Trinken Sie Essig, meine Herren: Werksausgabe Band 1, Prosa (German Edition)
an die Hand!«, kommandierte ich. Artomonow, Chruschtschow und Molotkow nahmen sich an die Hand.
»Und jetzt mir na-a-ach, marrrsch!« Und auf ging’s im Stechschritt Richtung Detskoje Selo.
2. August 1938
Natascha: Natalja Koljubakina (1868–1945) war Tante und Patentante von Charms.
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Der Maler und die Uhr
Serow, der Maler, ging zum Obwodny-Kanal. Warum er dorthin ging? Um Gummi zu kaufen. Wozu brauchte er Gummi? Um sich ein Gummiband zu machen. Und wozu brauchte er ein Gummiband? Um es in die Länge zu ziehen. Genau. Was noch? Folgendes: Der Maler Serow hatte seine Uhr kaputtgemacht. Die Uhr ging gut, und er machte sie einfach so kaputt. Was noch? Nichts weiter. Nichts, wirklich nichts! Und du, steck deine dreckige Nase nicht in Sachen, die dich nichts angehen! Gott, vergib mir!
Es war einmal eine alte Frau. Sie lebte und lebte, und dann verbrannte sie im Ofen. Geschah ihr ganz recht! Serow, der Maler, war jedenfalls dieser Meinung …
Ach je! Ich würde ja gern weiterschreiben, aber das Tintenfass ist plötzlich weg.
22. Oktober 1938
Walentin Serow (1865–1911), russischer Portraitmaler, Vertreter der Frühmoderne und des Jugendstils.
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Ein neues Schriftstellertalent
Andrej Andrejewitsch dachte sich folgende Geschichte aus: In einem alten Schloss lebte ein Prinz, der war ein furchtbarer Schluckspecht. Die Frau dieses Prinzen trank im Gegenteil nicht einmal Tee, nur Wasser und Milch trank sie. Ihr Mann trank Wodka und Wein, aber Milch trank er nicht. Seine Frau trank im Grunde genommen auch Wodka, doch sie verheimlichte das. Ihr Mann war ein frecher Kerl und trank ganz offen. »Milch trinke ich keine, aber Wodka ja!«, sagte er stets. Sein Frau dagegen zog immer mal still und leise ein Fläschchen unter der Schürze hervor und gluck-gluck-gluck, kippte sie sich einen hinter die Binde. Ihr Mann, der Prinz, sagte: »Könntest mir ruhig mal einen Schluck abgeben.« Aber seine Frau, die Prinzessin, sagte: »Nein, es reicht ja nicht mal für mich. Kju!« »Ach«, sagte der Prinz, »du Ludja!« Und mit diesen Worten schleuderte er seine Frau zu Boden! Sie schlug sich die ganze Fresse auf, lag auf dem Boden und heulte. Der Prinz hüllte sich in seinen Umhang und zog sich in seinen Turm zurück. Dort hatte er einen Käfig stehen. Weil er dort, bitteschön, Hühner züchtete. Da kam also der Prinz hoch oben in seinem Turm an, und dort gackerten die Hühner und verlangten nach Futter. Ein Huhn fing sogar an zu wiehern. »Pass auf, du Großschnabel, du!«, sagte er zu ihm. »Halt die Schnauze, sonst kriegst du eins drauf!« Das Huhn versteht nur Bahnhof und wiehert weiter. Das Ende vom Lied ist also, dass das Huhn oben im Turm ein Mordsgezeter macht, der Prinz wie ein Bierkutscher flucht und seine Frau unten auf dem Boden liegt, mit einem Wort, das reinste Sodom.
Voilà, das ist die Geschichte, die sich Andrej Andrejewitsch ausgedacht hat. Allein an dieser Geschichte kann man sehen, dass Andrej Andrejewitsch ein großes Talent ist. Andrej Andrejewitsch ist ein sehr kluger Mann, sehr klug und sehr gut!
12.–30. Oktober 1938
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Erziehung
Ein Matrose kaufte sich ein Haus mit Dach. Und der Matrose zog in dieses Haus ein und machte Kinder. Er machte so viele Kinder, dass man sich gar nicht mehr vor ihnen retten konnte. Da kaufte der Matrose eine Kinderfrau und sagte zu ihr: »Hier, Kinderfrau, hast du meine Kinder. Hüte sie ordentlich und erfüll ihnen jeden Wunsch, aber pass auf, dass sie sich nicht gegenseitig beißen. Wenn sie zu arg über die Stränge schlagen, übergieß sie mit Terpentin oder Essigessenz. Dann halten sie den Schnabel. Und noch was. Du isst natürlich gern. Also, davon musst du dich verabschieden. Ich werde dir nichts zu essen geben.«
»Moment mal, wie soll das gehen?«, erschrak die Kinderfrau.
»Jeder Mensch muss doch essen.« »Nun ja, ganz wie du meinst, aber solange du meine Kinder hütest, wage es ja nicht zu essen!« Die Kinderfrau wollte aufbegehren, doch der Matrose versetzte ihr eins mit dem Stock, und die Kinderfrau gab klein bei.
»Und nun«, sagte der Matrose, »kümmer dich um meine Rotzlöffel!«
Und so begann die Erziehung der Matrosenkinder.
<1933–1938>
Kolkow hatte Schmerzen in der Hand und ging zu einer Ambulanz. Unterwegs bekam er auch in der anderen Hand Schmerzen. Vor lauter Schmerzen musste sich Kolkow aufs Trottoir setzen, und er beschloss, nicht weiterzugehen. Passanten liefen an Kolkow vorbei und
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