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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Kraft – all das ist sicher auch wichtig. Aber ein gutes Herz und Hilfsbereitschaft – das sind die Gründe, warum wir jemanden lieben!«
    Lächelnd sah die Sphinx daraufhin Trix an.
    »Die Liebe ist wie ein Blitz, der vom Himmel schießt und das Ziel, das er sich ausgesucht hat, verbrennt«, antwortete dieser. »Es gibt keine erkennbaren Gründe, warum wir jemanden lieben, denn die Liebe ist ein Geschenk der Götter.«
    »Unsinn!«, schnaubte die Sphinx. »Gemeinheit und Bosheit bringen einen bösen und gemeinen Menschen ebenso dazu, einen anderen zu lieben. Und was das Geschenk der Götter betrifft: Wenn du bedenkst, wie viel Kummer und Leid die Liebe den Menschen bereitet, ist sie ja wohl eher ein Fluch! Nein, die Liebe ist einfach der Versuch der Menschen, ihre Angst vor dem Leben zu überwinden!«
    »Du machst dich bloß über uns lustig!«, blaffte Trix.
    »Was dachtest du denn?«
    »Du würdest gegen jede Antwort etwas haben. Deine Fragen stellst du nur, um zu hören, was wir sagen – und am Ende zu verstehen, wie wir Menschen denken.«
    »Völlig korrekt!«
    »Allerdings gilt das umgekehrt genauso! Jedes deiner Worte hilft uns, dich zu durchschauen. Du bist unglücklich, einsam und kannst nie im Leben jemanden lieben, denn du bist ein Untier, noch dazu das einzige in deiner Sippe!«
    »Humbug!«, jaulte die Sphinx und schlug wutentbrannt mit den Flügeln. »Ich bin einsam und frei. Ich bin der reine Verstand, ohne dumme Illusionen. Ihr Menschen sucht ständig nach Rechtfertigungen für eure jämmerliche Existenz! Ich aber fresse euch einfach und freue mich des Lebens!«
    »Ach ja?«, spie Trix verächtlich aus. »Du versauerst hier in der Wüste und wartest auf einen zufälligen Wanderer! Oder jagst Ziegen!«
    »Dass ich die Ziegen jage , ist gelogen«, fauchte die Sphinx. »Üble Nachrede!«
    »Worin besteht denn dann der Sinn deines Lebens?«, fuhr Trix fort. »Zu fressen und alles zu besudeln? Das gilt für einen Schakal. Du aber bist ein vernunftbegabtes Wesen! Hochentwickelt! Du könntest ein weiser Berater der Menschen werden, die längst nicht so klug sind wie du, würdest in Liedern und Legenden gerühmt werden, man brächte dir Geschenke dar …«
    Die Sphinx stieß ein verächtliches Schnauben aus.
    »Eine Herde junger, wohlschmeckender Schafe beispielsweise. Oder gut gemästete Kamele, einen Laib Ziegenkäse und ein paar Krüge Kuhmilch, den Honig wilder Bienen und zarte Weizenfladen«, fuhr Trix fort. »Gold und Silber, Jaspis und Smaragde …«
    »Topase und Saphire«, fiel die Sphinx ihm ins Wort. »Die mag ich lieber.«
    »Von mir aus auch Topase und Saphire«, sagte Trix. »In der Wüste gäbe es Paläste deiner Priester, die Karawanen kämen aus allen Ländern zu dir, Prinzen und Gelehrte würden sich dir zu Füßen werfen, um vom weisesten Wesen der ganzen Welt Antwort auf ihre Fragen zu erhalten.«
    »Was für eine verlockende Aussicht.«
    »Warum gibst du dieses einsiedlerische Leben also nicht auf und heimst den Ruhm ein, der dir gebührt?«, fragte Trix. »Wir würden auch allen von dir berichten und überall verkünden, man müsse dir Ehre erweisen, da du uns Unwissende auf den rechten Weg führst.«
    »Herrlich!«, rief die Sphinx. »Was für eine Perspektive!«
    »Nicht wahr?«, erwiderte Trix und blinzelte Tiana zu.
    »Und jetzt zur dritten Frage«, fuhr die Sphinx fort.
    »Bitte?!«, rief Trix. »Was für eine dritte Frage? Hast du nicht gerade gesagt …«
    »Wenn du der erste Assassine aus der Verborgenen Natter wärest, der versucht, mich mit seiner Kunst des Schmeichelns zu verführen, dann wäre ich vielleicht darauf reingefallen«, erklärte die Sphinx. »Aber ich habe mir schon vierzig von deiner Sorte schmecken lassen. Und nicht mal euer Gift konnte mir etwas anhaben, denn ich bin gegen jedes Toxin immun. Also, die dritte Frage! Oder soll ich euch gleich verspeisen?«
    »Nein«, antwortete Trix niedergeschlagen.
    »Was ist der Sinn des Leben?«, fragte die Sphinx. »Was ist der Schlüssel des Universums, sein Anfang und Ende? Na?«
    »Du behauptest doch eh wieder, dass wir danebenliegen!«
    »Richtig!«, kicherte die Sphinx. »Trotzdem wäre es amüsant, eure Antworten zu hören. Also?«
    Doch leider (für die Sphinx) und zum Glück (für Trix und Tiana) kamen sie nicht mehr dazu zu antworten. Genau in diesem Moment flirrte die Luft zwischen der Sphinx und den beiden Kindern wie über einem glühenden Kohlebecken – und der legendäre und ruhmreiche Magier Radion

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