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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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Wissenschaftlern bekannt war, deren politische Einstellung man als verlässlich einschätzte. Ausgemachter Blödsinn! Deutsche Wissenschaftler wie Esau würden diese einfache Technik möglicherweise nie erfahren, und die kriegführenden Länder würden fortfahren, einander mit fast fertiggestellten »Geheimwaffen« zu bedrohen.
    Damals war er stark versucht gewesen, Esau zu schreiben und ihm über Fermis Kettenreaktion zu informieren. Er hatte tagelang geschwitzt und es sich immer wieder anders überlegt, bis schließlich seine eigene Angst die Oberhand gewonnen hatte. Aber die harmlose Bemerkung jener Frau, Elizabeth Devane, hatte ihn wieder nachdenklich gemacht. Was, wenn Werner Heisenberg tatsächlich einen Fehler begangen hatte, einen Querschnitt falsch berechnet hatte? Das war durchaus im Bereich des Möglichen, selbst für einen Nobelpreisträger. Normalerweise wurden die physikalischen und experimentellen Daten an jedem einzelnen Punkt kontrolliert und noch einmal kontrolliert, wenn eine so wichtige Anwendung von den Resultaten abhing. Aber wenn der angesehenste Physiker ganz Deutschlands, der Entdecker der Quantenunschärferelation selbst, zu seinen Ergebnissen stand, dann war in dieser Atmosphäre der Geheimhaltung, wie der Krieg sie erzeugte, niemand bereit, sie infrage zu stellen.
    Fox schnaubte. Elizabeth Devane konnte unmöglich gewusst haben … und doch war sie ihm irgendwie eigenartig vorgekommen. Eine sorgfältig präparierte und ausgebildete Person, so geschickt getarnt, dass niemand Argwohn schöpfen würde. War das nicht die Art und Weise, wie Spione arbeiteten? Die Annahme, dass die Nazis in ein so riesiges Unternehmen, wie es das Manhattan-Projekt war, nicht irgendeinen Informanten eingeschleust hatten, erschien Fox einfach unrealistisch. Und gab es eine bessere Tarnung als die einer unauffälligen Büroangestellten, die zufälligerweise wesentlich umfangreichere physikalische Kenntnisse besaß, als man das bei einer einfachen Frau für möglich hielt? Elizabeth konnte in aller Stille alles, was in Los Alamos vor sich ging, beobachten und in sich aufnehmen und zu geeigneter Gelegenheit nach Berlin melden.
    Er dachte über das nach, was sie gesagt hatte. Was, wenn Heisenberg für die Alliierten arbeitete und seine eigenen Forschungsarbeiten sabotierte, um damit zu erreichen, dass Hitlers Arbeiten hinter denen der anderen zurückblieben? Was, wenn Elizabeths Informationen zu den falschen Leuten gelangten, den wahren Nazikriegstreibern und nicht zu Wissenschaftlern, denen man vertrauen konnte, wie Abraham Esau? Die ganze Vorstellung war einfach lächerlich. Und doch … Wie hatte Elizabeth auf so etwas kommen können? Was wusste sie wirklich?
    Das Bild der zwei Männer mit den geladenen Pistolen schien gefährlich stabilisierend, wenn man es mit einem Monopol der Macht auf beiden Seiten verglich. Wenn beide Seiten gleich stark waren, würde sie das zum Frieden zwingen; wenn man ihr andererseits einen größeren Knüppel in die Hand gab, als ihn jeder andere auf der Welt hatte, würde selbst die demokratischste Nation sich in die Rolle eines Schlägers entwickeln, der andere terrorisierte.
    Fox wusste, dass allein schon der Versuch einer Kontaktaufnahme zu Esau gefährlich war. Aber diese neue Erkenntnis war einfach zu wichtig, um sie nicht weiterzugeben. Die Nachricht von Fermis Reaktion hatte als Anstoß schon beinahe ausgereicht, beinahe. Und Elizabeths Bemerkung war das letzte Steinchen auf der Waagschale gewesen. Er schob den Brief wieder in seine Jackentasche zurück.
    Der Bus versetzte Fox einen unsanften Stoß, als er in ein Schlagloch plumpste. Die Fenster klapperten und die Federung ächzte. Santa Fe dehnte sich in seinem ganzen historischen Selbstbewusstsein vor ihm aus. Braune Adobebauten säumten die Straße, gesprenkelt mit Farbe aus Bündeln mit roten Pfefferschoten, die an den Türen hingen. Farbenprächtige mexikanische Kacheln säumten die Fenster mit ihren gerundeten Ecken. Einige Häuser prunkten mit kunstvoll gearbeiteten schwarzen schmiedeeisernen Toren.
    Ein junger Mann stand vorn im Bus. Obwohl er unauffällige Zivilkleidung trug – weißes Hemd, ausgebeulte graue Hosen und eine schmale dunkle Krawatte –, schien der Mann einfach nicht hierherzupassen. Sein ganzes Wesen sandte ein unsichtbares Signal, das »Militär« verkündete, G-2 – nicht einfach bloß irgendein netter Mann, der darum besorgt war, dass die Wissenschaftler sich auf ihrem Ausflug wohlfühlten.

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