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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sie in das ländliche Gebiet ab. Es war gut, dass für die Strecke bis zum Grenzübergang nur eine Stetigkeitsprüfung vorgesehen war, die eine mittlere, gut einzuhaltende Geschwindigkeit vorschrieb. Der erste Teil der Rallye, der durch die Schlachtfelder des vergangenen Krieges geführt hatte, mochte der Völkerverständigung dienen, er war aber auch gefühlsmäßig für alle belastend gewesen.
    Für Mac mehr als erwartet.
    Immer wieder wanderten seine Gedanken an den vorherigen Abend zurück. Die Begegnung mit Chester und Beau war nicht einfach gewesen. Und wenn er es recht bedachte, hätte er es vorgezogen, wenn die beiden ihn nach Strich und Faden verprügelt hätten.
    Es war anfangs kurz davor gewesen.
    Feindseligkeit war ihm entgegengeschlagen, als er auf sie zugetreten war. Nichts war mehr von der früheren Kameradschaft zu spüren, kein Hauch jener übermütigen Kumpelei aus den Vorkriegstagen. Bitterkeit und Wut hatten geherrscht, während sie sich in einer schummrigen, verrauchten Bar gegenübersaßen.
    Er hatte zu erzählen begonnen. Von seinen Fahrten zwischen Berlin und der Front. Von der Schwangeren, die er gerettet hatte, was ihm den Hass eines Offiziers eingebracht hatte, von der Degradierung. Dann von Ypern und dem Giftgas.
    Chester und Beau hatten geschwiegen.
    Bis zu dieser Schilderung.
    Mac biss die Zähne zusammen, als er an den Augenblick dachte.
    Er hasste es, Männer weinen zu sehen.
    Er hatte von all dem gesprochen, was er erlebt hatte, und das Grauen war noch einmal auferstanden. Er fühlte sich wie ein ausgewrungener Lappen, leer und zerfasert. Doch eines wusste er nun – die Fitzgeralds hatten ihre Fairness nicht verloren. Ob sie jemals wieder Freunde würden, war fraglich. Aber sie hatten seine Erklärung akzeptiert. Und das war beinahe mehr, als er erhofft hatte.
    »Gestern Abend hat mich Emmalou abgefangen«, sagte Hans in das Schweigen hinein, das zwischen ihnen herrschte. Mac drehte sich zu ihm hin. Es war an der Zeit, sich auch dem zu stellen.
    »Und?«
    »Sie wollte wissen, wo ich die vergangenen Jahre verbracht habe. Und wo ich dich getroffen habe.«
    »Und wo hast du?«
    »Ypern. Mac, dort starb ihr Verlobter.«
    »Sie war verlobt?«
    »Mit einem Leutnant.«
    Mac schwieg darauf wieder eine Weile. Und Hans auch.
    »Das ist Wahnsinn, oder?«
    »Ja, Mac, das ist es. Und dann kam Oberst von Braunlage in das Lokal. Ich habe gesehen, dass ich fortkam. Nicht sehr höflich von mir, aber ich wollte kein Risiko eingehen.«
    »Klug getan.«
    Sie durchquerten eine der vielen kleinen Ortschaften, trostlose Ansiedlungen, in denen einige Häuser noch immer zerschossene Ruinen waren. Millionen Männer waren in den Schlachten gestorben. Ihre Hände fehlten, um die Gebäude wieder aufzubauen, die Dächer instand zu setzen, die Felder zu bestellen. Mac bremste, als eine Schar Gänse über die Straße watschelte, fuhr bedächtig an mühselig geflickten Zäunen vorbei, hinter denen magere Ziegen grasten. Auch die anderen Fahrer schienen keinerlei Ehrgeiz zu entwickeln, gewagte Manöver zu fahren.
    Kurz hinter Kédange fing der Wagen an zu vibrieren, und Mac steuerte ihn an den Straßenrand.
    »Habe ich es mir doch gedacht«, knurrte er. Der linke Vorderreifen war platt.
    Hans hatte bereits den Wagenheber aus dem Werkzeugkoffer geholt und schob ihn unter das Chassis. Mac löste die Schnallen der Lederriemen, mit denen das Ersatzrad an der K arosserie befestigt war. Sie arbeiteten wortlos Hand in Hand. Radwechsel hatten sie oft genug geübt. Während sie damit beschäftigt waren, hielt das Fahrzeug eines begleitenden Kontrolleurs neben ihnen an, und der Mann schaute ihnen zu.
    »Hilfe brauchen Sie wohl nicht?«, fragte er schließlich.
    Mac hob die Schulter.
    »Sieht nicht so aus, oder?«
    »Nee, dann man gute Fahrt weiterhin. Sind jetzt der Dritte mit einer Reifenpanne.«
    Hans ließ den Wagen wieder auf den Boden und zog den Wagenheber ab, Mac wischte sich die Hände an einem Lappen sauber.
    »Wie viel Zeitverlust hatten wir?«
    »Knapp zehn Minuten. Erhöhen wir die Geschwindigkeit etwas.«
    Sie setzten sich wieder in Bewegung, und Mac brachte den Ford auf stetige vierzig Stundenkilometer. Noch zwei weitere Wagen überholten sie, die Reifenpannen hatten.
    »Ist seltsam, Mac. Die Straße ist nicht schlecht.«
    »Ich schau mir das Rad heute Abend mal genauer an. Bisher haben die Cordreifen einiges ausgehalten. Möglicherweise können wir den Schlauch reparieren.«
    Die kleine Panne hatte den Vorteil,

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