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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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armen Trix habt ihr außer Landes getrieben. Dank seines guten Herzens und der ihm von der Natur gegebenen Talente hat Trix jedoch die Gerechtigkeit wiederhergestellt, deine Familie angemessen bestraft, die Liebe und Achtung seiner Mitmenschen gewonnen und ist zu einem fähigen Magier geworden. Du lebst jetzt in der Verbannung, deine Sippe ist bis auf die Knochen blamiert. Alles seinetwegen! Und jetzt, Schüler Derrick, lobe Trix!«
    Derrick biss die Zähne aufeinander und sah kurz zu Boden, um seiner Gefühle Herr zu werden. Dann richtete er den Blick auf Trix. »Die Worte kommen mir nur schwer über die Lippen«, begann er. »Hier stehe ich nun und sehe meinem Cousin in die Augen, den ich in meiner Kindheit so gehasst habe und den ich heute nur noch stärker hassen müsste. Doch suche ich in meinem Herzen nach diesem Hass, so finde ich ihn nicht!«
    Iibeem nickte aufmunternd.
    »Alle Missetaten hat er uns mit Güte vergolten«, fuhr Derrick fort. »Er hat König Marcel überredet, uns nicht aufs Schafott, sondern in die Verbannung zu schicken. Als ich ihn heimtückisch im Schlaf morden wollte, vereitelte er das mit seiner Magie, verzieh mir und ließ mich gehen. Ebendies bedeutete den letzten sengenden Tropfen einer lodernden Güte, der das Eis meines Hasses zum Schmelzen brachte. Mein ganzes Leben zog in diesem Moment vor meinem inneren Augen wie eine Karawane vorbei. Alles, was ich Trix verübelte … und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Hälfte all dessen hatte ich mir eingebildet, bei der anderen Hälfte war mein Cousin völlig unschuldig! Mir fielen sämtliche Gemeinheiten ein, die ich gegen ihn ausgeheckt hatte – und ich heulte in Selbstekel auf! Wie konnte ich?! Wie konnte ich mich dem duldsamsten und gütigsten Menschen in meinem Umkreis gegenüber nur so verhalten? Als wir noch kleine Kinder waren, sprang uns einmal aus einem Gebüsch eine Giftschlange an.«
    »Eine Schlange?«, fragte Trix verblüfft.
    »Sie sprang euch an?«, hakte Tiana nach.
    »In meiner Angst und meinem Entsetzen«, fuhr Derrick unbeirrt fort, »stürzte ich davon, stolperte aber über einen Stein und blieb hilflos am Boden liegen. Am ganzen Körper der Schlange trat bereits ihr giftigstes Gift aus …«
    »Mhm«, murmelte Iibeem.
    »Es war eine schwitzende, springende Otter. Eine einzige Berührung reicht und du bist tot«, erklärte Derrick. »Mein Cousin jedoch, obwohl genauso klein wie ich, hatte keine Angst! Er schnappte sich einen Stein und drosch damit auf den Kopf der Schlange ein! Dann klaubte er einen zweiten Stein auf und hieb auf den Schwanz der Schlange! Schließlich nahm er eine Holzlatte und haute damit auf das widerliche Untier ein!«
    Der Blick, mit dem Derrick Trix durchbohrte, wollte diesem überhaupt nicht gefallen. Sofort lächelte Derrick jedoch wieder und sagte: »Anschließend half er mir auf die Beine, aber stolz, wie ich war, schlug ich seine Hand weg! Die Hand meines Retters! Ich schämte mich, dass er mich gerettet hatte – und nicht ich ihn!«
    »Daran kann ich mich gar nicht erinnern, Derrick«, flüsterte Trix.
    »Was für eine Bescheidenheit!«, rief Derrick aus. »Er erinnert sich nicht einmal mehr an seine guten Taten. Aber wie auch – wo er jede Sekunde eine solche begeht! Allein wie er sich um die Tiere sorgt! Nie vergisst er, sein Pferd zu tränken, seinen Hund zu füttern und seine Katze zu streicheln! Und die Bauern? Wie oft haben die weisen Ratschläge Trix’ sie vor Hunger und Kälte bewahrt! Kaum verließ der kleine Trix den Palast, bestürmten die Landarbeiter ihn auch schon mit ihren Fragen. ›Ist die Zeit für die Aussaat des Weizens heran?‹, ›Müssen wir die Rüben jäten?‹ oder ›Sollen wir die Tomaten gießen?‹ Und jedes Mal antwortete er ihnen.«
    »Jetzt übertreibst du!«, merkte Iibeem an.
    »Das ist die reine Wahrheit«, murmelte Trix. »Ich liebe Tiere. Und was die Landarbeiter angeht … Als ich einmal den Traktat Von den Früchten der Erde und ihrem Anbau gelesen habe, sind einige Bauern zu meinem Vater gekommen, die sich über irgendeine Grenze gestritten haben. Ich erklärte ihnen, es sei jetzt an der Zeit zu säen. Danach brauchten die Bauern mich nur zu erblicken, da haben sie sich gleich auf mich gestürzt und gefragt: ›Ist es nicht höchste Zeit, die Steckrübe zu ernten?‹ Ich glaube, sie fanden das lustig. Als ich den Soldaten einmal erklärt habe, wie sie ihre Rüstungen putzen müssen, haben sie mich danach auch noch lang mit Fragen

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