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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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mehr ein Feeling, das er für das Instrument hatte.
    Und wenn er richtig gut drauf war, imitierte er Beefhearts Gesang aus dem Zappa-Song »Willie the Pimp«.
    »I’m a little pimp with my hair gassed back / Pair a khaki pants with my shoes shined black / HOT MEAT, HOT RATS, HOT CATS, HOT RITZ, HOT ROOTS, HOT SOOTS«, grunzte er. Hot Rats, daher hatte der Laden seinen Namen.
    Hördi kannte sich phänomenal mit Musik aus. Es hieß, er hätte mit elf bereits angefangen, LPs zu sammeln. Das konnte ich bezeugen, denn ich hatte ihm ein paar seiner Singles – Kinks und The Who – abgekauft. Inzwischen bewahrte er fast tausend Alben alphabetisch geordnet in seiner Bude auf. Er konnte die kompletten Besetzungen sämtlicher Bands runterrasseln, von denen er Platten besaß. Sein Spitzname kam von dem alten Donovan-Song »The Hurdy Gurdy Man«. Wer ihm den Namen verpasst hatte, habe ich vergessen. Aber so wie ihn stellte ich mir einen freakigen Leierkastenmann vor. Nicht besonders groß, dünn wie ein Besenstiel, die langen schwarzen Haare bis zu den Brustwarzen reichend und die Zähne vom Schwarzen Krauser dunkelgelb gefärbt. Hördi sagte nie viel. Wenn er sich aber einmischte, hatte es Hand und Fuß.
    »Die Leute behaupten, die Jugend sei die beste Zeit des Lebens. Ich bin froh, wenn sie vorbei ist«, sagte er unvermittelt in die Runde, ohne jemanden anzusehen oder direkt anzusprechen.
    »Wenn du jung bist«, fuhr er fort, »hast du keine Kontrolle über das, was mit dir geschieht. Erst mal macht dein Körper, was er will. Du kriegst Sackhaare, und die Hormone verdrehen dir den Kopf. Dann sagt dir jeder, was du tun sollst, beziehungsweise, was du nicht tun sollst. Die Eltern, die Lehrer, die Verwandtschaft, selbst die Kassiererin im Supermarkt. In der Jugend hast du nichts zu melden, rein gar nichts, du musst immer das machen, was die Erwachsenen dir sagen. Darum will ich so schnell wie möglich erwachsen werden.«
    Niemand am Tisch reagierte darauf. Auch ich nicht. Die Korona war solche Einwürfe von ihm gewohnt. Er erwartete auch nicht, dass jemand von uns antwortete. Er nuckelte an seinem Bier und dachte wahrscheinlich erst mal selbst über das eben Gesagte nach.
    Aber was war denn da los? Vor dem Kühlschrank hatten sich auf einmal alle wichtigen Gitarristen des Musikfiebers versammelt. Falko von Electric Junk, Rössel von Storm, Uli von Zoon Politikon, Stefan von Stiebel Eltron und Paul von Dreamlight.
    Sie hielten eine Art Musikerstammtisch ab. Es ging mal wieder darum, wer der würdige Nachfolger von Jimi Hendrix sei. Seit dessen Tod vor zehn Monaten war diese Frage unter Saitenquälern das Thema schlechthin. Jeder hatte seinen eigenen Favoriten, wer in die Fußstapfen von Jimi treten dürfe.
    »Was John McLaughlin auf der doppelhalsigen Gibson rausholt, ist unglaublich«, begann Stefan.
    »Rory Gallagher, Mann, wie der den Blues rockt, das kann kein Zweiter«, kommentierte Rössel.
    »Larry Coryell, der kommt noch ganz groß raus. Der macht dem guten Jimi alle Ehre«, sagte Falko.
    »Ich mag diese Fingerkünstler nicht. Da dreht es sich doch nur darum, wer der Schnellste auf sechzig Zentimetern Gitarrenhals ist. Ich vermisse da das gewisse Etwas, das echte Gefühl. Duane Allman von der Allman Brothers Band, der hat Feeling«, war Ulis Beitrag zum Gitarristentratsch.
    »Die Soli von Steve Howe bei Yes sind aber auch nicht von schlechten Eltern«, traute sich Paul einzuwerfen.
    Sofort fielen alle über ihn her.
    »Nee, der ist mir zu glatt«, sagte Stefan.
    »Und benutzt zu viele Effektgeräte. Das kommt mir vor, als würde er sich dahinter verstecken. Eigentlich brauchst du nicht mal einen Verzerrer. Dave Davies von den Kinks hat einfach den Absatz seines Stiefels in die Membran des Lautsprechers gedonnert, um den Sound von ›You Really Got Me‹ zu kreieren«, erklärte Falko.
    Lautsprecher, das war das Stichwort für Stefan.
    »Hast du schon mal was von den Stramp-Verstärkern gehört? Die baut so ein Typ aus Hamburg. Sollen besser sein als die Marshall-Amps.«
    »Das hat doch dieser Hans Riebesehl geschrieben. Der soll ja Deutschlands bester Roadie sein. Ich hab gehört, der will eine eigene Zeitschrift rausbringen, ein Magazin für Musiker, Riebe’s Fachblatt oder so ähnlich soll das heißen«, fügte Rössel hinzu.
    »Wirklich? Geil, Mann«, sagte Uli.
    »Ganz schön abgefahren, oder?«, fragte Falko.
    »Cool, is ja super«, meinte Paul.
    Scheiße, dachte ich, Gitarristen spinnen.
    Den Flur runter rockte es

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