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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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unterließ es, mir eine ähnliche Behandlung zukommen zu lassen, setzte sich auf den freien Stuhl neben Auguste und machte augenblicklich auf Businessfrau.
    Sie entschuldigte ihr spätes Erscheinen damit, dass »wieder mal viel Stress« im Büro herrschte. Für mich hörte es sich eher danach an, dass sie sich für unentbehrlich hielt.
    »Wenn ich mich nicht selbst drum kümmere, bleibt alles liegen. Dafür habe ich mir aber den Rest des Tages freigenommen und lade euch zum Essen ein«, sagte sie.
    »Nein, nein«, protestierte Auguste.
    Huguette ignorierte den Einwand. »Doch, lass mich nur machen.«
    Sie war so aufgekratzt, dass es mir verdächtig vorkam.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Ich dachte, das müssen wir feiern«, antwortete sie.
    »Was denn, Augustes neue Frisur?«
    »Ich freue mich, dass mein mir ansonsten ewig auf der Tasche liegender Sohn anscheinend doch zu etwas zu gebrauchen ist«, erklärte Huguette.
    Ich war überrascht. »Du machst Witze.«
    »Wirklich, der Artikel hat mir gefallen, besonders dein Kommentar. Aber ich habe euch noch etwas anderes Erfreuliches mitzuteilen.«
    In diesem Moment erschien der Dicke an unserem Tisch und reichte Huguette die Speisekarte. Dafür, dass er sie persönlich bediente, konnte es nur einen Grund geben: Er versuchte von seinem politischen Gegner etwas in Erfahrung zu bringen. Nur deshalb scharwenzelt der hier herum, dachte ich.
    Er lächelte aufgesetzt freundlich. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen, Gnädigste, einen Roten vielleicht? Ein kleiner Scherz.«
    Karrieremama sah nicht einmal auf.
    »Riesling«, antwortete sie mit der Gleichgültigkeit eines Gefrierfachs.
    »Bitte verzeihen Sie«, schleimte er unterwürfig weiter, »sie sind einfach ein zu seltener Gast bei uns. Wann schaut schon mal ein Vertreter einer großen bürgerlichen Partei bei mir vorbei? Dass sie hier bei mir ein kleines Familientreffen feiern, ehrt mich sehr. Bestimmt haben Sie es ihnen schon gesagt, Ihrem Sohn und der Frau Mutter ... Oder doch nicht? Oh, ich wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen.«
    Zornesröte brachte Huguettes Wangen zum Glühen. »Was fällt Ihnen ein! Bitte belästigen Sie uns nicht.«
    Fritz lächelte triumphierend. »Aber es stimmt doch, man hat Ihnen einen Listenplatz zugewiesen. Sie sind nominiert und werden für den Landtag kandidieren. Frauenpower, so nennt man das doch, richtig? Und der Herr Sohn, aus dem wird mal ein großer Journalist. Der Artikel im Lokalblatt, alle Achtung. Obwohl, die Haare könnte er sich mal schneiden lassen.«
    Der Intelligenzquotient des Dicken war vermutlich niedriger als der einer Amöbe. Ausgerechnet durch ihn musste ich erfahren, dass Huguette ihrem Ruf als Karrierefrau alle Ehre machte. Obwohl sie meine Hilfe nun wirklich nicht brauchte, konnte ich mal wieder meine Klappe nicht halten.
    »Vor noch nicht allzu langer Zeit bin ich hier wie Dreck behandelt und vor die Tür gesetzt worden. Und jetzt, da Sie entdeckt haben, dass man mit dem Musikfieber Geld machen kann, und zwar richtig Geld, brauchen Sie sich gar nicht einzuschleimen«, sagte ich.
    Er wurde kreidebleich. Er öffnete den Mund, überlegte es sich aber anders, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte ab.
    »Du bist vor die Tür gesetzt worden?«, fragte Huguette ungläubig.
    Ich nickte.
    »Trotzdem hättest du ihn nicht so provozieren müssen. Von Diplomatie verstehst du rein gar nichts.«
    »Als angehende Politikerin denkst du nur an Wählerstimmen. Die Stammtischsäcke hier werden niemals ihr Kreuzchen für dich machen«, gab ich zurück und beschloss, es bei diesem Kommentar zu belassen, da mich Auguste mit einem eindeutigen Blick darum bat.
    Die Kellnerin kam und brachte das Essen. Dreimal Sauerbraten und den Riesling. Stumm machten wir uns darüber her. Der Braten war zart, die Soße gelungen. Komisch, trotz der schlechten Laune und der plötzlich eingetretenen Stille am Tisch putzte ich alles weg.
    Schließlich wurde ich wieder gesprächig. »Man hat mir einen Job angeboten. Bei der Zeitung.«
    Huguette setzte ihr Business-Lächeln auf. »Das freut mich für dich, wirklich. Aber merke dir, in diesem Beruf ist man immer nur so gut wie die letzte große Sache, die du gelandet hast. Um erfolgreich zu sein, muss man ständig eine große Story auf Lager haben, da steht man unter dem Druck, immer zeigen zu müssen, was man drauf hat. Das wird erwartet, daran wird man gemessen. Bringst du es nicht, wirst du wieder fallengelassen. Außerdem solltest du

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