnennetzartig breiteten sich die Sprünge aus. Stanislaus Lange hatte früher exzessiv Tennis und Golf gespielt, war schnell und gelenkig, erwischte den völlig überraschten Bogdan Drakovic an der Krawatte und landete mit seinem ganzen Gewicht auf ihm. Der Stuhl wippte bedenklich, kippte nach hinten über, beide krachten auf den Boden. Er hockte auf Bogdan Drakovic, hielt die Krawatte umklammert und hatte nur eines im Sinn: Drakovic zu töten!
„Wenn du meiner Tochter auch nur ein Haar krümmst, bist du tot!“, schrie er und Speichel regnete über Drakovics Gesicht. Mit der Hand schlug er in das Teiggesicht von Drakovic, kratzte mit seinem Siegelring über die aufgedunsene Wange und Blut tropfte auf Drakovics gestärkten Kragen. Er wollte erneut ausholen und in das bleiche Gesicht schlagen, wollte ihm die Erniedrigungen und Beleidigungen der letzten Jahre heimzahlen. Doch er kam nicht dazu, ein jäher Schmerz in den
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