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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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nur einem Wort »Bier, das im Herbst aus dem Hopfen der neuen Ernte gebraut wurde« bezeichnet. Reicht jedoch ein einziges Wort, um ein »männliches Kamel, älter als ein Jahr, aber jünger als drei, mit hellem Fell und kurzem Schwanz« zu benennen, redet man Samarschanisch.
    Diesen einfachen Test kannte Trix jedoch nicht.
    Als die Sonne so weit gewandert war, dass ihre Strahlen ins Zelt fielen, erhob sich Trix und sagte: »Weiter!«
    Am späten Abend dieses Tages sammelte Amal, der Sohn des Hirten Hamud, am Rand der Oase Djam-war getrockneten Dung.
    Ein verwöhnter Städter mag ja annehmen, der vom Pferd hinterlassene Apfel sei nicht weiterzuverwerten. Ein Bauer aus dem Norden mag die Stirn runzeln und versichern, Pferdeäpfel taugten nicht als Dung, denn sie verbrennen die zarten Triebe und vergiften den Boden.
    Ein Nomade kennt jedoch den Wert seines Pferdes!
    Er schätzt die schnellen Beine ebenso wie den scharfen Blick, den Orientierungssinn und das Gespür für Wasser, das kräftige Fell, die Haare von Mähne und Schweif, die fette Milch – und das schmackhafte Fleisch.
    Und selbstverständlich auch den Kot.
    Denn der Pferdeapfel vom Morgen trocknet bis zum Abend und gibt dann einen herrlichen, wenn auch etwas stinkenden Brennstoff ab. An diesem Feuer wärmt sich der Nomade in den kalten Wüstennächten, über ihm bereitet er sein Essen zu (oft genug gleichfalls vom Pferd). Außerdem lindert etwas Kot auf Prellungen und blauen Flecken Schmerzen …
    Amal seufzte und tastete nach dem Veilchen unter seinem Auge. Ein schöner Schwinger, so die Überzeugung der stolzen Krieger Abrakadasabs, mache einen Neuling nur umso schneller zum würdigen Wüstenverteidiger.
    Als Hamud zu Abrakadasab aufgebrochen war, hatte er nicht gewusst, dass er sich in der ersten Zeit keinesfalls im Kampf auszeichnen konnte, weil niemand die neuen Männer in die Schlacht ziehen ließ. (Abgesehen davon: Von welchen Kämpfen sollte auch die Rede sein, wenn selbst die Feinde vor dem MP erschauderten und sich ihm widerstandslos zu Füßen warfen?) Nein, die ersten beiden Monate sammelten die Soldaten nur Dung für Armeezwecke (weshalb sie auch Kotisten gerufen wurden), das nächste halbe Jahr übernahmen sie sämtliche Hilfsarbeiten (und hießen Feldwedel). Danach folgte ein halbes Jahr, in dem sie den Umgang mit der Waffe erlernten (und schon recht respektvoll als Grünhörner angesprochen wurden). Danach durften sie ihr Essen aus dem allgemeinen Kessel schöpfen, mussten also nicht länger die Schalen der anderen auskratzen (und galten nun als Gelöffelte). Und erst wenn sie selbst eine kleine Gruppe befehligten, erhielten sie den Titel Gemeiner Agha, nach dem alten Samarschanischen Wort »Agha« für Anführer, der meist als Gagha abgekürzt wurde.
    Amal stand kurz vorm Ende der Kotisten-Phase und bereitete sich darauf vor, Feldwedel zu werden. Nicht, dass er sich davon einschneidende Veränderungen in seinem Leben versprochen hätte. Dennoch: Er war ein Kotist mit Zukunft!
    An diesem Abend hatte Amal Glück. Er fand vier wundervolle, große und trockene Pferdeäpfel. Noch einer – und er könnte ein prasselndes Feuer entfachen. Dann würde ihn niemand verprügeln.
    »Nur nicht daran denken«, wisperte Amal. »Ein Jahr noch, dann schlägt mich keiner mehr. Dann werde ich selbst losprügeln!«
    »He, Kotist!«, erklang da in der Dunkelheit die Stimme von Shamad, ihrem Gagha, einem rachsüchtigen, breitschultrigen Mann mit blitzschnellen Bewegungen, der es zu dieser Stellung gebracht hatte, obwohl er erst zwanzig Jahre zählte.
    »Ich bin hier!«, antwortete Amal rasch. »Zu Befehl!«
    »Du hast Besuch«, erklärte Shamad. »Drei Jungen, die von deinem Vater kommen.«
    Im ersten Moment glaubte Amal, einer seiner Brüder sei in die Armee eingetreten. Doch dann ging ihm auf, dass sein Vater die älteren der Brüder nicht ziehen lassen würde, da sie ihm beim Hüten helfen mussten, und die jüngeren noch zu klein waren, als dass sie Ruhm im Krieg finden durften.
    Beunruhigt eilte er zu Shamad. Am Lagerfeuer, das einer der anderen Kotisten angezündet hatte, entdeckte Amal all seine elf Gefährten. Sie waren auffallend schweigsam. Neben ihnen standen zwei junge Burschen und ein Junge, der im Grunde noch ein Kind war und nichts bei den Soldaten verloren hatte. Alle drei waren wie die Bewohner aus dem Königreich hellhäutig, wenn auch unter der heißen Sonne gebräunt, und hatten recht freundliche Gesichter. Die beiden älteren trugen schwarze

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