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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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wohin mit mir.
    Da war es wieder. Ein Zucken und Ziehen.
    Jetzt nahm ich auch diese merkwürdigen Klänge wahr. Sie kamen durch die Tür neben dem Kühlschrank. Es gab also noch ein weiteres Zimmer im Müsli, eines, das mir bislang nicht aufgefallen war. Was mochte sich in diesem geheimen Gemach verbergen?
    Die Geräusche nahmen an Intensität zu. Kein Zweifel, sie galten mir. Es waren die Stimmen von Sirenen, und sie riefen: »Komm, komm!«
    *
    Als ich eintrat, fand ich mich in einem indischen Tempel wieder.
    Vor meinen Augen schwebte ein riesiges Om-Zeichen, der Urlaut aller indischen Mantras. Der Geruch von Moschus drang in meine Nase. So stark, dass ich niesen musste. Ich vernahm Glöckchen, Tablas und eine Sitar.
    Es dauerte eine Weile, bis mein Hirn die Eindrücke verarbeitete. Ein grelles weißes Licht blendete mich. Ich kniff die Augen zusammen.
    Als ich sie wieder öffnete, war das weiße Licht unglaublich schön.
    Alles in diesem Zimmer erstrahlte in gleißendem Schein. Ich sah eine Gottheit, es war Shiva, umgeben von zwei Tänzerinnen. Eine Schaumstoffmatratze, die fast den ganzen Raum einnahm, war hergerichtet mit Decken und Kissen wie das Liebeslager eines Maharadschas. Ich streifte meine Turnschuhe ab, spürte den Flokati unter meinen Füßen und folgte der Musik.
    Das konnte nicht real sein. Ich hatte Halluzinationen der allerfeinsten Art.
    Ich erkannte Fränki von Alpha Centaurus und Achter von Inri. Sie hockten im Schneidersitz auf dem Maharadschalager. Fränki zupfte auf einer Zwölfsaitigen, Achter bearbeitete Bongos. Sie spielten einen Raga, dann entdeckte ich Sonny, ebenfalls in der Yogaposition, der eine Melodie summte. Doch sie sahen nicht so aus, wie ich sie kannte, sie schienen sich verändert zu haben. Sie hatten sich in Hobbits verwandelt. In verdammte kleine Hobbits aus dem Herrn der Ringe. Elli und Moni hüpften in rote Sarigewänder gehüllt und elfengleich über den Flokati. Dann hörte ich ein Schmatzen, Saugen und Schlürfen. Das waren Geräusche, die Menschen machten, wenn sie Sex hatten.
    Dieses Acid war echt der Hammer.
    »Mann, verzieh dich, hier ist alles besetzt.«
    Die Stimme kannte ich. Auch wenn sie verfremdet klang, als hätte man sie durch Pauls Gitarrenphaser gejagt, sie gehörte trotzdem Sonny.
    Jetzt sah ich es. Er saß nicht ohne Grund in der Yogaposition. Er war der Maharadscha und Elli und Moni seine ergebenen Dienerinnen. Dann vernahm ich ein Kichern. Ich ließ mich rücklings auf das Lager fallen.
    Ich spürte etwas Weiches. Bevor ich darauf kam, wessen Brüste mir da ins Gesicht hingen, explodierte es in meinem Kopf. Der Silver Moon entfaltete seine ganze psychedelische Pracht.
    Mein Geist schien sich von meinem Körper zu lösen oder sonst wie aus meinem Körper hinauszuwollen. Ich hielt mir die Nase zu, denn ich hatte plötzlich die Vorstellung, dass meine Seele genau an dieser Stelle abzuhauen versuchte. Das beunruhigte mich sehr.
    Das Zucken und Ziehen war jetzt auf den ganzen Körper übergegangen, es war in meinen Zehen, Beinen, im Brustkorb, in den Armen und Händen. Doch tat es nicht weh, es fühlte sich angenehm an. Die indische Musik verursachte ein nicht enden wollendes Echo.
    Jemand rief meinen Namen und rüttelte an mir.
    »Eeey Maaannn, aaallleees klaaar miiit diiir?«
    Ich öffnete die Augen und erschrak.
    Fetzer hatte ein güldenes Gewand an, auf seiner Brust glänzte ein Om-Zeichen aus Edelsteinen. Auf dem Kopf trug er etwas Turbanähnliches. Seine Struwwelpetermähne hatte sich in Schlangen verwandelt. Die Schlangen hatten die Gesichter von Elli und Moni.
    »Bist du in Ordnung?«, sangen die Schlangen im Sirenenchor.
    Irgendetwas fiel mir ins Gesicht. Es tat höllisch weh. Ich gab keinen Laut von mir. Dann wurde ich an Schultern und Armen gepackt und mit einem kräftigen Ruck auf die Beine gestellt.
    Ich muss ungefähr eine Stunde wie ein Toter auf dem Maharadschabett gelegen haben. Dann war Sonny in die Küche gegangen und hatte gesagt, da drinnen liege eine Acid-Leiche, ob jemand die entfernen könne. Fetzer schlug mir mehrmals mit der flachen Hand ins Gesicht. Als ich nicht reagierte, ging er Karen holen. Gemeinsam bugsierten sie mich ins Matratzenzimmer und gaben mir zu trinken. Ich setzte an und leerte die Wasserflasche bis zur Hälfte.
    Karen machte eine besorgte Miene. »Du warst richtig weggetreten. Wir wollten schon einen Krankenwagen holen.«
    Ich versuchte ein Lächeln. »Geht schon, danke. Ich fühle mich gut.«
    Karen ließ nicht

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