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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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töten können.«
    »Warum hat er uns dann dumm genannt?«
    »Wir können irgendwann ins Herz der Hölle zurückkehren, die Lampe holen und ihn fragen!«, sagte Trix. »Dabei könnten wir gleich den Wagen mitnehmen …«
    »Vielleicht hat er uns ja gerade deshalb dumm genannt, weil er sicher war, dass wir nicht zurückkehren?«
    »Immerhin sind wir jetzt in der Nähe eines Wesens, das alles weiß.« Er verstummte, seufzte und fuhr dann fort: »Und das ohne moralische Prinzipien ist. Das hast du nicht sonderlich glücklich formuliert.«
    Daraufhin tat Tiana etwas, das Männer in vergleichbaren Situationen nur selten, Frauen fast nie tun: Sie schwieg.
    Nachdem sie sich die Hände im Bach gewaschen hatten, drangen die beiden weiter in die Schlucht vor.
    »Aber eigentlich«, bemerkte Trix, der vorauslief und mit dem Besen die Sträucher wegdrückte, »kann ein allwissendes Wesen gar nicht böse sein. Denn je klüger du bist, desto gütiger bist du auch.«
    »Wenn du mich fragst, haben Verstand und Güte nicht viel miteinander zu tun«, hielt Tiana dagegen. »Die gütigste Hofdame bei uns im Palast ist korkendumm. Aber sie hilft allen, hat für jeden ein offenes Ohr … Der Ritter und Magier Gavar dagegen ist sehr klug – und dennoch böse.«
    »Willst du damit etwa behaupten, je größer der Verstand eines Menschen ist, desto böser ist er?«, brauste Trix auf, der sich selbst für einen guten Jüngling hielt.
    »Nein! Ich will nur sagen, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hat. Güte ist weder an den Verstand noch an die Haarfarbe oder die Nasenform gebunden. Entweder hast du sie – oder eben nicht.«
    »Falls dieses kluge Wesen böse sein sollte, dann wird es bald wissen, was es heißt, einen guten Zauberer zu erzürnen!«
    »Was glaubst du, was das für ein Wesen ist?«, fragte Tiana.
    »Eine Sphinx!«, schrie Trix.
    »Von mir aus. Aber musst du deshalb so brüllen?« Doch nach ein paar Schritten rief auch sie aus: »Eine Sphinx!«
    »Eine einwandfreie Identifizierung«, sagte die Sphinx. »Aber eine hätte gereicht.«
    Die Sphinx entsprach exakt den Beschreibungen in den Legenden (was bemerkenswert war, schließlich behaupten ebendiese Legenden auch, noch niemand habe eine Begegnung mit diesem Wesen überlebt). Sie war so groß wie ein riesiger Elefant oder ein kleiner Drache, hatte den Körper eines Löwen, die Flügel eines Adlers und das Gesicht einer schönen Frau (wenn auch mit einem sehr großen Mund). Und sie versperrte jeden Durchgang.
    »Bist du ein allwissendes Wesen ohne moralische Prinzipien?«, fragte Trix.
    »Völlig richtig«, antwortete die Sphinx. »Ich weiß alles, was auf der Erde vor sich geht, und ihr braucht mich nicht zu fürchten!«
    »Du bist also gut, ja?«, sagte Trix.
    »Ich bin Gourmet. Angst würde eurem Fleisch einen unangenehmen Geschmack verleihen«, erwiderte die Sphinx. »Entspannt euch also! Ich esse ja nicht jeden, sondern nur diejenigen, die nicht wenigstens eine meiner Fragen richtig beantworten.«
    »Du willst uns doch nur Angst einjagen, Sphinx!«, erklärte Tiana kühn. »Sonst zeig mir doch mal den Berg abgenagter Knochen!«
    »Wer würde denn das Leckerste wegwerfen?«, fragte die Sphinx erstaunt. »Nein, ich lasse nie etwas übrig. Nicht mal die Rüstungen, denn ich brauche Eisen für die Federn.«
    Die Sphinx spreizte die Flügel und ließ die stählerne Befiederung aufblitzen.
    »Dann ist es ja ausgesprochen großherzig von dir, überhaupt jemanden durchzulassen«, murmelte Trix.
    »Wer hat gesagt, dass ich das tue? Bislang konnte noch niemand auch nur eine meiner Fragen beantworten. Nein, das kleine Fragespiel wiegt die Menschen in Sicherheit. Dann entspannen sie sich – und schmecken besser.«
    »Ich möchte dich darauf hinweisen«, sagte Trix eindringlich, »dass ich ein mächtiger Zauberer bin.«
    »Weiß ich doch«, erwiderte die Sphinx. »Und du willst von mir wissen, was hinter Abrakadasabs Kraft steckt. Im Übrigen lass dir gesagt sein, dass ich unmagisch bin.«
    »Du bist … unmagisch?«, brachte Trix heraus.
    »Absolut. Mein Vater, ein erbärmlicher Alchimist, hat Experimente mit Tieren durchgeführt. Das Ergebnis dieser grauenvollen Versuche bin ich.«
    »Wie schrecklich!«, rief Tiana. »Wie grausam! Und völlig verantwortungslos!«
    »Dein Mitgefühl tut mir wohl!«, säuselte die Sphinx. »Aber keine Sorge, ich habe meinen Vater gebührend bestraft. Indem ich ihn gefressen habe. Doch zurück zum Thema: Als unmagisches Wesen bin ich absolut immun

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