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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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Schwarzweißmuster aus fußballgroßen Punkten, die in einer nicht entschlüsselbaren Regelmäßigkeit zu einer Linie zusammenliefen, dann wieder auseinanderdrifteten und sich zu einem Nichts aus weiteren Punkten aufblähten. Ich konnte nicht darauf blicken, ohne dass mir schwindelig wurde.
    Mark, Andi, Don, Giulia und ich saßen auf einem Sofa, das die Form eines enorm großen Wasserstoffmoleküls hatte. Es war bretthart.
    Neben dem Sofa thronte auf einem Ständer eine Art in der Mitte durchtrennte Plastikkugel. Innen war sie mit giftgrünen Kissen gepolstert. In der Kugel hockte mit geschlossenen Augen eine Frau im Schneidersitz. Sie sah aus wie eine Wahrsagerin, ihre Haare steckten unter einem Kopftuch. An jedem ihrer Finger glitzerte ein Ring, silberne Armreife klapperten an ihren Handgelenken, als sie sich in Position brachte. Mit Daumen und Zeigefinger formte sie einen Kreis, die restlichen Finger spreizte sie ab. Es war unmöglich, ihr Alter zu schätzen.
    »Darf ich vorstellen, das ist Rosie, meine Muse und Inspiration«, sagte Fürst. Er saß in einem mit rotem Leder bezogenen Sessel, in dem er fast versank. Ich schätzte ihn auf Anfang dreißig. Er trug weiße Jeans und einen Pulli mit einem Muster, das dem an der Wand ziemlich nahe kam. Während unseres Gesprächs steckte er sich eine Zigarette nach der anderen an. Er fuhr mit nervösen Bewegungen durch sein halblanges, rotblondes Haar und redete schneller als irgendjemand, den ich kannte.
    Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. Mit einem Mal fühlte ich mich herausgefordert, ihm auf den Zahn zu fühlen. Er war nicht unumstritten. In der Sounds hatte ich einen Artikel gelesen, der seine Labelpolitik als undurchsichtig und aufschneiderisch geißelte.
    »Fürst, die Pop-Hure. So nennen dich die Medien«, begann ich.
    Er blieb gelassen und lächelte mich an. »Du solltest nicht alles glauben, was die Zeitungen verbreiten.«
    »Du arbeitest mit den großen Labels zusammen. Du nutzt deren Vertriebswege und Marketingabteilungen. Es heißt, dein Anspruch, die Szene aus der Lethargie zu reißen, sei nur heiße Luft. Eigentlich willst du doch auch nur groß absahnen«, ätzte ich weiter.
    »Das System zu ändern ist keine Sache, die von heute auf morgen passiert. Ich bin Pragmatiker, verstehst du?«
    Ich blickte ihm in die Augen. »Ich frage mich, nutzt du das System nur zum eigenen Vorteil, oder geht es dir wirklich darum, etwas zu bewegen?«
    »Es reicht!« Don war kurz davor, an die Decke zu gehen.
    »Ich möchte mich für meinen Freund entschuldigen, er spielt sich gern als kritische Instanz auf«, schob er nach und schaute Fürst unterwürfig an.
    »Ich will nur wissen, ob er es wirklich ernst meint. Vielleicht verarscht uns Pop-Fürst nur, macht sich einen Spaß daraus, uns Provinzler an der Nase herumzuführen«, verteidigte ich mich.
    »Mir imponiert, wenn jemand eine eigene Meinung hat«, sagte Fürst schmunzelnd in meine Richtung, »und sie dann auch begründen kann.«
    »Können wir endlich über das reden, weswegen wir nach Montreux gekommen sind?«, fragte Don.
    Fürst runzelte die Stirn. »Wie war das noch, ihr veranstaltet ein Festival? Und deine beiden Kumpels hier sind so was wie die Überflieger bei euch.«
    Mark beugte sich vor und schaute Fürst direkt an. Andi nickte mir zu und grinste. Giulia schien dem Gespräch nicht gefolgt zu sein, ihr Blick ruhte auf Rosie, die noch immer in der Halbkugel meditierte.
    »Ich möchte, dass du dir die Jungs und die Bands, in denen sie spielen, mal anschaust«, sagte Don.
    Fürst schlug die Beine übereinander. Eine Geste, mit der er sich als ausgebuffter Profi präsentieren konnte, ganz der Big Boss. »Warum der Aufwand?«
    Don gab sich Mühe, mitzuhalten. »In denen steckt Substanz, das ist die Wahrheit. Außerdem machen wir eine Vorentscheidung, eine Art Vorspielen, und da hätten wir dich gern in der Jury dabei. Die Unkosten bekommst du selbstverständlich erstattet.«
    Oh Mann, dachte ich. Don, bitte kriech ihm nicht zu sehr hinten rein, auch wenn Fürst dem Festival einen gewissen Glanz verleihen würde.
    Big Boss fragte: »Wie viele Bands habt ihr am Start?«
    »Seit das Musikfieber ausgebrochen ist, haben sich einundzwanzig Gruppen angemeldet«, erläuterte Don. Das hatten wir ihm bereits am Telefon gesagt, er hatte es wohl vergessen, die vielen wichtigen Gespräche mit den Großen der Branche und so, da behält man solch eine Kleinigkeit nicht.
    Fürst nickte anerkennend. »Hätte ich nicht gedacht,

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