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Trinken hilft

Trinken hilft

Titel: Trinken hilft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxi Buhl
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Deutschland. Aber verdient ist nix dran. Im Gegenteil. War eine Mordsschufterei. Ich kann’s bezeugen, mich hat er zum Einweihungsfest eingeladen.«
    »Das kann ich gar nicht glauben!«, entfuhr es mir. Von Höhlenwohnungen im reichen Deutschland sei mir noch nie was zu Ohren gekommen.
    Die Höhlenwohnung von seinem Nachbarn stehe in keinem Landschaftsführer, betonte er. Die sei nämlich inoffiziell. Quasi aus der Not heraus entstanden. Ein Ergebnis unserer vertrackten Bürokratie, wenn ich wisse, was er meine. Ich schaute ihn etwas unsicher von der Seite an. So ganz kam ich bei seinen Andeutungen nicht mit.
    »Können Sie dichthalten?« Er fixierte mich zweifelnd.
    Ich nickte. »Ich bin Autist«, gestand ich.
    »Das ist mir wurscht, welche Partei Sie wählen. Mein Nachbar soll keine Scherereien kriegen, darum geht’s. Also noch mal: Können Sie schweigen wie ein Grab?«
    »Schweigen ist meine Stärke«, beteuerte ich. »Absolut.«
    »Dann erzähle ich Ihnen jetzt eine Geschichte, wie man sie nur in unserem vernagelten Deutschland erleben kann, wo die Bürokraten sich aufmandeln wie die … wie die … Großfürsten, die vermaledeiten! Man muss ihnen das Handwerk legen, diesen Parasiten, und genau das hat mein Nachbar getan. Also passen S’ auf.

    Mein Nachbar, Herr Mangold, ist ein echter Naturbursche. Arglos und umgänglich mit einem großen Herz für jede Art von Kreatur. Einen angenehmeren Nachbarn kann man sich kaum vorstellen. Vor allem, wenn man wie ich früher schon mal mit bürokratischen Nachbarn seine liebe Not hatte. Solche Leute können einem das Leben zur Hölle machen. Stur und arglistig suchen sie nach Möglichkeiten, ihre Mitmenschen auf den Namen des Gesetzes festzuschmieden, und wo beim Naturburschen ein sanftmütiges Herz schlägt, bohrt sich beim Bürokraten der scharfe Stachel Rechthaberei ins unzufriedene Fleisch.
    Herr Mangold ist natürlich kein Single. So ein sympathischer Mensch bleibt nicht lange allein. Seine Frau ist rotbackig und drall wie Diana, nicht die Prinzessin, sondern die römische Göttin des Ackerbaus. Naturburschen wissen ein gesundes Weib zu schätzen, und wenn zwei liebenswerte Menschen sich zusammentun, bleiben auch die beiden nicht lange allein, das liegt in der Natur der Liebe.
    Als ihr erstes Kind auf die Welt kam, sahen sich Mangolds nach einer geeigneten Wohnstatt um. Natürlich nicht neben einer Stadtautobahn und auch nicht im zwölften Stock eines Hochhauses. Liebende haben immer Glück. Mangolds fanden ein entzückendes Häuschen im Grünen, unweit von unserer Hütte am Stadtrand, von Birken, Tannen und Kastanien umgeben, und das einzige Geräusch, das man in diesem Idyll vernimmt, ist das Zwitschern der Vögel.
    Zugegeben, das Häuschen war winzig, nur zwei Zimmer, Küche, Klo. Im Grundbuch ist es als Gartenhäuschen auf Gartenland ausgewiesen, außerhalb des Erschließungsgebietes. Aber wie der Makler hinter vorgehaltener Hand versicherte, sei es nur noch eine Frage von zwei, höchstens drei Jahren, bis dieses paradiesische Stück Erde als vollwertiges Bauland erschlossen würde. Immerhin, bewohnbar sei das Häuschen, Strom und Leitungswasser seien vorhanden. Der Kanal käme mit der Erschließung, bis dahin müsse man halt die Klärgrube alle Halbjahr leeren lassen. Mangolds zögerten nicht lange und kauften. Sie luden uns zu ihrer Einweihungsparty ein, seitdem sind wir befreundet und helfen einander, wo immer Not am Mann ist.
    Der erste Sommer zeigte sich von seiner Sonnenseite. Das Baby der Mangolds gedieh prächtig, es entwickelte einen kräftigen Appetit hier am Busen der Natur und hatte bald rote, runde Bäckchen. Auch Frau Mangold gedieh prächtig inmitten ihres Gemüsebeetes, das sie mit Liebe angelegt hatte. Bald bekam sie ein so rundes Bäuchlein, dass sie sich kaum mehr zum Lauch hinunterbücken konnte, als er geerntet werden sollte. Das kam, weil Herr Mangold ein Naturbursche ist, und natürlich von den lauen Nächten und Vögeln. Im Winter wurde das Häuschen zu einem Hort der Wärme und Geborgenheit, im Kanonenofen glühte Tag und Nacht das selbst geschlagene Brennholz, das Herr Mangold rund ums Haus aufgeschichtet hatte. Das Häuschen sah aus wie ein Knusperhäuschen, so klein und putzig, aber beim Fenster schaute keine Hexe heraus, sondern eine Schar pausbäckiger Engelchen. Jedes Jahr ein Köpflein mehr. Frau Mangold ist wirklich ein prächtiges Weib, und Herr Mangold, der Naturbursche, kann gar nicht genug von ihr kriegen.
    Nach dem vierten

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