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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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mussten seit der Vormittagsstunde, als er selbst angekommen war, dort in der Zwischenzeit angelegt haben. Die bunten Wipfel und Fahnen verrieten, dass sie von überall her kamen. Am Ufer machten sich die Schiffsleute zu schaffen, Güter feilzubieten, bevor sie an einem der folgenden Tage weitersegeln würden.
    Weitersegeln! - Thomas blieb stehen. In diesem Moment wusste er, wie er zu seinen Goldstücken kommen würde. Vor einer Hütte nahm er an einem Holztisch Platz und ließ sich einen Becher Wasser bringen. Aus seiner Reisetasche packte er ein Tintenfässchen aus, eine kurze Feder und ein Stück Pergament - ganz so, wie er bei Courvenal gelernt hatte, dass man diese Utensilien immer bei sich haben sollte. Dann setzte er ein kurzes Schreiben auf:
    Herren von Conoêl, Marschall Rual, in der Herberge am Hafen, die mir bekannt ist durch Reden Eures Bischofs Courvenal, dort, wo der Weg ausläuft auf die Straße zur Burg Conoêl, sind zwei Männer, Hoggard aus Britannien und Dorran aus Erui, geheime Kundschafter ihrer Königshäuser, die es auf Tristan abgesehen haben und verfängliche Fragen nach ihm und seiner Mutter Blancheflur stellen. Der Knecht Hoggard hat sich zudem um drei meiner Goldmünzen bereichert, die mir als Händler und Kaufmann gehören, Goldmünzen aus der Münze von König Marke von Cornwall. Dies sagt und beschwört Euer Diener, Thomas von Brüggen, ehemals der Pferdeknecht Thomas auf der Reise von Courvenal und Tristan von Colonia bis nach Toledo, der am morgigen Tag an Euer Tor klopfen wird und diese Zeilen als Warnung vor Gefahren, die Parmenien drohen, schickt. Zum Beweis: Das Glas aus Colonia.
    Thomas schrieb diesen Brief so schnell er konnte, trocknete ihn, zur Hafenmauer eilend, im Wind und ließ sich von einem der Soldaten zum Hafenmeister führen. Dort sprach er mit dem Aufseher der am Hafen abgestellten Wachmannschaft, gab ihm Bescheid über den Inhalt des Briefes, ohne die darin stehenden Namen laut zu nennen, ließ den Brief versiegeln und forderte, dass unverzüglich ein Bote zur Burg geschickt werde. Der Bote hieß Inger. Ihm wurde gesagt, es ginge um Herrn Tristans Wohlergehen. Da der Soldat Inger Tristan schon als kleinen Jungen gekannt und immer geachtet hatte, versprach er, alles zu tun, um seinen Auftrag auszuführen, ritt noch in derselben Glasstunde los und nahm eine Abkürzung nach Conoêl über einen Seitenpfad. Daher konnte er nicht Rual und seinem Tross begegnen, die zur selben Zeit auf dem Weg zum Hafen waren, unter ihnen auch Floräte, Tristan, seine Brüder und Courvenal.
    Thomas setzte unterdessen seinen Weg fort zu dem Stall, der ihm empfohlen worden war, kaufte ein Pferd, ließ es satteln und beauftragte einen Knecht, es nach Sonnenuntergang zur Herberge zu bringen. Denn einen Sonnenuntergang würde es geben - der Himmel war über Mittag aufgebrochen, die Wolken hatten sich verzogen, und alles sprach dafür, dass es noch einen warmen, wolkenlosen Tag geben würde.
     
    Ein sonniger Tag ~169~ Die Norweger
     
    Alle auf Conel waren überrascht darüber, wie sich schom am Vormittag das schlechte Wetter in sein Gegenteil verkehrte und bald danach am Himmel die volle Sonne stand. Tristan übte sich im Hof hinter der Kapelle im Bogenschießen, als Rual ihn aufsuchte und bester Laune war.
    »Tristan«, rief er von Weitem, »wir haben beschlossen, hinunter an den Hafen zu reiten. Am Morgen soll eine ganze armada von Schiffen eingelaufen sein, wurde mir berichtet, aus Spanien, Irland und Britannien. Sie haben viel Ware dabei. Deine Mutter braucht neue Stoffe. Anscheinend gibt es auch Perlen aus Asia, Gewürze aus Arabien, und Courvenal hofft auf ein Bündel Papyrus, nach dem er genauso versessen ist wie andere Leute nach Gold. - Kommst du mit uns?«
    Natürlich wollte er mitkommen! Die Länder und Namen, die Rual ihm zugerufen hatte, waren Zauberworte in Tristans Ohr. Der Geruch der Gewürze versetzte ihn in eine andere Welt. Beim Glanz der Perlen schäumte ein fernes Meer vor seinen Augen. Wärme durchdrang seinen Körper, sobald er seidene Stoffe durch seine Hände gleiten ließ, denn sie hatten vor allem die Aufgabe, die Haut zu kühlen. Und immer gab es, wenn Händler mit ihren Schiffen den Hafen erreichten, das Versprechen, die merkwürdigsten Dinge zu finden: Figuren aus Elfenbein, Haarnadeln aus Büffelhorn, Würfel mit verschiedenfarbigen Seiten, Brettspiele mit Steinen, die aus der Wüste stammten und das Gehäuse von Muscheln zeigten. Auf dem Markt von Toledo hatte

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