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Trips & Träume

Trips & Träume

Titel: Trips & Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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dass bei euch so viel los ist. Das wird ja ein Marathon.«
    Mark traute sich endlich, etwas zu sagen. »Don ist ein Organisationsgenie, der kriegt das schon gebacken.« Er suchte erneut Blickkontakt mit Fürst, der ihn interessiert musterte.
    »Anfangs dachte ich, ihr seid Spinner. Aber da ihr heute hier aufgetaucht seid, scheint ihr es wirklich ernst zu meinen. Ihr glaubt nicht, wie viele Schwätzer es in dem Business gibt. Ich mag euch, weiß auch nicht, warum. Ich denke, für einen Tag könnte ich es einrichten, vorbeizukommen. Was meinst du, Rosie, fahren wir in die Provinz und gehen auf Talentsuche?«
    Die Wahrsagerin öffnete die Augen. »Die Vibrationen, die ich spüre, sind ungenau. Aber warum nicht? Ja, wir sollten die Jungs unterstützen.«
    Dann schaute sie mich an. »Dir sollte ich mal die Karten legen.«
    War das eine Drohung? Sie schloss die Augen und gab sich wieder der Meditation hin, oder was auch immer sie in der Halbkugel tat.
    »Ich treffe mich nachher mit dem Manager von Magma. Wir sehen uns beim Konzert, ihr steht auf der Gästeliste«, sagte Fürst. Damit war die Audienz beendet. Sie hatte keine zehn Minuten gedauert.
    *
    Ich verstand nicht wirklich, was da vor sich ging.
    Aber es schien so gewollt zu sein. Die Leute hinzuhalten, war wohl Teil ihrer Show. Die Musiker standen einfach nur da, die Arme über der Brust verschränkt, und starrten ins Publikum, als wollten sie sich jeden Einzelnen im Saal persönlich vornehmen.
    Seit fünf Minuten ging das schon so.
    Getuschel und Geflüster. Tausendfünfhundert Fans, die darauf warteten, dass etwas geschah. Einige reckten die Köpfe, neugierig, was auf der Bühne los war. Es tat sich noch immer nichts. Niemand im Saal traute sich, seinen Unmut mit Pfiffen zu äußern.
    Die sieben Mitglieder von Magma waren wie Mönche in schwarze Kutten gehüllt, die von dicken Schnüren zusammengehalten wurden. Ihre Gesichter konnte ich nicht erkennen, sie hatten Kapuzen auf. Um den Hals trugen sie, golden glänzend, die Kralle, das bandeigene Symbol, das auch auf ihren Plattenhüllen immer wieder auftauchte.
    Christian Vander, Schlagzeuger und Chef der Band und als Einziger ohne Kutte, saß hinter seiner Schießbude und schaute mit wirrem Blick in die Menschenmenge. Das enge schwarze T-Shirt brachte seine Trommlermuskeln bestens zur Geltung.
    Dann passierte es. Die Musiker rissen sich die Kapuzen vom Kopf und riefen: »Hama Tai!« Es klang wie ein Schlachtruf.
    Mit den Fäusten droschen sie auf ihre Instrumente ein, malträtierten Bass, Gitarre und Keyboard und entfachten einen infernalischen Krach.
    Der Sänger gab spitze Schreie von sich. Plötzlich floss Blut aus seinem Mund. Irgendeine Flüssigkeit, die man auch für Sterbeszenen im Theater benutzte, lief ihm den Hals hinunter und über die Kutte.
    Es war grässlich, aber faszinierend.
    Vander fegte mit schnellen Wirbeln über die Toms. Die Sängerin stimmte ebenfalls in das Schreien mit ein. Alle schrieen sie jetzt und spuckten Blut.
    Diese Band war nicht von dieser Welt.
    Der Sänger verdrehte die Augen, sein Körper wurde hin und her geschüttelt, als wäre er von einem Dämon besessen. Die langen schwarzen Haare und ein Bart, der sein ganzes Gesicht bedeckte, verstärkten diesen Eindruck. Er brüllte einen Schwall unverständlicher Worte ins Mikro, jene Sprache zwischen Slawisch und Latein, die der Schlagzeuger erfunden hatte.
    Die Band war mittlerweile in einen komplizierten Beat übergegangen und spielte vertrackte Passagen, auf die wilde Tempiwechsel folgten.
    Die Musik war bombastisch und angsteinflößend, eine Waffe zur Vernichtung der geistigen Gesundheit. Ich dachte plötzlich an Ägypten. So musste es geklungen haben, als Kleopatra in Alexandria einzog.
    »Die sind völlig meschugge, aber irgendwie auch toll«, brüllte Andi mir zu. Wir hatten Don und Mark aus den Augen verloren. Es war verabredet, dass wir uns alle nach dem Konzert am Eingang zum Casino-Restaurant treffen würden. Wir wollten noch in der Nacht zurückfahren. Die Klamotten waren schon im Wagen verstaut, das Zimmer im Continental geräumt.
    Ich entdeckte sie in einer hinteren Ecke des Saals. Sie standen da mit Fürst, der mit Rosie Händchen hielt. Don hatte den Arm um Giulia gelegt, Mark sprach mit Fürst. Trotz der Lautstärke lachten und redeten sie, der Auftritt von Magma schien sie gar nicht zu interessieren.
    Damit Andi mich besser verstand, formte ich die Hände zu einem Trichter, den ich ihm direkt ans Ohr hielt. »Fürst,

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