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Tristan

Tristan

Titel: Tristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Grzimek
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Auf dem bringe ich sie unter. An der Küste von Cornwall setzt man sie an Land, und wir können sie vergessen. Ich kümmere mich darum. Nun versuch, ein wenig Schlaf zu finden.«
    Floräte hatte sich verabschiedet, rief zwei Reiter zu sich, versah sie mit dem Auftrag, Philene und Verna, die beiden Zofen, an Bord des im Hafen von Conoêl liegenden sizilianischen Schiffes zu bringen, das mit Stoffen und Gewürzen für Britannien beladen war, und befahl ihnen auf Geheiß des Marschalls dafür zu sorgen, dass die beiden Frauen dort nie ankämen.
     
    Entführung ~59~ Untergang
     
    Die beiden Reiter hießen Hector Hillebrand und Fluvius von Worms, aus Ungarn und aus dem Stauferland stammend. Sie waren Söldner im Dienste Riwalins, erhielten eine Anzahlung für ihren Auftrag von je drei Mark in Silber und sollten nach ihrer Rückkehr die gleiche Summe noch einmal erhalten. Sie schätzten, einen halben Monat unterwegs zu sein. Dafür war die Bezahlung mehr als gut.
    Die beiden Zofen fanden sie in der Nähe der Schmiede in einem Haus, in dem musiziert wurde. Hector und Fluvius spendierten ihnen schweren Wein und tanzten mit ihnen, bis sie müde waren. Danach brachten sie die beiden zum Hafen. Als sie aufs Schiff steigen mussten, wehrten sich die Frauen, sie wollten ihr Hab und Gut mit sich nehmen. Hector zeigte auf ein paar Säcke, die an Bord lagen, da sei schon alles drin. Sie vor sich her schiebend brachten sie die Zofen unter Deck.
    Die Frauen waren beunruhigt, schliefen aber in dem hin und her schaukelnden Schiff bald ein und wachten erst auf, als sie im Morgengrauen schon längst abgelegt hatten. Gegenseitig machten sie sich weis, dass sie doch sehr froh sein konnten, von dieser edelen, die sich wie eine Königin aufführte und doch nur eine wife war, weggekommen zu sein. Sie malten sich aus, wie sie es anstellen würden, König Marke zu erklären, sie wären erst entführt worden und dann geflohen, weswegen sie der König für ihre Entbehrungen belohnen würde. Alles, was sie erlebt hatten, würden sie ihm berichten und ihm genau die Burg beschreiben, in der Blancheflur wie eine Gefangene lebe.
    Ein Schiffsjunge hatte ihnen heißen Tee unter Deck gebracht und trockenes Brot, an dem sie kauten, während sie ihre Pläne schmiedeten. Dann standen plötzlich die beiden Reiter vor ihnen, zwei recht lumpige Kerle, an die sie sich noch vage erinnern konnten und die ihnen sagten, sie müssten jetzt alle von Bord gehen.
    Miteinander schwatzend stiegen die Zofen über die Leiter hinauf an Deck, gefolgt von Riwalins Söldnern. Da heftiger Seegang war, mussten sich die Frauen an den Aufbauten des Schiffes festhalten und erkannten schnell, dass sie noch immer auf offener See waren. An die tumben Scherze der graps, wie sie die Reiter nannten, gewohnt, lachten sie darüber, dass hier, mitten auf dem Wasser, kein Land zu sehen sei, und wollten wieder nach unten.
    »Da ist das Land!«, schrie einer der Soldaten und schubste Verna vorwärts zur Bordkante hin. Und weil die Zofe dorthin ging, folgte ihr Philene nach.
    »Ich sehe kein Land!«, sagte Verna, blickte nur auf Wellen und in ein trübes graues Grün.
    »Das Schiff liegt doch direkt dran!«, schrie Fluvius gegen den Wind, sah, wie sich die Frau über die Brüstung beugte, und gab ihr einen Stoß. Wie sie ins Wasser fiel, war nicht zu hören. Doch Philene schrie auf, erkannte, was hier gespielt wurde, schrie nach dem Capitan, bekam einen Schlag in den Rücken und fiel auf den Bretterboden. Sie riss sich dabei das halbe Gesicht auf, wurde an den Beinen gepackt, hochgehoben und weggeschleudert. Sie traf seltsam weich auf dem Wasser auf, ruderte mit den Armen, schluckte Wasser und spie es aus. Die Schiffswand glitt vorüber, sie wollte sich festhalten, spuckte, schrie, ruderte mit den Armen, riss die Augen auf, sank, spuckte Wasser ins Wasser, atmete Wasser ein, sank und sank.
     
    Die Zofen ~60~ Der Lachanfall
     
    Tage später fragte Blancheflur nach ihren Zofen. »Wo sind Verna und Philenea?«
    Floräte stellte sich dumm. »Sie werden zum Hafen gegangen sein«, sagte sie und verließ die Kemenate. Sie ließ Elbeth zurück, die sie beauftragt hatte, auf Blancheflur achtzugeben. Immer mehr Sorgen machte sie sich um die junge Frau. Mit Rual konnte sie darüber nicht reden, er war ständig mit Riwalin unterwegs.
    Die Zofen blieben verschwunden, und Blancheflur war noch eine Zeit lang beunruhigt. Da aber nichts weiter geschah, keine fremden Ritter gemeldet und auch keine Spielmänner

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