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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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knarrten vor Anstrengung. Am Ende hatte aber auch er keinen Vorschlag.
    »Darf ich vielleicht eine dumme Idee vortragen?«, fragte Amal schüchtern.
    »Sicher!«, ermunterte ihn Trix.
    »Auf Geheiß des mächtigen Abrakadasab findet morgen der traditionelle monatliche Kampf für Soldaten statt. Der Sieger kommt dann zu den Favorisierten Scharfsichtigen Beobachtern.«
    »Er kommt wohin?«, fragte Trix.
    »Zu den Favoriten. Ganz früher hieß diese Einrichtung Garde Permanenter Umsicht, dann Kreis Geprüfter Bewacher. Das ist die Leibgarde des Mineralisierten Propheten.«
    »Eine gute Tradition!«, entzückte sich Trix.
    »Weil der Mineralisierte Prophet der stärkste Zauberer der Welt ist, braucht er keinen magischen Schutz«, schickte Amal nach. »Abrakadasab selbst wird den Wettstreit verfolgen, damit nicht einer der Teilnehmer Magie einsetzt.«
    »Und welche Waffen sind erlaubt?«, erkundigte sich Trix.
    »Alle«, antwortete Amal.
    »Auch das ist eine gute Tradition!«, bemerkte Trix lächelnd.
    Wenn eine große Armee in der Wüste ihr Lager aufschlägt, steckt kaum ein Krieger vor dem Mittag den Kopf aus dem Zelt. Die Patrouillen verrichten widerwillig ihren Dienst, von Kopf bis zu den Zehen in weiße Gewänder gehüllt. (Nur die dummen Menschen aus dem Norden entledigen sich bei Hitze ihrer Kleidung, die Menschen aus dem Süden wissen dagegen genau, dass Kleidung nicht nur gegen Kälte, sondern auch gegen Hitze schützt.) Die Boten sind vollauf beschäftigt – denn gerade in der größten Hitze fällt es einem Befehlshaber gern ein, sich bei einem Kollegen danach zu erkundigen, wie es bei ihm heute mit dem Wetter stehe. Und die jungen Soldaten, die ja ständig zu Sklavenarbeiten gezwungen werden, müssen natürlich die Kamele und Pferde tränken.
    An diesem Tag erfreute jedoch kühle Luft Abrakadasabs Männer. Am frühen Morgen war der Mineralisierte Prophet aus seinem Zelt getreten, hatte sich gereckt, zum Himmel hinaufgeblickt und erklärt, er würde sich beziehen. Fünf Minuten später waren vom fernen Meer Wolken herangezogen, die eine noch nie da gewesene Kraft über den tosenden Wellen gepackt, zusammengepresst und mit wilder Geschwindigkeit bis zur Wüste gezogen hatte. Wenn die Wolken denken und reden könnten, hätten sie sich vermutlich aufrichtig darüber empört, spurlos in der Wüste zu verschwinden, sich dem Willen eines mächtigen Magiers fügen zu müssen und ihr kurzes Wolkendasein nicht in gewohnter Umgebung beschließen zu dürfen.
    Aber zum Glück sind Wolken nur winzige Wassertropfen und Eisteilchen in der Luft, die weder denken noch reden oder sich über das Verhalten eines MP entrüsten können. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als über der Oase Djam-war aufzuziehen, langsam unter den Sonnenstrahlen zu verdampfen und die Krieger Abrakadasabs gegen die Glut zu feien.
    Dabei hielt es Abrakadasab keineswegs für seine Pflicht, jene Krieger, die um das Recht kämpften, ihn zu beschützen, mit frischer Luft zu erfreuen. Wenn einer von ihnen diese Hitze nicht aushielt und tot umfiel, war er selbst schuld. Doch selbst ein schlichter Mensch muss nicht strohdumm sein. Abrakadasab wusste nur zu genau, dass hundert oder zweihundert Zuschauer, die bei einer Massenveranstaltung starben, seine Autorität unter den Kriegern nicht stärken würden – Wolken, die er rechtzeitig herbeirief, aber schon.
    So hingen also über der Oase Djam-war die völlig wüstenfremden Wolken. Die versammelten Zuschauer genossen die Frische – oder hüllten sich fest in ihren Burnus ein, je nachdem aus welchem Teil der Wüste sie aufgebrochen waren, um dem Mineralisierten Propheten zu dienen. In der Arena, bei der es sich um den Boden des ausgetrockneten Sees handelte, liefen unterdessen die Kämpfer auf.
    Der erste war ein Soldat mit dem Spitznamen Tarantula, ein junger Mann, der recht fragil wirkte, sich aber von klein auf mit den Bissen von Giftspinnen gestählt hatte, was ihm eine erstaunliche Biegsamkeit, Resistenz gegenüber allen Toxinen und absolute Schmerzunempfindlichkeit eingebracht hatte. Er trug einen blau-roten Lederharnisch und kämpfte mit zwei langen Seilen, an deren Enden schwere, dornenbesetzte Kugeln hingen.
    Der Zweite war ein kräftiger Bergbewohner, den alle Hupfmaus riefen. Angeblich hatte er seine Meisterschaft erreicht, indem er Springmäuse beobachtete (aus deren samtigem Fell auch sein Gewand bestand). Er schwor auf den Faustkampf, warf aber ebenso treffsicher mit Steinen und ging geschickt

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