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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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anzugrinsen. Dann begann Giulia zu erzählen. Die Truppe, mit der sie unterwegs sei, stamme aus Mailand, und es seien nicht wirklich ihre Freunde, sie habe die Jungs gestern erst getroffen. Ob wir aus Deutschland kämen? Klar doch, meinte Don und grinste wieder.
    »Toll, dann kann ich endlich mein Deutsch verbessern«, sagte sie.
    Ich war erleichtert. Dons Kauderwelschenglisch wäre auch zu grauenhaft gewesen, um damit weiter Konversation zu betreiben. Giulia redete drauflos, ohne Punkt und Komma. Sie interessiere sich sehr für die deutsche Kultur. Sie lese Böll und Grass, kenne die Filme von Rainer Werner Fassbinder und habe einen Kurs belegt, um die Sprache zu lernen.
    Warum sie nicht mit den anderen mitgegangen sei, wollte Andi wissen. Italienische Jungs, antwortete sie, seien so unglaublich überzeugt von sich, hielten sich für unwiderstehlich, das Gehabe ginge ihr mächtig auf den Keks. Wir sähen sympathisch aus und kämen ihr gerade recht, es sei die Gelegenheit, sich von dem Verein loszueisen und neue Leute kennenzulernen.
    Giulia entpuppte sich als prima Kumpel. Als ob der Laden ihr gehöre, führte sie uns im Hotel ein, machte uns mit den Gegebenheiten des Hauses vertraut. Sie redete und redete. Eigentlich seien alle Zimmer belegt. Einige Freaks würden seit Monaten und länger im Continental hausen. Die meisten seien wegen des Festivals da. Im dritten Stock kamen wir an dem Raum vorbei, in dem die Musik spielte. Zwei Typen saßen auf einer Matratze und waren in eine Session mit Flöte und Gitarre vertieft. Sie bemerkten uns nicht. Peace, Leute, weitermachen, klingt nicht schlecht.
    Am Ende des Flurs zeigte Giulia uns das letzte freie Zimmer. Sie war ganz der charmante Hotelpage und warf dabei ständig ein Auge auf Don. Das Zimmer hatte sie auf einer Erkundungstour entdeckt. Es war komplett leer, aber wenigstens waren die Fenster intakt und nicht vernagelt.
    Giulia sagte, irgendwo auf dem Dachboden gebe es noch ein paar herrenlose Matratzen. Ob sie uns hinführen solle? Don grinste und meinte, er werde sich darum kümmern. Mark, Andi und ich marschierten los, um die Sachen aus dem Auto zu holen.
    Eine Stunde später war das Zimmer in eine schmucke Behausung verwandelt. Don hatte sich unter dem Fenster breitgemacht. Er saß auf seiner Matratze, die Arme um Giulia gelegt. Ihr schien es nicht unangenehm zu sein, sie machte einen zufriedenen Eindruck. Ihr Gepäck und der Schlafsack waren auch schon da. Wo auch immer sie vorher untergebracht gewesen sein mochte, es sah ganz so aus, als wolle sie künftig bei uns bleiben.
    Giulia löste sich aus Dons Umarmung. »Lasst uns ins Casino gehen.«
    »Etwa Geld verzocken?«, fragte Andi und zwirbelte seinen Bart.
    »Im Casino gibt es einen Saal, in den ungefähr tausendfünfhundert Leute reinpassen. Da findet das Festival statt. Lasst uns schauen, was dort los ist«, antwortete sie.
    »Wir haben keine Tickets«, gab ich zu bedenken.
    »Und unsere Kohle reicht nur für Magma«, fügte Mark hinzu.
    Don hatte seinen Managerjargon wiedergefunden. »Zu Magma kommen wir gratis rein. Was meinst du denn, Fürst hat uns hierher gelockt, dann soll er uns auch auf die Gästeliste setzen.«
    Giulia schaute erstaunt in die Runde. »Ihr kennt einen Fürsten?«
    »Ich erzähle es dir auf dem Weg«, sagte Don.
    *
    Las-Vegas-Flair? Blinkende Neonreklame? Pompöser Palast des Kapitalismus? Ein Hauch der großen Schickimickiwelt? Weit gefehlt.
    Am Casino von Montreux war nichts glamourös. Von außen hatte der Bau den Charme einer Stadthalle.
    In der Mitte der Empfangshalle plätscherte ein kleiner Springbrunnen, der irgendwie deplatziert wirkte, den Besuchern aber unmissverständlich mitteilte, dass sie sich in einem Tempel des Mammons befanden. Links ging es durch eine Glastür ins Restaurant, rechts durch einen separaten Eingang zu den Spieltischen.
    Es heißt, in einem Casino höben sich die gesellschaftlichen Unterschiede auf. Kleidungsvorschriften sorgten dafür, dass die Männer alle in Anzug und Krawatte herumliefen, die Damen in entsprechender Abendgarderobe. Ob jemand Fabrikbesitzer oder ein einfacher Büroangestellter war, erkannte man nur an der Anzahl der Chips. Während des Festivals war diese Kontinuität des Geldes aufgehoben. Es herrschte eine Art Zweiklassengesellschaft, die der Chipbesitzer und die der Musikfans. Das Aufeinandertreffen der Kulturen war von gegenseitiger Ignoranz geprägt. Keiner nahm vom anderen Notiz. Das Spielervolk ging zielstrebig, die Musikfans

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