Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
Magie eurer Feinde kann euch nichts anhaben, denn ihr glaubt nicht an sie! Handelt also nicht gegen eure Natur! Schätzt lieber eure starken Seiten! Und nehmt euch eure Schwächen nicht so zu Herzen!«
»Vielen Dank, Kluger«, sagte Gruja. »Tief in meinem Innern weiß ich, dass du recht hast.«
»Und nun zu uns!«, verlangte die Nixe. »Warum können wir zaubern?«
»Ihr lebt im Wasser«, antwortete Trix. »Gewissermaßen in Schwerelosigkeit und Freiheit. Vor den Gefahren der äußeren Welt seid ihr in diesen unterirdischen Seen geschützt, denn hier habt ihr keine Feinde. Euer einziges Problem ist vielleicht die Langeweile. Ihr braucht nichts, außer Fischen, da magisches Essen nun mal keinen Nährwert hat. Ihr könnt euch mühelos etwas vorstellen und glaubt vorbehaltlos daran, dass ihr das erschaffen könnt. Weil ihr gar nicht wisst, wie man eine Sache herstellt. Oder wie man Feuer entfacht, was Geld ist und, und, und.«
»Aber wir sind die größten Zauberinnen!«, hielt die Nixe dagegen. »Unsere Schwestern in den Meeren können nur die simpelsten Dinge zaubern. Einen Sturm, zum Beispiel. Oder Perlen.«
»Das wiederum liegt an den Gnomen«, bestätigte Trix. »Nur weil sie an jedes eurer Worte glauben, wurdet ihr zu den größten Zauberinnen. Sie ergänzen eure Vorstellung davon, wie ein Tisch aussehen muss oder wie eine Kristallkugel arbeitet. Allein die Gnome, die selbst nicht zaubern können, gewährleisten, dass eure Zauber gelingen!«
»Du lügst!«, schrie die Nixe und fuchtelte mit den Armen. »Wir sind die größten Zauberinnen! Auch ohne die Gnome!«
»Darum macht ihr auch alles für die Gnome, um das sie euch bitten«, erklärte Trix ruhig weiter. »Denn nur mit ihnen seid ihr große Zauberinnen. Oder etwa nicht?«
»Das ist gelogen!« In ihrem Zorn griff die Nixe nach einem vom Wasser abgeschliffenen Stein und warf ihn auf Trix. Aber sie traf ihn nicht. »Warum hat denn dieser Abrakadasab zaubern gelernt? Weil wir es ihm beigebracht haben!«
»Bei ihm hat das aus demselben Grund geklappt wie bei Hallenberry«, antwortete Trix. »Weil dieser grausame Anführer der Wüstenstämme im Grunde nichts als ein großes Kind ist. Es ist ungebildet und hat keine Ahnung, was die Welt im Innersten zusammenhält. Gleichzeitig glaubt er vorbehaltlos an sich selbst. Doch nur ein Kind vermag zu glauben, jedes Wort könne Wirklichkeit werden. Es bräuchte sich bloß Halva zu wünschen und schon würde sie auch auftauchen.«
Hallenberry, aus dessen Händen die Halva inzwischen spurlos verschwunden war, sah Trix schmollend an.
»Tut mir leid, Klaro«, sagte Trix. »Aber das ist die Wahrheit. Wir Menschen sind nicht wie die Gnome oder wie die Nixen. Wir haben Phantasie und sind dennoch geerdet. Einigen Menschen gelingt es, sich mit den eigenen Worten zu bezaubern, denn oft genug lebt in einem Menschen bis ins hohe Alter ein kleines Kind. Diese Menschen werden dann Magier. Aber wenn ein Mensch nicht an sich und seine Wunder glaubt, dann wird er nie ein Zauberer. Seine Worte können dann noch so schön sein – sie erwecken nichts zum Leben.«
»Dann kannst du also nicht so werden wie der Mineralisierte Prophet?«, erkundigte sich die Nixe.
»Nein«, antwortete Trix. »Ich bin, wie ich bin. Und Abrakadasab ist, wie er ist. Als er gesehen hat, wie ihr zaubert, hat er das für die einfachste Sache der Welt gehalten. Deshalb konnte er zum Magier werden. Und jetzt glauben die Stämme an ihn – und deshalb wird jeder Unsinn, den Abrakadasab von sich gibt, Wirklichkeit. Wie ich da gegen ihn vorgehen soll, ist mir noch schleierhaft.«
»Und was wird nun aus uns?«, fragte die Nixe traurig. »Ich … ich weiß nicht einmal mehr, ob mir in Zukunft überhaupt noch ein Zauber gelingt! Als du mir erklärt hast, wie das Ganze vor sich geht …«
»Ich weiß es nicht«, fiel Trix ihr ins Wort. »Aber wahrscheinlich wird es schon noch klappen. Wenn du dich erst mal wieder beruhigt hast.«
»Wir haben immer geglaubt, wir seien die größten Zauberinnen auf der ganzen Welt!«, rief die Nixe. »Aber so, wie du es darstellst, können wir bloß zaubern, weil wir die reinsten Kinder sind. Und weil die Gnome an uns glauben!«
»Ist das denn so schlimm?«, wollte Trix wissen. »Was spielt es für eine Rolle, warum ein Zauber gelingt? Hauptsache ist doch, dass er gelingt! Ja, ihr seid große Zauberinnen – aber nur mit den Gnomen hier! Ihr braucht einander. Ihr versteht es zu phantasieren und glaubt an eure Worte. Die Gnome
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