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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Notgedrungen mäßigte ich im Weiteren meine Selbsterniedrigung. Nun versammelten sich schon bald Tausende bärtiger Menschlein auf einem der Plätze um mich. Vorbehaltlos teilten sie meine Abneigung gegen Raffgier und Unbescheidenheit, gegen berauschende Getränke, laute sinnlose Feste und leeren Zeitvertreib. Als ich die Heimstatt dieser einfachen Menschlein mit den reinen Herzen und reinen Seelen wieder verließ, pries ich den Schöpfer. Nie zuvor war ich so überzeugt von der Richtigkeit meiner Ansichten. Ich ließ, das wusste ich gewiss, treue Mitstreiter zurück, die ein bescheidenes, ruhiges und würdevolles Leben führten.«
    Die dritte Beschreibung stammte von dem bekannten Händler und Bankier Rocky Feller, der den Zwergen Getreide liefern und von ihnen Rüstungen kaufen wollte.
    »Morgen des dritten Tages. Wir sind auf dem Weg zur Zwergenstadt. Ich habe Gullivonnes Erinnerungen gelesen. Anscheinend muss man zum Säufer und Wüstling werden, um von den Zwergen akzeptiert zu werden. Das übliche Berufsrisiko für uns Händler. Habe getrocknete Donnerdistel für die Leber gekaut, Absud von Taigawurzel zur Stärkung meiner Kräfte getrunken und mir gewagte Kleidung angezogen.
    Mittag des dritten Tages. Wir bewegen uns durch einen Stollen vorwärts. Den Traktat von Worm Inquisi gelesen und lange darüber nachgedacht. Am Ende habe ich mir einen schlichten, grauen Mantel angezogen und die Fingerringe abgelegt. Zitrone gegessen, um meinem Gesicht einen leidgeprüften Ausdruck zu geben.
    Abend des dritten Tages. Wir haben die Zwergenstadt erreicht. Überall schwirren Zwerge herum, alle höchst geschäftig. Die Straßen sind in Maßen beleuchtet, nirgends Zierrat. Wahrscheinlich liegt Inquisi richtig.
    Mittag des vierten Tages. Ein Geschäftstreffen mit dem Vorstand der Schmiede-Gilde absolviert. Ein hervorragender Rechner. Sieben Stunden harte Verhandlungen. Konnte nicht alle meine Bedingungen durchsetzen und musste das Geschäft zu beiderseitigem Nutzen abschließen.
    Abend des vierten Tages. Nach Unterzeichnung der Papiere haben wir Brandy getrunken, der nicht schlecht war, eine Pfeife geraucht und sind zum Abendessen in den Club der Schmiede gegangen.
    Morgen des fünften Tages. Wieder über Tage. Die Zwerge gehen mir nicht aus dem Kopf. Es sind geschäftstüchtige Burschen, denen der natürliche Wunsch, sich nach der Arbeit zu entspannen, nicht fremd ist. Über Lemmy Gullivonne und Worm Inquisi nachgedacht. Es müssen ausgemachte Dummköpfe sein.«
    Sämtliche Menschen, die sich für Zwerge interessierten, stritten Jahre darüber, wessen Beschreibung der Wahrheit am nächsten kam. Jede der drei Versionen fand eine nicht geringe Zahl von Anhängern. Ein junger Zauberer brachte die kluge Idee vor, alle drei Versionen träfen zu, berichteten jedoch von unterschiedlichen Städten und unterschiedlichen Zwergenclans. Die Forschung widerlegte diese Hypothese allerdings: Wie ein aufmerksamer Vergleich der Karten zeigte, hatten alle drei Reisenden ein und dieselbe Stadt beschrieben.
    Licht in dieses Geheimnis hätte jedoch ein Kalender gebracht. Gullivonne hat die Zwerge nämlich am Freitagabend, Inquisi am Sonntagmorgen und Feller am Dienstag besucht.
    Trix und seine Freunde wiederum trafen am Donnerstag in der Stadt der Wüstengnome ein, was ein ausgezeichneter Tag ist, um Zwergen einen Besuch abzustatten. Die Folgen des freitäglichen Gelages und des ausgelassen verbrachten Samstags sind da bereits überwunden, der Sonntag ist voller Reue im Familienkreis begangen worden, der verdrießliche Montag überstanden. Der Dienstag hat ihre Laune schon wieder ein wenig gehoben, der Mittwoch ist freudig begrüßt worden, denn die Hälfte der Woche war nun geschafft. Am Donnerstag träumen die Zwerge dann bereits wieder vom Freitag, an dem sie traditionell Fisch essen, die Kettenhemden säubern und schon um acht Uhr, manchmal sogar um halb acht Feierabend machen, nicht erst wie sonst um neun. Mit einem Wort, Zwerge sind Menschen wie alle anderen auch, nur eben bärtig und klein.
    Die Lampen in den Straßen der Wüstengnomenstadt brannten hell und rein, das Gewölbe der Höhle lag allerdings trotzdem im Dunkeln, nur die Spiegel dort oben funkelten lauschig und geheimnisvoll wie wolkenverhangene Sterne. Die Zwerge, die ihnen entgegenkamen, betrachteten die drei aufmerksam, jedoch nicht mit offener Neugier, denn dergleichen galt bei ihnen als unhöflich. Gruja genoss unter ihren Gefährtinnen offenbar die höchste Achtung und

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