Trinity (German Edition)
obwohl Elizabeth die unproblematische Aufgabe bereits in einer halben Minute begriffen hatte. Holly stellte keine weiteren persönlichen Fragen, und Elizabeth tat nichts, um sie dazu zu ermuntern.
Als Elizabeth dann anfing, Akten abzulegen, war sie froh, dass ihr das die Gelegenheit gab, sich die Personalakten näher anzusehen und sich auf die Weise eine bessere Vorstellung von ihrer neuen Umgebung zu machen.
Dabei versuchte sie, sich an alles zu erinnern, was sie über den Zweiten Weltkrieg und das Manhattan-Projekt wusste. Sie ertappte sich dabei, wie ihre Gedanken abschweiften, wichtige Daten durcheinanderbrachten, und deshalb versuchte sie, sich auf einem Blatt Aufzeichnungen zu machen, während sie die Personalakten alphabetisch sortierte. Sie machte sich die Notizen in ihrer persönlichen Kurzschrift, die sie sich in ihrer Collegezeit entwickelt hatte. Wenn jemand das Blatt mit den Notizen fand, würde er damit ganz bestimmt nichts anfangen können.
Nachdem sie drei Stunden lang unentwegt gearbeitet hatte, ohne dass auch nur eine Person das Büro betreten hätte, stand Holly auf und griff sich mit der Hand ins Kreuz. Dann schob sie sich die Frisur zurecht. »Ich fahre ins Lodge hinunter. Wollen Sie mitkommen und mal Pause machen?«
»Ins Lodge?«
»Solange die Kantine hier nicht fertig ist, ist Fuller Lodge die einzige Möglichkeit in der ganzen Stadt, etwas Richtiges zu essen zu bekommen. Wenn Sie das Risiko eingehen wollen, in der Zivilistenkantine etwas zu essen, liegt das bei Ihnen. Sonst würde ich Ihnen die Lodge empfehlen.«
Elizabeth richtete sich auf und musterte den Stapel Papier, der inzwischen auf die Hälfte zusammengeschrumpft war. Sie wollte alleine sein, um herumzuschnüffeln. »Ich will Ihnen was sagen«, meinte sie, »wenn Sie recht haben, dass heute meine Versetzung kommt, dann werde ich damit hier nicht fertig. Wie wär's, wenn Sie mir etwas mitbringen, und ich versuche, das hier zu erledigen.«
»Sie sind wirklich ein Geschenk des Himmels, Elizabeth. Ich bin Ihnen sehr dankbar.« Holly holte ihre Handtasche. »Was soll ich Ihnen denn mitbringen?«
»Oh, einen Salat. Mit einem leichten Ranchdressing.«
Holly starrte sie verständnislos an, und dann ging ein Lächeln über ihr Gesicht. »Ein Salat – richtig ausschweifend! Und was in aller Welt ist ein Ranchdressing? Wie wär's mit einem Cheeseburger oder einem Hot Dog? Je nachdem, was die dort Warmes haben.«
»Na fein.«
Holly schien Elizabeths Gleichgültigkeit nicht zu bemerken. »Ich löse Sie dann ab, wenn ich zurückkomme. Auf die Weise kommen Sie auch zum Essen und können sich dann den Nachmittag freinehmen, sobald Ihre Papiere da sind.«
»Na klar. Wir werden schon sehen.«
Als Holly hinausgegangen war, atmete Elizabeth tief durch und machte sich klar, dass sie allem Anschein nach in puncto Essen würde umdenken müssen. Es lebe das Cholesterin – nichts von wegen fettarmer Kost, und alles mit Konservierungsmitteln überladen. Dazu vermutlich pampige Soßen, zu viel Zucker – lauter Kalorienbomben. Sie spürte bereits, wie ihr Magen zu revoltieren begann.
Als sie sicher war, dass Holly nicht noch einmal zurückkommen würde, ging Elizabeth in den hinteren Teil des Büros und zog ihre Liste heraus. Sie überflog die hingekritzelten Notizen:
– Okay, der Krieg hat um 1940 angefangen und ist 1945 (?) zu Ende gewesen. Deutschland (Nazis); Italien (Faschisten); und Japaner.
– Roosevelt ist Präsident, dann Truman. Roosevelt ist im Amt gestorben. Wann? Truman hat die Bombe geworfen.
– Manhattan-Projekt gründet geheime Stadt Los Alamos in den New-Mexico-Bergen (Jemez). Ein Rudel Wissenschaftler zusammengeholt, um die Bombe zu entwickeln. Chef Oppenheimer. Bombentest in der Nähe von Alamogordo: »Trinity«-Versuchsstätte.
– Zwei Bomben gebaut, Fat Man und Little Boy für den Abwurf auf Hiroshima und Nagasaki. (Wenn ich mich nur an das Datum erinnern könnte!) Die eine Bombe nach der Kanonenmethode gebaut, die andere Implosion. Flugzeug mit der Bombe heißt Enola Gay. Irgendwo im Südpazifik gestartet. Nicht sicher, ob Enola Gay für beide Bomben eingesetzt. Weiß nicht, wie lange zwischen Hiroshima und Nagasaki; höchstens ein paar Wochen zwischen Trinity und Hiroshima.
– Deutsche haben an eigenem Bombenkonzept gebastelt, aber irgendwo Mist gebaut. Heisenberg hat eine Rechnung verbockt, falschen Querschnitt (?) aufgeschrieben. Weiß nicht mehr, was es war.
Elizabeth bedachte ihre
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