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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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dort ihre Waren anzubieten. Das Paar trug einfache Kleidung, der Mönch nur sein Habit, und auf zwei Packpferden, die sie hinter sich führten, waren die üblichen Ledersäcke aufgeschnallt. Allerdings ragten aus einem der Behältnisse Speere heraus und ein Jagdbogen, während das andere Pferd neben seiner Last zwei Instrumente trug. Die Burgwachen ließen den kleinen Trupp schweigend passieren, niemand - nicht einmal Brangaene - stand am Weg, um die Ausgewiesenen bis zum äußersten Burgtor zu begleiten. So war es zwar zwischen Isolde und der Zofe verabredet, trotzdem konnte Isolde ihren Abschiedsschmerz und ihre Tränen nicht unterdrücken.
    Tristan hingegen jauchzte auf, als sie die letzte Brücke über den Wallgraben hinter sich gelassen hatten, trieb sein Pferd an und rief immer wieder: »Folgt mir, folgt mir, ich kenne die Straße!« Er war so voller Gewissheit und Zuversicht, dass er nicht einmal am zweiten Tag ihres Ritts merkte, wie bei Isolde und Courvenal allmählich Zweifel aufkamen, ob sie sich noch auf einem sicheren Weg befanden. Anfangs hatten sie, sich immer nach Südwesten wendend, befestigte Straßen benutzt, die noch aus der Zeit der Römer stammten und streckenweise sogar gepflastert waren. Die erste Nacht fern vom Hofe hatte Tristan mit Isolde im Zelt verbracht und sich dabei so ungestüm laut benommen, dass Courvenal es vorgezogen hatte, sich abseits in einem Gebüsch in ein paar Pferdedecken zu wickeln und dort zu schlafen. Anderntags änderte Tristan plötzlich die Richtung und folgte Pfaden, die von Weidehügeln fort und Waldgebieten entgegen führten, deren dichtes Gestrüpp ein stetiges Vorankommen behinderte. Nur noch selten kamen sie an vereinzelten Gehöften vorbei, bei denen Courvenal den Eindruck hatte, sie seien völlig von der Welt abgeschnitten. Tristan aber fragte die Leute wiederholt nach den Felsen von Glumshore. Courvenal erinnerte sich daran, dass sein Herr diese Gegend einmal ihm gegenüber in einem Bericht über seine »Reise zu den Baronen« erwähnt hatte. Damals hatte er sie für phantasia genommen, und nun befürchtete er, Tristan führe ihn und Isolde in die Irre seiner früheren Hirngespinste. Obwohl der Mönch für sich die Begleitung der geheimen Eskorte, die Marke ihnen nachgeschickt hatte, ablehnte, war er jetzt froh darüber, in ihrem Rücken eine Begleitung zu wissen, die ihnen in der Not würde helfen können.
    Noch einmal schlugen sie ihr Lager auf und zündeten vor dem Einbrechen der Nacht ein Feuer an. Tristan tat alles voller Eifer und verkündete schließlich, dass sie morgen am Ziel seien.
    »Was macht dich dessen so gewiss?«, fragte Courvenal, blickte sich um und sah in nichts als schwarze, von letzten Flammen beschienene Silhouetten der sie umstehenden Bäume.
    »Der Geist der Felsen ist es, ich spüre ihn.« Tristan erhob sich und half Isolde beim Aufstehen. »Morgen werdet ihr es sehen.«
    »Ist es denn noch weit?«, wollte Courvenal wissen.
    »Nicht einmal ein halber Tagesritt.«
    »Nur ein halber Tagesritt?« Der Mönch blickte Tristan zweifelnd an. »Dann würden wir uns immer noch innerhalb der Grenzen Cornwalls befinden! Und dort willst du mit der Königin sesshaft werden? Du weißt, was das bedeuten kann!«
    Tristan beschwichtigte ihn. »Niemand wird uns finden«, sagte er voller Gewissheit.
    »Und wenn doch?«
    »Dann verstecken wir uns noch tiefer im Wald.«
    »In welchem Wald?«
    »In dem von Glumshore.«
    »Sprachst du nicht von Felsen, die es dort gäbe?«
    »Du wirst sie morgen sehen.« Tristan nickte Courvenal bestätigend zu. »Außerdem werden wir von Cup beschützt.«
    »Wer ist Cup?« Isolde mischte sich zum ersten Mal in das Gespräch ein. Sie hatte deutlich Courvenals Bedenken aus seinen Worten herausgehört. Solange sie sich in Cornwall aufhielten, waren sie bloßer Willkür ausgesetzt. Das machte ihr Angst. Tristan schien nichts davon zu spüren. Und jetzt kam er verheißungsvoll mit jemand an, der Cup hieß. »Wer soll das sein?«, fragte sie erneut.
    »Unsere Göttin! Die Göttin der Glücklichen - und zu denen gehören wir doch, oder nicht?«
    »Was erzählst du für mcerel Glaubst du mit einem Mal an die Einbildungen der Leute, die hier wohnen?«
    »Ich glaube nicht daran, ich weiß, dass es sie gibt. Wartet noch eine Nacht, dann werdet auch ihr überzeugt sein. Und wenn es dir nicht passt, Bruder, steht es dir jederzeit frei, umzukehren nach Tintajol. Ich würde es dir nicht verübeln.«
    Tristans Rede hatte einen

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