Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Royal Headoffice war.
Langsam begann es wieder drückend schwül zu werden, doch Gruber fröstelte, als er hinüber zu dem Kran blickte, an dem noch bis vor Kurzem Bogdan Drakovic gehangen hatte. Jetzt baumelte nur die abgesägte Kette ohne Haken in der feuchtheißen Luft. Zunächst mussten sie sich um den Verdächtigen kümmern, um diesen Stanislaus Lange. Wenn der Mann ein Motiv hat, ist der Fall so gut wie gelöst, dachte Gruber.
Tony Braun saß unter dem Förderband auf einem rostigen Stahlträger in Sichtweite des Krans und telefonierte mit Pavel Hajek. Sein Prager Kollege war genauso wie er irritiert über den Mord an Bogdan Drakovic, der ihr angeblich so präzise durchdachtes Theoriegebäude zum Einsturz gebracht hatte.
„Verdammte Scheiße! Ich muss mich wieder neu orientieren. Mir fehlt im Augenblick vollkommen der Plan“, seufzte Braun und zeichnete mit einer Schuhspitze Kreise in den staubigen Boden.
„Der Mord ist also nach einem ähnlichen Muster geschehen wie der in Prag?“, fragte Hajek.
„Nicht ähnlich, Hajek! Fast gleich, dieselbe Raserei, derselbe Täter, daran besteht für mich kein Zweifel. Ich warte noch auf die Auswertung der Spuren, dann maile ich dir den Bericht.“ Er machte eine Pause, der Alkohol drang ihm aus allen Poren, dann krächzte er wieder ins Telefon.
„Bis jetzt kann ich allerdings meinen Chef nicht davon überzeugen, eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu genehmigen.“ Resignierend räusperte er sich und massierte sich die Stirn, hinter der ihn ein Trommelwirbelschmerz fast um den Verstand brachte.
„Mir geht es genauso! Gewisse Zusammenhänge sollen nicht an die Öffentlichkeit gelangen, daran ist niemand interessiert! Ich bin übrigens durch deine Informationen auf eine neue, vielversprechende Spur gestoßen“, versuchte ihn Hajek wieder ein wenig zu motivieren.
„Spur? Welche Spur?“, fragte Braun zerstreut und erinnerte sich im selben Augenblick an die Mail von Richard Marx, die er einfach an Hajek weitergeleitet hatte. Er hatte sie nicht einmal gelesen, worum ging es da eigentlich?
„Braun, du hast mir doch selbst eine Mail mit diesem E.T. Blog und dem Hinweis geschickt! Royal Steel, das Jahr 1991. Klingelt es jetzt bei dir? Es gibt in Zagreb jemanden, der ein Motiv haben könnte! Ich fahre gleich morgen dorthin!“ Hajek war voller Tatendrang und Braun stellte fest, dass er ihn darum beneidete.
„Der Fall wird doch von deinem Chef direkt bearbeitet? Kann mir nicht vorstellen, dass der den Mordfall an die große Glocke hängen will“, ließ Braun dann aber doch wieder den Pessimisten heraushängen.
„Ich nehme mir einfach ein paar Tage Urlaub und fahre nach Kroatien. Das ist ganz normal.“ Hajeks Antwort ließ keine Zweifel oder Hindernisse gelten.
Braun musste unwillkürlich lachen.
„Hajek, du bist erstaunlich! Bis bald!“
Er steckte sein Handy ein und drehte sich zu Dominik Gruber um, der eilig auf ihn zukam und eine DVD in der Hand schwenkte.
„Chef, wir haben einen möglichen Verdächtigen! Ist alles auf dieser DVD!“, rief Gruber schon von Weitem.
„Hat der Verdächtige auch einen Namen?“
„Stanislaus Lange! Der Stadtrat!“, antwortete Gruber und war sichtlich stolz auf diese Information.
Reflexartig griff sich Braun an die Schläfen. Die Kopfschmerzen steigerten sich zu einem rasenden Inferno, das grelle Licht und der Alkoholpegel, der noch immer rekordverdächtig war, ließen seinen Kreislauf in den Keller rasseln. Als er aufstand, schwankte er bedenklich.
„Ist Ihnen nicht gut, Chef?“, fragte Gruber besorgt.
„Spiel bloß nicht die Krankenschwester, Gruber! Es geht schon wieder, nur der Kreislauf spielt in letzter Zeit verrückt! Kein Wunder bei dieser abnormen
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