Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Fritz staunte nur, hielt aber die Klappe, Falko indes trumpfte mit seinen Maschinenbaukenntnissen auf.
Man kam über Umwege zurück zu der Rallye, die genau hier Station machen würde, bevor sie zum Finale nach Berlin aufbrachen.
»Stetigkeitsprüfung von Hannover nach Magdeburg. Wetten, dass der Benz das strafpunktfrei schafft und der Bugatti eine Panne hat?«
»Warum sollte er?«, fragte Falko. »Mit Bugatti T30 sind sie beim Großen Preis von Frankreich angetreten.«
»Schon, aber sie haben nur den siebten Platz gemacht. Außerdem ist die Rallye kein Rennen. Der Benz ist solide. Dem macht auch der Makadam nichts aus.«
»Der Ford schafft det ooch«, wagte Fritz vorsichtig einzufügen. Er hatte erst kürzlich eine dieser schwarzen Blechlieseln gewartet und war zusammen mit Charlie ziemlich überrascht gewesen, wie einfach und robust das amerikanische Automobil war. Man konnte fast alles mit normalen Werkzeugen reparieren. Auf einer langen Tour vermutlich ein ziemlicher Vorteil.
»Um was woll’n wir wetten, Jungs?«
Inzwischen hatte sich ein kleiner Kreis weiterer Interessierter eingefunden, und die fachkundigen Meinungen flogen Fritz nur so um die Ohren. Die Wettbedingungen konkretisierten sich, und plötzlich hatte Timo eine Kladde in der Hand und notierte Meldungen und Gebote.
Noch zögerte Fritz, Falko hingegen setzte mutig einen Fünfer auf den Bugatti. Auch die anderen nannten ihre Einsätze und Automobile, und – tja, man würde gut hundert Märker gewinnen können. Oder fünfe verlieren. Viel Geld. Aber …
»Ick setz uff den Ford«, stieß Fritz hervor und bekam ein mitleidiges Schnauben zu hören.
»Totaler Außenseiter.«
»Lahme Krücke, bloß knapp siebzig Sachen kriegt der hin.«
»Und klapprig isser auch.«
»Schwarz wie’n Leichenwagen.«
»Kein Rennen je gefahren, Arbeitskutsche. Dass der überhaupt zugelassen wurde.«
»Vielleicht, weil der Tilmann dabei is. Der is doch Amerikaner. Ölbaron.« Fritz zeigte zu den Benzinfässern, auf denen das blau-weiß-rote Emblem von Pennyoil prangte.
»Na, sind deine Kröten, die du verschwendest.«
Die ganzen Widerworte und Warnungen machten Fritz vorsichtiger. Fünf Mark – die zu verlieren schmerzte wie eine Amputation –, er zog seinen Einsatz zurück.
Das Trüppchen löste sich auf, als Hinek Henske wieder erschien. Leise murmelte man sich zu, sich am Donnerstag beim Eintreffen der Wagen über die Wetten zu unterhalten.
»Willst du eine Runde auf dem Motorrad drehen?«, fragte Falko, als sie an der Maschine standen.
»Mann, ja, klar.«
»Dann zeig mal, was du kannst. Straße rauf, hinten an der Kreuzung wenden und zu mir zurück.«
Stolz und mit abgewinkelten Beinen, um die Hose nicht zu beschmutzen, lenkte Ritter Fritz sein motorisiertes Ross durch den Verkehr, langsam und vorsichtig, dann mutiger und schneller.
»Starke Sache!«, kommentierte er das Erlebnis, als er abgestiegen war. Dann aber warf er einen Blick auf die Normaluhr. Bald sechse, und Nelly hatte Schicht.
»Fährste mir zum Breiten Weg, Falko?«
»Bummeln gehen?«, scherzte Falko grinsend.
»Nee, ich hab da … also da wohnt … een Meechen. Arbeetet im Telefonamt.«
Fritzens Füße drehten sich nach außen und dann nach innen.
»Eine Klingelfee? Die sollen herzig sein. Schwing dich rauf!«
Nelly bewunderte die beiden Fahrer gebührend, Fritz aber verspürte einen unangenehmen Stich Eifersucht, als Falko sich gewandt vor ihr verbeugte und ihr mit einem blumigen Kompliment die Tasche abnehmen wollte.
»Die trag ick«, sagte Fritz und packte zu.
»Aber meine Herren!« Nelly kicherte, als sie das Gerangel beobachtete. »Wenn ihr meine Tasche tragt, fahr ich euer Motorrad.«
Das half.
Falko ließ den Henkel los, und Fritz sammelte seine guten Manieren zusammen und bot Nelly seinen Arm.
»Ick bejleite Ihnen, Frollein Nelly.«
Nelly kicherte wieder und nahm den gebotenen Arm, schenkte Falko aber ein neckisches Wimpernflattern.
»Gehen wir, Herr Papke. Sie tragen die Tasche, und in der ist ein Zipfel Wurst für Molle drin.«
Falko schob also sein Motorrad neben ihnen her, und beide jungen Helden berichteten der süßen Klingelfee von dem großen Rallye-Abenteuer, das sie in drei Tagen erleben würden.
Nelly lauschte schweigend, und als sie bei Charlies Werkstatt angekommen waren, verabschiedete sich Falko mit dem Hinweis, dass er am kommenden Tag wieder vorbeischauen würde.
Molle bekam ihre zweite Wurstportion, und Fritz erfreute sich an Nellys hübschem
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