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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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gegen mich aufgehetzt. Du hast einen niederträchtigen Vitamanten hierhergebracht. Du hast mich mit einem schrecklichen Zauber angegriffen. Was soll ich also von dir halten? Du bist die Schande deiner Eltern, der Verräter deiner Freunde, ein Mensch, der sein Wort nicht hält und keine Ehre kennt! Ich klage dich an!«
    Die Nomaden johlten begeistert. Unter den scharfen und – warum das verhehlen? – zutreffenden Anschuldigungen des MP geriet Trix sogar ins Schwanken.
    »Du bist dran«, sagte Abrakadasab lächelnd.
    »Du bist aus der Wüste in das Reich der Gnome hinabgestiegen«, antwortete Trix mit fester Stimme. »Du hast versprochen, ihnen zu helfen, aber sobald du deine Kraft erlangt hattest, hast du dich heimlich davongestohlen! Du hast dein Schwert und deine Zauberkraft gegen die Wüstenstämme eingesetzt, du hast sie das Fürchten gelehrt, damit sie sich dir unterwerfen. Aber selbst das reichte dir noch nicht! Du bist mit den Nomaden vor die große Stadt Dachrian gezogen und willst sie gegen den gütigen Sultan in den Kampf führen. Dabei weißt du genau, dass die drohende Schlacht Zehntausenden von Menschen das Leben kostet, dass die weisen Drachen sterben, die Flüsse versiegen und die Felder brennen werden. All das hält dich aber nicht auf. Denn du willst nicht nur über Samarschan herrschen, sondern über alle bewohnten Länder – auch wenn du diese dabei in Blut ertränken musst. Du behauptest, die Welt zu verbessern, wenn du sie erst einmal erobert hast! Aber wer wird in dieser schönen neuen Welt überhaupt noch am Leben sein? Soldaten, die ans Töten gewohnt sind und für die ein Leben nichts zählt? Witwen und Waisen? Nein, man muss dich um jeden Preis aufhalten, und sei es um den Preis des Verrats und der Heimtücke. Ich klage dich an!«
    Die Gnome und die Schauspieler klatschten Beifall und riefen Trix aufmunternde Worte zu. Abrakadasab runzelte die Stirn.
    »Gut«, sagte er. »In meinen wie in deinen Worten steckt eine gewisse Wahrheit, Junge. Kommen wir jetzt zu den Zaubersprüchen! Als du beschlossen hast, mich umzubringen, hast du gesagt: ›Abrakadasab freut sich seines Sieges zu früh! Der junge Magier fügt ihm einen hinterhältigen und unerbittlichen Schlag zu! Alle Säfte seines Körpers, von der schwarzen Galle der Milz und der gelben Galle der Leber bis zum roten Blut in seinen Adern und dem farblosen Schleim in seinem Kopf brodeln auf und sprengen Abrakadasab in unzählige, winzige Teilchen!‹«
    Trix nickte wütend. Abrakadasab verfügte über ein exzellentes Gedächtnis.
    »Betrachten wir diesen Spruch also einmal näher«, sagte Abrakadasab in süffisantem Ton. »Das ist der Zauber eines glücklosen Knirpses, der alles daransetzt, wie ein echter Magier zu wirken. Erstens: Er ist viel zu gefühlsbetont! Freut sich seines Sieges zu früh, ein unerbittlicher Schlag, in winzige Teilchen sprengen! Was für ein Geplärre! Wo bleibt da die Schönheit des Stils? Wo bleiben Überlegung und Weisheit? Nein, das alles ist pure Hysterie! Zweitens: Was für ein langweiliges und einfallsloses Vorgehen. Eine Aufzählung, um den Zuhörer in Trance zu versetzen. Die schwarze Galle der Milz, die gelbe Galle der Leber, das rote Blut und der farblose Schleim. Das ist langweilig, Junge! Langweilig und primitiv! Und ich bin mir sicher, dass all deine Zauber nach diesem Prinzip aufgebaut sind! Drittens: Die Wahl der Adjektive, die einfach erbärmlich ist. Hinterhältig, unerbittlich. Dir fehlt es einfach an Worten, du redest wie ein schlechter Chronist. Wahrscheinlich hast du diese Wörter sogar in dummen Chroniken gelesen und wirfst jetzt mit ihnen um dich. Viertens …«
    Das ist stark, dachte Trix finster. Normalerweise ist beim dritten Punkt doch Schluss.
    »Viertens: Du versuchst, die Zuhörer und auch dich selbst durch Blutrünstigkeit zu fesseln und zu bannen. Alle Säfte brodeln und sprengen Abrakadasab in unzählige, winzige Teilchen «, äffte der MP Trix nach. »Hast du überhaupt schon einmal eine echte Schlacht miterlebt, Junge? Echtes Blut und zerfetzte Körper gesehen? Hast du das Stöhnen und die Schreie der Sterbenden gehört? Nein, nein und noch mal nein! Wenn dein Zauber geklappt hätte und ich tatsächlich in unzählige, winzige Teilchen gesprengt worden wäre, hättest du dein heutiges Frühstück in den Sand gekotzt und das gestrige Abendessen gleich mit, und eine Woche lang hätten dich entsetzliche Alpträume um den Schlaf gebracht! Also: Du bist ein schlechter Zauberer, mehr

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