Tristan
Material dieser kleinen runden Scheiben, die er in seiner Hand hielt, zu ergründen. »Das sind keine Silberlinge, das sind Kiesel.«
»Kiesel, Kiesel!«, nahm Beitin die Worte seines Begleiters auf und stapfte vor ihm den dunklen Weg hinab zum Hafen. »Was weißt du schon von Kieseln. Das ist das, was du in deinem Kopf hast.«
»Schau doch selbst nach.«
Da griff auch Beitin in seinen Beutel und blieb abrupt stehen. Er holte eine der kleinen runden Scheiben heraus, steckte sie zwischen die Zähne und biss darauf. »Zum Teufel!« Er spuckte aus, nahm eine andere Scheibe heraus und hielt sie sich vor die Augen. »Das ist Silber«, sagte er, »aber das andere, das war wirklich ein - ein Kieselstein. Zum Teufel! Was geht hier vor?«
Beitin begann den Weg zum Hafen hinunterzulaufen, so schnell er konnte. Kian folgte ihm, bis sie das erste der kleinen Feuer an der Befestigungsmauer erreichten, wo Leute vom Nachtmarkt geröstetes Korn anboten und Krautsuppe. Beitin schubste einen der Händler beiseite und entleerte auf dessen Hocker seinen Beutel. Da sah er, dass Kian recht gehabt hatte. Die Hälfte der Scheiben waren ganz gewöhnliche Flusskiesel, die andere nordische Silbermünzen, die man bestenfalls zum Einschmelzen anbieten konnte.
Beitin war außer sich, als er sah, was er erhalten hatte. »Sie hat uns betrogen!«, rief er laut den Leuten zu, die sich schnell wegen seines Geschreis und Gezeters um sie versammelt hatten. »Sie hat uns betrogen!«
Auch Kian hatte inzwischen den Inhalt seines Beutels überprüft und sich mit flinken Fingern die Silberpfennige aus dem Haufen aus Steinen und Münzen herausgefischt. Übrig blieb ihm eine halbe Handvoll. »Und dafür«, jammerte er, »sind wir übers Meer gefahren, haben unsere eigenen Münzen für Pferde und Unterkunft, für Essen und Trinken ausgegeben, und kommen zurück und haben weniger als vorher und noch dazu zwei Menschen erschlagen? Dafür?« Er hob die Faust in den Himmel, die das Geld umschloss, und jaulte wie ein Hund.
»Ihr habt zwei Menschen erschlagen?«, rief jemand aus der Menge.
»Im Auftrag eurer Königin!« Kian geriet in Wut. Diese kleine Menge von Münzen brannte in seiner Hand. Beitin trat einen Schritt zurück. »Sei still!«, rief er mit erstickter Stimme. Aber Kian steigerte sich immer mehr in seinen Ärger hinein. »Ich verfluche sie, eure Isolde!«, schrie er. Da wurde der erste Stein geworfen. Er traf Kian am Hals. »Niemand verflucht unsere Königin!«, kam es aus der Menge. Ein zweiter, dritter, vierter Stein flog auf Kian zu, eine gute Zielscheibe, hell beleuchtet vom Feuer an der Hafenmauer. Als er am Kopf getroffen wurde, strauchelte er und öffnete die Faust, die Münzen fielen zu Boden. Sofort kam Bewegung in die Menge, und im Nu waren die Silberlinge aufgesammelt. Ebenso schnell löste sich die Menge auf. Der Kornröster sogar ließ sein Feuer im Stich.
Beitin half Kian auf die Beine, legte dessen Arm um seine Schulter und schleppte ihn hinunter zum Hafen. Dort schien tatsächlich ein Boot auf sie zu warten. Ein Schiffsjunge fuchtelte mit den Armen, als er sie sah, half Beitin, Kian an Bord zu hieven, und löste sofort danach die Leinen. Während sich die beiden neben eine Kiste hockten, wurde das Segel gesetzt, und das Boot glitt in die Nacht hinaus.
Beitin sah dem allen mit Staunen zu, blickte in den Sternenhimmel über sich und auf den völlig erschöpften Begleiter an seiner Seite. In der Ferne loderten auf Meereshöhe, aber auch in den Hügeln der Küste Feuer. Eines davon war besonders hell. Nie wieder, sagte sich Beitin, will ich dieses Feuer sehen, nie wieder das Gesicht dieser Frau, nie wieder diese Insel. Er beugte sich zu Kian, der an der Stirn blutete, und flüsterte ihm ins Ohr: »Hellet venat ungur- weißt du, was das heißt, Kian? - Nein? Ich auch nicht. Die Frau hat es gesagt, nachdem sie uns weggeschickt hat. Nachdem sie uns bezahlt hat - mit Kieselsteinen! Verflucht sei sie!«
Voreiligkeit und Versprechen ~ 104 ~ Der Name des Kindes
Dorran kam atemlos angerannt und verkündete, die Söldner seien an Bord und das Boot in See gestochen, er habe alles mit eigenen Augen gesehen, man könne sie ihm aber ausstechen, wenn er die Unwahrheit gesagt habe.
»Hüte dich vor solchen Versprechen«, sagte die Frau, »schon mancher ist wegen seiner Vorwitzigkeit erblindet.«
»Noch etwas«, sagte Dorran und überging selbstsicher die Warnung, »die beiden müssen christianisiert gewesen sein. Wir haben uns also
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