Trinity (German Edition)
jetzt Bohnen essen, die an einem Lagerfeuer gekocht sind. Deshalb werde ich mich nicht beklagen.«
Der uniformierte Mann an der Kasse zählte ihr Mittagessen zusammen: »Cheeseburger, fünfundzwanzig Cents; Pommes frites, fünfzehn Cent; Cola, einen Dime. Macht vier Bits, Ma'am. Noch etwas?« Der junge Mann wirkte gerade alt genug, um überhaupt beim Militär zu sein.
»Nein, vielen Dank.« Sie musste sich im Kopf ausrechnen, was »vier Bits« waren. Während sie bezahlte, musste Elizabeth an sich halten, um nicht über das fettige Zeug auf ihrem Tablett, das in dem grellen Licht noch widerwärtiger wirkte, die Nase zu rümpfen. Was an der Theke an Obst und Gemüse angeboten wurde, zeigte einen Anflug von grünem Schimmel. Wahrscheinlich vollgesogen mit Pestiziden und DDT.
Sie setzte sich mit Fox an einen für acht Personen bestimmten Tisch. Drei junge Männer in weißen Hemden nickten kurz, als Elizabeth sich setzte, und setzten dann ihre Lektüre der Physical Review und einer zwei Tage alten Santa-Fe-New-Mexican-Zeitung fort. Der Mann mit der Zeitung meinte, ohne dabei jemanden bestimmten anzusprechen, wie lange die Alliierten seiner Meinung nach noch brauchen würden, um die Solomon-Inseln einzunehmen, über denen allem Anschein nach zur Zeit Luftkämpfe stattfanden. An den Teil des Zweiten Weltkriegs konnte sich Elizabeth überhaupt nicht erinnern.
Sie schnitt ihren Hamburger auseinander und nahm einen Bissen davon. Dann sah sie sich um. »Irgendwelche Mayonnaise gesehen?«
Fox blickte von seiner Mahlzeit auf. »Für Ihren Hamburger. Isst man die in Amerika so?«
Elizabeth würgte den Bissen hinunter. »Natürlich nicht. Lassen Sie nur.«
»Mhm.«
Elizabeth war gar nicht bewusst gewesen, wie hungrig sie inzwischen war. Sie hatte an Mrs. Canapellis gewaltigem Frühstück, das aus Eiern, Würstchen und in Schmalz gebratenen Kartoffeln bestand, nur herumgestochert. Jetzt, aus der Obhut der matronenhaften Frau befreit, musste Elizabeth an sich halten, um das Essen nicht hinunterzuschlingen.
Als sie aufblickte, sah sie den geheimnisvollen Mann, der ihr in der vergangenen Nacht im Verwaltungsgebäude geholfen hatte. Er wandte sich von der Kasse ab und sah zu ihr herüber. Elizabeth erkannte sein kurzes lockiges Haar, das kantige Gesicht und sein breites Lächeln. Er schob eine Augenbraue hoch und zwinkerte ihr zu und trug sein Tablett dann zu einem anderen Tisch. Elizabeth griff nach Fox' Handgelenk. »Wer ist das? Kennen Sie ihn?«
Fox sah sich um, brauchte einen Augenblick, bis er den Mann ausfindig gemacht hatte, den sie meinte, schüttelte dann aber den Kopf. »Tut mir leid, ich bin hier neu.«
Einer ihrer Tischgefährten blickte von seiner Fachzeitschrift auf: »Das ist Dick Feynman, ein brillanter Junge. Und ein Schlaumeier ist er auch, nach allem, was ich höre.«
Zwei seiner Kollegen schmunzelten. »Er bringt die Leute von der Sicherheit zur Weißglut – knackt dauernd Safes, bloß um zu beweisen, dass ihre ganzen Vorsichtsmaßregeln nichts nützen, wenn jemand mit einem Funken Verstand und der nötigen Geduld es darauf anlegt.«
»Ich habe gehört, dass er seiner Frau gesagt hat, sie soll ihre Briefe an ihn in wenigstens fünfzig Fetzen zerreißen und dann die Fetzen hierherschicken. Die Jungs von der Sicherheit müssen das Ding zusammensetzen, ehe sie es lesen können. Feynman stört das nicht.«
»Äh, danke«, sagte Elizabeth. »Ich habe gestern mit ihm gesprochen, aber ihn nicht nach seinen Namen gefragt.« Die anderen Männer hatten sich bereits wieder in ihre Zeitschriften vertieft.
Eine Weile herrschte ein beinahe unbehagliches Schweigen, bis Fox mit vollem Mund meinte: »Ich hatte wirklich erwartet, dass man sich hier eher wie in einer Universitätsstadt fühlen würde.«
»Wie meinen Sie das?« Elizabeth deutete mit einer Kopfbewegung auf die in ihre Zeitschriften versunkenen Männer. »Auf mich wirkt das alles ziemlich abgeschieden.«
»Nein, nicht das. Ich meine das Gefühl. Sehen Sie sich doch um. Die Leute vertiefen sich entweder in ihre Zeitschriften oder rennen wie gehetzt herum. Eine Universitätsstadt sollte gelockerter sein, ein Ort, wo die Leute über die Konsequenzen ihrer Entdeckungen nachdenken können. Sich unter einen Baum setzen, mit einem Grashalm im Mund, und einfach über das Wesen des Universums nachdenken. Hier wirken alle so gehetzt.«
Elizabeth nahm einen Bissen von ihrem Hamburger. Unter einem Baum herumsitzen. Allem Anschein nach hatte Fox nicht
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