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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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sich wieder Marjodô zu und erfuhr, dass König Marke getäuscht worden war. Gandin hatte eine chruit mitgeführt und zu der Harfe die schönsten Lieder gesungen. Schließlich habe er von Marke gefordert, dass er ihm das Wertvollste, das es auf seiner Burg gab, schenken solle, wenn sich alle Anwesenden von diesen Liedern begeistern ließen. Marke hatte zugestimmt, und Marjodô bestätigte, dass alle von den Liedern höchst beglückt waren. Man klatschte, wollte immer noch mehr hören, Marke war freizügig, ließ erneut Wein bringen, die Königin musste ein übers andere Mal weinen, so gerührt war sie von den Liedern, die ihrer Heimat entstammten.
    Dann habe Gandin seinen Vortrag plötzlich beendet, vom König eine Antwort gefordert auf die Frage, ob er anerkenne, dass er sich verdient habe, was er wollte, und König Marke habe wie alle anderen dem zugestimmt. Diese Musik sei vortrefflich, und er habe auch seine Königin schon lange nicht mehr so glücklich gesehen. »Wünscht Euch, was ihr wollt!«, rief Marke und klatschte wie alle anderen in die Hände.
    In diesen applausus rief Ritter Gandin die Worte: »Ich wünsche mir die Königin!«
    Gelächter brach nach diesen Worten aus und erneuter Applaus. Doch dann wiederholte Gandin in vollem Ernst seine Worte: »Isolde, die Königin.«
    »Dieser Augenblick war fürchterlich«, sagte Marjodô und wandte sich kurz ab, als würde er ihn noch immer schmerzen. »Wir waren alle entsetzt. Der König saß mit aufgerissenen Augen da, stammelte, das könne der Ritter nicht ernst gemeint haben, bekam darauf die Antwort, das Recht meine es aber ernst, versprochen sei versprochen, königliches Recht sei königliches Wort, Isolde gehöre jetzt ihm, er habe sie sich erspielt, nicht erstritten, und führe sie auf der Stelle mit sich fort. Sie solle sich bereit machen, nur eine Zofe dürfe sie begleiten. Und wenn dem nicht stattgegeben werde, wären alle Verträge nichtig, die zwischen den Inseln getroffen worden seien.«
    Tristan musste erst einmal erfassen, was ihm Marjodô da in gehetzten Worten mitteilte. Ein Spiel war zu einem Rechtsstreit geworden, die Kunst des Gesangs hatte darüber entschieden, wer wen besitzt. Es konnte nichts anderes dahinter verborgen sein als eine List.
    »Königin Isolde«, murmelte er.
    »Sie ist schon auf dem Schiff«, sagte Marjodô.
    »Die meine ich nicht.« Tristan versuchte, klaren Kopf zu bewahren. »Ich meine die Mutter. Königin Isolde von Erui. Es ist ihr Plan! Sie will ihre Tochter wiederhaben. Und wie sie ihr durch meinen Gesang genommen wurde, so will sie sie durch Gesang wieder zurückgewinnen.« Tristan musste leise lachen, es war ein bitteres, wissendes Lachen. »Dann gibt es nur noch eins«, fügte er hinzu und sprach plötzlich sehr leise: »Ich brauche den Anzug eines Spielmanns. Kannst du mir so etwas beschaffen, jetzt und gleich?«
    Marjodô schüttelte den Kopf, sagte aber ja, schickte ein paar Mägde los, die im hinteren Raum gestanden hatten, und befahl, Lumpen, Glöckchen, Hüte und Armbänder zu bringen, was sie eben finden konnten in den Kammern, in denen die Sachen feindlicher Kundschafter lagerten, die sich als Spielvolk verkleidet hatten.
    Die Mägde kamen mit viel Zeug und Dingen zurück, aus denen sich Tristan einen Anzug zusammenstellte. Es machte ihm nichts aus, sich vor allen Anwesenden zu verkleiden. Er schüttelte die Arme, bewegte die Beine hin und her, Schellen ertönten, und verschiedenfarbige Stofffetzen flatterten um seinen Leib. Da trat der Zwerg Melôt hervor, verrückte, um Tristan herumtänzelnd, einige Armbänder, nahm den einen oder anderen Gürtel ab, fischte für ihn eine fremdländisch wirkende Bundhaube aus dem Kleiderhaufen und sagte zum Schluss: »Jetzt braucht Ihr noch ein Instrument.«
    Tristan sah an sich hinab. Was er erblicken konnte, gefiel ihm. Er schickte Marjodô, ihm seine maurische Laute und seinen Dolch aus ihrer Kemenate zu holen, und befahl, ein Pferd zu satteln, das schnellste, das im Stall war. Kaum war alles gerichtet, ritt er davon: aus der Burg, durch den Wald, bis zur Küste. Dort empfing ihn ein wunderliches Bild: Ein Schiff lag im Hafen, es gab einen Steg bis zum Bootsrand, am Ufer stand ein beleuchtetes Zelt. Dahinter, in gehörigem Abstand, war eine Phalanx von Reitern aufgestellt, einige mit Fackeln in den Händen, als würden sie einen herannahenden Feind mit einer ganzen Flotte erwarten. Alle standen still da, sogar das Schiff wirkte so unbewegt, als wäre es

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