Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
hat nicht nur die Drachen um Hilfe gebeten, sondern lässt sich auch noch mit den Vitamanten ein. Oh Zeiten, oh Sitten!«
»Er hätte lieber Marcel um Hilfe bitten sollen!«, sagte Trix. »Marcel ist ein guter König. Er hätte Euch bestimmt nicht abgewiesen. Und er hätte verstanden, dass es zum Krieg zwischen unseren Ländern kommt, wenn der Mineralisierte Prophet erst mal an die Macht gelangt.«
»Oh welch Elixier der Weisheit, welch Heilerde der Besonnenheit deine Worte sind!«, höhnte Wasab. »Nur vergisst du, dass wir gegen euch schon mehr als einen Krieg geführt haben.«
»Ja und?«
»Das einfache Volk würde es Akhsogud nie verzeihen, wenn er seine früheren Feinde zu Hilfe ruft. Wir alle lieben den Wesir und seine Macht steht auf starken Füßen. Aber wenn er euer Heer und eure Magier in unser Land holt … allein der Gedanke daran ist noch schlimmer als der an den Mineralisierten Propheten. Sicher, wir haben die Vitamanten nicht in unser Herz geschlossen und …«, Wasab hüstelte, »… wir fürchten sie sogar ein wenig. Aber wir haben noch nie Krieg gegen sie geführt. Zwischen uns gibt es keine offenen Rechnungen.«
»Aber warum sollten die Vitamanten Akhsogud überhaupt helfen?«, fragte Trix.
Wasab zuckte die Achseln und beugte sich über den Topf.
»Ich kann’s mir schon denken«, murmelte Trix. »Die Vitamanten wollen uns in die Knie zwingen, das weiß jeder. Am liebsten wäre es ihnen wahrscheinlich, wenn Samarschan und das Königreich erst gegeneinander kämpfen und sie sich nach dem Krieg gleich beide Länder unter den Nagel reißen könnten. Der MP hat ihnen da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich nehme an, selbst sie fürchten ihn und glauben, er könne sich unser Königreich schnappen und mit unseren Soldaten auf sie losgehen.«
»Das wird ein gutes Pilaw«, verkündete Wasab. »Nur mit etwas viel … keuch … schwarzem Pfeffer.«
»Darum helfen sie Eurem Großwesir! Aber sie werden im Gegenzug etwas fordern. Zum Beispiel, dass Ihr uns zusammen mit ihnen angreift. Das Königreich würdet Ihr dann unter Euch aufteilen. Ihr bekommt den Süden und den Osten, also die Gebiete, die früher Euch gehörten. Die Vitamanten erhalten den Norden und den Westen, also die Gebiete, aus denen sie vertrieben wurden.«
»Wenn ich noch etwas nachpfeffere – ob das Übermaß an Pfeffer dann womöglich wie eine besondere Raffinesse anmutet?«, sinnierte Wasab. »Ob ich mich einmal an ein ganz besonders scharfes Pilaw wage?«
»Akhsogud macht einen Fehler, wenn er sich auf diese Sache einlässt«, sagte Trix. »Selbst wenn, die Vitamanten Euch gegen den MP helfen, wärt ihr nach dem Krieg geschwächt. Dann bitten sie vielleicht die Drachen um Hilfe – damit sie Eure Zauberer töten. Danach wäre Samarschan nur noch ein trauriger Abklatsch seiner selbst. Die Vitamanten bräuchten bloß noch die toten Soldaten wiederauferstehen zu lassen und könnten mühelos gegen Euch zu Felde ziehen. Ebenso wie gegen die Barbaren aus dem Norden, die Zwerge und die Elfen. Eben gegen alle. Entweder weiß Euer Großwesir rein gar nichts von den Vitamanten oder er hat unglaubliche Angst vor dem Mineralisierten Propheten.«
Wasab seufzte und sah Trix traurig an. »Oh junger Magier, du hast vermutlich in allen Punkten recht. Und wenn du deine Sicht der Dinge dem Wesir darlegen würdest, könnte die Geschichte in der Tat noch eine andere Wendung nehmen. Aber dafür müsste er dir eine Audienz gewähren. Wenn ich den Freunden Zuf al Abzakks jedoch ein missratenes Pilaw vorsetze, nimmt mir der erste Helfer des Aufsehers über die nördlichen Felder das übel. Und in dem Fall …«
»Keine Sorge!«, beruhigte ihn Trix. »Das heiße Feuer des Ofens und das fette Hammelfleisch haben gerade so viel von dem scharfen Pfeffer aufgenommen, dass die Speise pikant schmeckt und den Appetit anregt. Aller überflüssiger Pfeffer ist verdampft. Dies delikate Pilaw gereichte sogar der Tafel des Großwesirs zur Ehre!«
»Ist das ein Zauber?«, fragte Wasab entzückt. Er schnupperte, probierte erneut – und schnalzte mit der Zunge. »Ein Wunder! Dieses Pilaw ist eines Sultans würdig!«
»Warum regiert eigentlich der Großwesir für den Sultan?«, wollte Trix von Wasab wissen. »Euer Sultan entstammt doch einer mächtigen Dynastie, ist kein Kind mehr, sein Verstand nicht schwach …«
»Das weiß ich auch nicht«, gab Wasab zu. »Auch sonst könnte dir niemand diese Frage beantworten. Sicher, unser Sultan Abnuwas ist erst
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