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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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bevor er es erreichte, stolperte er über eine Baumwurzel, stürzte, spürte noch, wie in den Helm kaltes Wasser eindrang und seinen Nacken und Hinterkopf umspülte, dann verlor er die Besinnung.
     
    Der Traum ~232~ Der Ausritt
     
    Finley, einer der Courier und Knechte an Isoldes Hof, hatte als Erster davon gehört. Es war ihm gelungen, an den Wachen vorbei zu Königin Isolde zu gelangen. Unangekündigt stand er im Raum, Isolde bemerkte ihn zwar, kehrte ihm aber den Rücken zu. »Was willst du?«, fragte sie. Sie lag auf ihrer Bettstatt, war gerade erwacht und sann noch einem Traum nach.
    »McWighn, Euer Truchsess, reitet mit seinen Mannen zurück zum verbrannten Wald.«
    Isolde schloss wieder die Augen. »Das weiß ich schon längst«, sagte sie und gähnte. »Er war vorhin hier und hat behauptet, er habe das Untier besiegt. - Und wo ist es?, habe ich ihn gefragt.« Sie lachte hämisch vor sich hin. »Dieser Dummkopf, ein Jäger ohne Beute! Geh jetzt!« Sie hob den Arm, murmelte etwas von fünf Burgpfennigen, woraufhin sich Finley sofort aus dem Staub machte und draußen dem Hofmeister seine Forderung angab.
    Isolde begann, sich von ihrem Lager zu erheben. Finleys sanfte Stimme klang noch in ihren Ohren, aber sie vermischte sich mit den Bildern, die ihr der Traum geschickt hatte. Sie rief nach ihren Knechten, Isôt und Brangaene sollten benachrichtigt und herbeigeholt werden. Vor ihren Augen erstand das Bild, wie ein fremder Reiter in glänzender Rüstung auf einen Drachen mit einem furchterregenden Kopf mit seiner Lanze zureitet und ihm deren Spitze direkt zwischen die Augen stößt. Der Stoß war so heftig, dass aus der Kehle des Drachens Blut tropfte. Zu ihrer Überraschung erschienen als nächstes Bild die unbehaarten Oberschenkel eines Mannes und dazwischen die Hoden, die in einem Beutel hin- und herbaumelten. Der Beutel war übergroß, als wären Früchte darin. Isolde schrie dem Ritter zu, er solle seinen Helm öffnen. Doch der Ritter kniete schon über dem Drachen, den er erlegt hatte, und schnitt ihm in den Hals. Bei diesem Bild erwachte Isolde zum zweiten Mal und riss vor Schreck die Augen auf. Sie hatte sich selbst in dem Drachen erkannt! Entsetzt rannte sie auf den Flur und schrie nach ihrer Tochter.
    Als Isot und Brangaene erschienen, waren die Pferde schon gesattelt. Isolde erklärte den beiden nicht, wohin es gehen sollte, sie würde voranreiten, teilte sie ihnen voller Hast mit. Isot, die gerade mit ihrer Magd hinter den Hütten ein Beet angelegt hatte, waren solche Einfälle ihrer Mutter nicht fremd. Sie folgte ihr auf dem Pferd einfach nach, Brangaene ritt hinter ihnen. Zunächst schlugen sie einen ausgetretenen Weg ein, wie es viele um das Schloss herum gab. Ein Stück weiter begann ein niedriger, dichter Wald, der nicht enden wollte. Isot hatte ihn noch nie betreten. Sie hetzten weiter hinter der Königin her, bis sich eine Lichtung auftat, in der alle Bäume abgestorben zu sein schienen.
    »Das war der Feueratem des Drachen!«, schrie Isolde über die Schulter zurück, stürmte mit ungezügeltem Pferd voran, während Isôt und Brangaene vor Erschrecken arretierten. Es war ein grausiges Bild, das sich vor ihren Augen auftat. Alle Baumstämme waren verkohlt, der Boden schwarz, von Asche bedeckt, mit jedem Schnauben der Rösser stoben federnde Flocken auf. Es war still um sie herum, nicht einmal eine Vögelstimme war zu hören.
    »Mutter«, schrie Isôt, »so halte doch an!«
    Isolde stellte sich taub und ritt immer weiter durch diesen geisterhaften Wald.
    Da kamen ihnen plötzlich wie zwischen den Umrissen der kohlschwarzen Bäume heraus einige Reiter entgegen, ihre Rüstungen waren überzogen von Staub, die Gesichter bleich und verschmutzt.
    Die Damen und der Tross hielten an. Es war der Truchsess, den man begrüßte.
    Anfänglich herrschte Verwunderung, vor allem auf der Seite McWighns, dass man hier mitten in der Wüstenei aufeinandergetroffen war. Dann klärte sich alles sehr schnell. Isolde behauptete, einer Weisung im Traum gefolgt zu sein, was der Truchsess sofort gelten ließ, weil eine Königin, die den druis nahestand, solche Träume haben durfte. Er schwärmte nun davon, als würde auch er über einen Traum sprechen, wie er den Drachen erlegt und damit nach König Gurmûns Worten Anrecht auf die Tochter habe. Zum Beweis deutete er zurück auf eines der Packpferde, im Sack auf dessen Rücken befinde sich der Kopf des Untiers. Er habe ihn eigenhändig mit seinem Schwert vom Rumpf

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