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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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Lehnsmann. Dort, wo er lebt, nennen sie sich Könige. Wenn er Glück hat, wird er einmal in die Ritterschaft des nächsten Kreuzzugs aufgenommen. Da kann er sich seine Lorbeeren verdienen.«
    »Gönnst du ihm nicht seinen heutigen Sieg?« Blancheflur war stehen geblieben.
    »Natürlich.« Marke machte ein aufrichtiges Gesicht und trat auf seine Schwester zu mit einer Geste, wie um sie gutzustimmen, und senkte die Stimme zum Flüstern: »Er hat Geiwan das Fürchten gelehrt. Doch morgen wird er vor ihm Angst haben.«
    »Wer vor wem? Geiwan vor Fürst Riwalin oder Riwalin vor Geiwan? Du willst also deinen einzigen Ritter, der dir in diesen Tagen zur Verfügung steht, zum zweiten Mal antreten lassen?«
    Nun mischte sich in Markes flüsternde Stimme ein Zischeln, als er sagte: »Blancheflur! Du bist meine Schwester, dir vertraue ich alles an. Niemand außer dir weiß, dass der namenlose Ritter Geiwan ist. Ich brauche solche Männer, die mein Ansehen heben.«
    »Und mehren«, setzte Blancheflur den Satz in verächtlichem Tonfall fort.
    »Ja, und mehren! Hast du etwas dagegen?«
    »Dagegen habe ich nichts«, sagte Blancheflur nun geradeheraus. »Aber nicht mit unlauteren Mitteln!«
    »Unlautere Mittel?« Nun konnte sich Marke nicht mehr beherrschen. »Was ist denn daran unlauter, wenn ein Ritter zweimal kämpft?«
    »Nachdem er beim ersten Mal geschlagen wurde?«
    »Das weiß keiner, und was man andere nicht wissen lässt, ist noch längst keine Lüge. Außerdem war es reiner Zufall, dass Geiwan vom Pferd stürzte.«
    »Riwalin traf ihn mit seiner Lanze.«
    »Das hat Geiwan mir anders berichtet. Riwalin hat seine Lanze dem Pferd in den Lauf gestreckt und es zu Fall gebracht. Und damit dies niemand beweisen kann, hat er es getötet.«
    »Riwalin hat dem Pferd den Gnadenstoß versetzt, so wurde berichtet!« Blancheflur merkte, wie gern sie diesen Namen aussprach. »Riwalin …«, sagte sie, ohne etwas fortsetzen zu wollen. Trotzdem wurde sie gleich unterbrochen. Marke wollte recht behalten, er war eifersüchtig: »Wer ist denn dieser Riwalin? Petite noblesse!«
    Das klang wie ein Schimpfwort. Blancheflur hörte den Tonfall in Markes Stimme und wusste, dass er niemals eine Verbindung zwischen ihr und dem Normannen dulden würde. Mit einem flüchtigen Kuss verabschiedete sie sich von ihrem Bruder und ging in ihr Gemach. Mairead ihre Zofe, half ihr aus den Kleidern.
     
    Bei den Kirschbäumen ~45~ Die linke Schulter
     
    Am Nachmittag, die Sonne war hinter dunklen Wolken verschwunden, ritt .Blancheflur zurück zur Burg. Sie hatte ihre Base in Sorge gefunden, weil ihr Leib und Brust schmerzten und der Schäfer, der ihr mit Heilkräutern helfend zur Seite stand, immer nur hoffte, das Kind würde bald zur Welt kommen. Blancheflur hatte ein wenig Essig mitgebracht und flüssigen Honig, hatte ihrer Verwandten Mut zugesprochen und die guten Wünsche ihres Bruders überbracht, aber nach einer kurzen Zeit am Lager der jungen Frau war sie schnell wieder auf ihr Pferd gestiegen. Das aufkommende schwere Wetter hatte den Rauch der Feuerstelle in den niedrigen Raum der Hütte zurückgedrückt, und draußen vorm Eingang scharrten unruhig die Pferde der Reiter, die des Königs Schwester begleitet hatten. Kaum war die kleine Truppe aus dem Wald heraus, begann es dicke Tropfen zu regnen, alle beeilten sich.
    Im Galopp näherten sie sich dem terrain mit den Kirschbäumen, als ein Reiter unter den Ästen, deren Blätter sich schon gelblich verfärbten, auftauchte. Er schien genauso erstaunt wie der kleine Begleittrupp der Königsschwester, machte Anstalten, das Pferd zu wenden, um wieder im Schatten der dichten Äste zu verschwinden, als Blancheflur den Reiter erkannte, ihr Pferd anspornte und bald neben dem vermeintlich Fremden anhielt. »Herr Riwalin!«, rief sie. »Ihr kommt aus dem Kirschgarten? Leider gibt es keine Früchte mehr. Sie waren köstlich diesen Sommer. Dafür kommt Ihr jetzt zu spät. Habt Ihr etwas anderes gesucht?«
    Riwalin vernahm den Spott in ihrer Stimme. »Ich wollte einmal weg vom Lager«, sagte er und spürte, wie er in seiner Verlegenheit rot wurde. »In ein anderes?«
    »Was meint Ihr?«
    »Nun ja, man erzählt, jenseits der Kirschbäume hätten schöne Frauen ihre Zelte aufgeschlagen, um die Ritter im tournoi zu vergnügen.«
    »Ist das so? Davon weiß ich nichts.«
    »Aber dass Ihr morgen auf Ritter Geiwan trefft, das wisst Ihr?«
    »Mein Knappe hat es mir gesagt.«
    »Habt Ihr keine Angst?«
    »Wovor?«
    »Vor einem,

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