Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
Vom Netzwerk:
Gras zusammen, legte Decken darüber, richtete unweit davon unter einem Abzug, den er zwischen wildem Gestrüpp entdeckt hatte, eine Feuerstelle ein und schuf so in kurzer Zeit eine Unterkunft. Courvenal fand einen Platz in der Nähe der Pferde, aß dort für sich allein ein wenig getrocknetes Fleisch und hörte aus dem Tempel, wie Tristan und Isolde ihr neues Domizil nannten, das Gelächter und gegensitige Necken der beiden. Es klang überglücklich. Courvenal jedoch machte es todtraurig. Er rang mit den Tränen, bevor er endlich einschlief, denn er war sich gewiss, dass dieses Abenteuer ein schlimmes Ende nehmen würde.
    Am nächsten Morgen war er noch nicht richtig wach, als Tristan schon an seinem Lager stand. In der Hand hielt er zwei Rebhühner. »Der Wald ist voll von Wild«, berichtete er Courvenal. »Wir werden hier niemals Hunger leiden. Es gibt süße Quellen im Osten, Hirschpfade im Westen, Vögel in den Bäumen und am Boden Sträucher voller Beeren. Komm nur, komm, ich zeig es dir!«, sagte er zu Courvenal wie ein kleiner Junge, der seine Entdeckungen preisgeben wollte.
    »Lass mich«, sagte der Mönch ein wenig unwirsch. »Sag mir nur, ob du hier bleiben oder weiterziehen willst.«
    »Was für eine Frage! Wir bleiben hier! Es gibt keinen schöneren Ort. Isolde und ich werden überall glücklich sein, weil wir uns haben, wir wären auch glücklich im Nichts oder in der Hölle. Hier können wir uns ganz gehören, mitten in der natura sind wir wie sie selbst, eine symbiosis, zusammengewachsen wie das, was füreinander geschaffen ist. Es gibt nichts, was uns stören könnte. - Hast du schon die Säcke mit den Büchern abgeladen? Wo sind sie? Ich werde Isolde Verse vorlesen, die sie noch nie gehört hat, und wenn sie dann schon alle kennt, werde ich neue für sie erdenken.«
    Tristan war völlig aufgewühlt. Als Courvenal ihn beruhigen wollte, ließ er ihn nicht zu Wort kommen. »Ich weiß«, sagte er, »dein Auftrag ist es, uns zu bewachen und König Marke Bericht darüber zu erstatten, wo wir sind.« Tristan legte die beiden Rebhühner ab und führte die Hand an sein Schwert. »Du kannst natürlich tun, was du für richtig hältst«, sagte er in plötzlich verändertem Tonfall. Courvenal erschrak. Jetzt sprach Tristan wie ein Herrscher zu ihm. »Du kannst aber auch mein Freund bleiben und mir ab und zu davon berichten, was an Markes Hof vor sich geht. Entscheide dich. Du weißt, wo wir sind, und hier werden wir zunächst bleiben. Das Gebiet liegt noch in Cornwall, auch das weiß ich. Es ist der reine Zufall, dass wir dieses fogue hinter den Felsen von Glumshore gefunden haben. Es gibt noch viel zu tun, um uns diese wunderbare Höhle aus alten Zeiten zunutze zu machen. Die Eingänge und Fensteröffnungen sind überwuchert. Isolde und ich werden alles so einrichten, wie wir es benötigen. Nur wir, kein anderer. Wir verstoßen gegen die Regel des Hofes, zu zweit eins sein zu wollen, doch das tun wir ohnehin, indem wir uns lieben. Wir sind geächtet und werden es immer sein. Doch wenn du wiederkommst, mein Freund, habe ich eine große Bitte an dich: Bring mir einen Hund mit, einen Hund wie Yella, du erinnerst dich? Aber eine gelehrige Nella! Was wäre ein Jäger ohne Hund, und wer wäre ich hier in dieser lieblichen Wildnis, ohne ein Jäger zu sein?«
    Courvenal starrte Tristan an. Er redete so überzeugend und verständig, so unnachgiebig bestimmt und zugleich voller Einfühlsamkeit! Courvenal zögerte daher nicht lange, seinem Fürst das Versprechen zu geben, ihn nie zu verraten. Einen Hund würde er wohl finden, gleich würde er sich auf die Suche danach machen.
    So geschah es auch. Courvenal verabschiedete sich von Isolde und ritt noch am selben Morgen davon. Abseits des Hauptweges fand er die von Marke mitgeschickte escorte, sagte, er habe die Königin selbst aus den Augen verloren, stellte sich ratlos, empfahl den Mannen zurückzukehren, während er selbst weitersuchen wolle. Die Reiter waren froh, von ihrer Aufgabe entbunden zu sein, erhielten von dem Mönch ein Schriftstück mit seiner Weisung und machten sich davon.
    Courvenal kehrte am Abend wieder zum Grottengarten zurück und hatte einen Hund dabei, ein junges Tier, das er verwahrlost bei einem Gehöft gefunden und dem Bauern für eine geringe Summe abgekauft hatte. Tristan schloss das Tier gleich in sein Herz. Er nannte es Hiudan nach einem alten keltischen Wort für Hund.
    Courvenal blieb noch diese Nacht bei den beiden, verspeiste mit ihnen die

Weitere Kostenlose Bücher