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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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Bühnenvorhang. Die Orgel rumorte mit einem tiefen Brummen weiter. Skip hämmerte mit den Fäusten auf den Bass ein. Mir kam es vor wie der letzte verzweifelte Versuch, das herannahende Unheil aufzuhalten. Der Sound, der aus Skips Lautsprecherbox dröhnte, passte wunderbar zum Auffahrunfall.
    Mittlerweile waren Polizeisirenen zu vernehmen, Isberg ließ die Bullen aufmarschieren. Er hatte einen hochroten Kopf. Ging ihm die Luft aus? Er röhrte seit fünfzehn Minuten, ohne abzusetzen. Jetzt aber war es ihm anscheinend genug. Abrupt brach er sein Spiel ab und schickte wie ein sterbendes Tier einen markerschütternden Schrei hinterher. Der Crash am Times Square endete tödlich, er hatte alles platt gefahren.
    Isberg schnappte sich Hut und Jackett, sprang von der Bühne und verschwand im Publikum. Zurück blieb Mark an seinem Schlagzeug. Er hatte längst aufgehört zu spielen.
    Für eine schrecklich lange Sekunde herrschte totale Stille im Saal.
    Dann brach ein Pfeifkonzert los. Isbergs Spiel war nicht für jeden Freak eine Freude gewesen. Nicht wenige hielten seine Free-Jazz-Einlage für Kakophonie, also etwas, was sie nicht nur nicht gewohnt waren, sondern etwas, was sie nicht abkonnten.
    Bierflaschen wurden auf die Bühne geschleudert und kullerten vor das Schlagzeugpodest. Schließlich ertönten laute Buhrufe. Mark machte, das er wegkam vom Ort des Unglücks. Mit hängendem Kopf schlich er hinter den Vorhang.
    *
    Ich stand mit Andi und Karen bei Billy am Mischpult, als Skip angerannt kam und an meinem Hemd zerrte. »Wir brauchen deine Hilfe. Mark hat sich in der Garderobe mit einem Kasten Bier eingeschlossen. Jetzt zerdeppert er eine Flasche nach der anderen.«
    Fürst, Rosie, Don, Paul und Gero gingen vor der Garderobe auf und ab und diskutierten heftig. Ich schob mich an ihnen vorbei und hämmerte gegen die Tür, dann drückte ich die Klinke herunter. Es war abgeschlossen.
    Drinnen klirrte es verdächtig.
    Dann machte es Patsch. Und noch mal Patsch.
    Auf dem Flur stank es fürchterlich nach Bier.
    »Was soll der Quatsch?«, rief ich gegen die Tür, die Hand am Griff.
    »Dieser Arsch, der kriegt eins in die Fresse«, giftete Mark durch die Tür.
    »Das Geschrei hört man bis auf die Bühne. So können meine Künstler nicht arbeiten«, meinte Fürst.
    »Mark ist auch dein Künstler. Schon vergessen?«, blaffte ich zurück.
    »Vergiss Dreamlight, eigentlich kann ich nur Mark gebrauchen – wenn er denn wieder zu sich gekommen ist«, antwortete Fürst.
    Gero, Skip und Paul schauten sich ungläubig an.
    Paul der Hitzkopf. In ihm arbeitete es, das zeigte der Ausdruck in seinem Gesicht. Gleich würde er Fürst am Kragen packen. Doch er rührte sich nicht.
    In der Garderobe machte es wieder Patsch, patsch, patsch.
    »Die Sauerei da drinnen räumt er allein weg. Und wenn was kaputtgeht, kommt er dafür auf. Das Bier ziehe ich ihm von der Gage ab«, sagte Don.
    »Ganz schlechtes Karma«, sagte Rosie.
    Patsch. Patsch. Patsch.
    »Am besten, wir ignorieren ihn, dann kommt er von selbst wieder runter«, sagte Andi.
    Ich war ratlos. »Scheiße, was nun?«
    Noch einmal machte es Patsch.
    Dann blieb es plötzlich still. War wohl die letzte Flasche.
    Ein Knall, als sei etwas explodiert. Der Rahmen der Tür erbebte. Instinktiv zogen alle auf dem Flur den Kopf ein. Das musste der leere Kasten gewesen sein, ja, so war es, er hatte den Kasten gegen die Tür gedonnert.
    Seine Wut schien noch nicht abgeflaut.
    »Alles in Ordnung?«, rief ich und erhielt keine Antwort.
    Schließlich drehte sich der Schlüssel im Schloss, und die Tür ging auf. Marks Kopf lugte heraus, und sein Blick fiel auf Andi.
    Mit dem Kopf voran stürzte er sich auf seinen vermeintlichen Konkurrenten. Wie ein Rammbock traf er ihn an der Brust. Beide krachten gegen die Wand. Andi verdrehte die Augen, als würde er ohnmächtig, und sank zu Boden.
    Ich packte Mark am T-Shirt und zog ihn zur Seite. Ich hatte so viel Schwung, dass Mark gegen die andere Seite des Flurs prallte.
    »Komm endlich wieder runter, Mann«, brüllte ich.
    Marks wirrer Blick sagte mir, dass meine Worte ihn nicht erreichten.
    »Er ist an allem schuld«, brachte er keuchend hervor. »Er hat Isberg bei Dreamlight eingeschleust und ihn zu dieser Scheiße angestiftet.«
    Andi hatte sich wieder aufgerappelt, er schien nichts abgekommen zu haben. Seine Antwort kam pfeilschnell. »Warum sollte ich so etwas tun?«
    »Weil wir das Festival gewonnen haben und nicht du!«
    »Das Festival hat mich nie

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