Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
zu. »Mir gefällt es hier zwar, auch das Pilaw schmeckt ausgezeichnet, aber schlecht hab ich’s zu Hause auch nicht.«
»Du hast eben keinen blassen Schimmer vom tatsächlichen Leben deines Volkes«, sagte Hadron. »Verwunderlich ist das nicht, denn Magier schweben in ihren eigenen Sphären. Was sollen sie sich um das Leid der Ackersleute oder die Willkür der Barone scheren? Obendrein bist du noch sehr jung.«
»Lassen wir die Magier mal beiseite«, schaltete sich Ian ein. »Aber wir Ritter … äh, ich meine, wir Knappen nehmen weder Leid noch Willkür hin! Deshalb haben mein Ritter und ich erst neulich ein paar Räuber bezwungen!«
»Und den Bauern für diese Großtat mit Sicherheit ein hübsches Sümmchen abgeknöpft!«
»Was blieb uns anderes übrig?«, ereiferte sich Ian. »Wo die Schufte Sir Glamor das Pferd unterm Hintern weg getötet und die Rüstung zerbeult haben!«
»Denk noch einmal in Ruhe darüber nach, dich in Dachrian anzusiedeln«, wandte sich Hadron wieder an Trix. »Hier lebt bereits eine kleine Gemeinschaft von Menschen aus dem Königreich. Wir treffen uns zwei Mal pro Monat, um Lieder zu singen, Huhn zu essen …«, Letzteres brachte er in bewusst provokantem Ton hervor, »… und die Ereignisse im Königreich zu erörtern! Das ist stets sehr vergnüglich!«
»Ich werde bestimmt noch einmal darüber nachdenken.«
»Besuch mich bei Gelegenheit!«, fuhr Hadron fort. »Dann stelle ich dir meinen Sohn vor. Es wird ihm guttun, sich in unserer Sprache zu unterhalten, er vergisst sie allmählich völlig. Und ich bin ein Patriot unseres trauten Königreichs! Ich lege Wert darauf, dass mein Sohn unsere Sprache und Kultur in sich aufsaugt!«
Zu Trix’ Freude mischte sich jetzt Wasab ins Gespräch ein: »Wie alt ist dein Sohn, oh Verehrter?«
»Zwölf.«
»Dann trägt er sich vermutlich schon mit Heiratsplänen?«, flötete Wasab. »Soll ich ihn vielleicht einmal meiner jüngsten Tochter vorstellen? Sie ist zwar ein wenig älter als er, aber dergleichen steht dem Glück nie im Weg …«
»Warum nicht?«, erwiderte Hadron. »Und soll ich vielleicht auch meine älteste Töchter einem deiner Söhne vorstellen?«
Die Männer rückten dicht nebeneinander und fingen an, leise miteinander zu verhandeln. Wasabs Töchter kicherten, worauf sie umgehend des Tisches verwiesen wurden.
Sutar, der bisher noch kein Wort von sich gegeben hatte, leckte sich die vom Pilaw fettigen Finger ab, wischte sie am Bart trocken, rülpste leise und sagte: »Was bin ich für ein glücklicher Mann, meine Töchter und Söhne bereits verheiratet zu wissen. Und nun, junger Zauberer, verrat mir, was dich wirklich nach Samarschan gebracht hat.«
Diesmal beschloss Trix, mit der Sprache herauszurücken: »Ich will unbedingt einen Krieg zwischen unseren beiden Ländern verhindern. Ein Freund … ein Drache hat mich gebeten, den Mineralisierten Propheten aufzuhalten.«
»Ein Wunsch, der Respekt verdient!«, erwiderte Sutar ernst. »Auch ich will nicht, dass der MP über uns herrscht. Und noch mehr kann ich auf einen Krieg verzichten. Du hast meinen geschätzten Freund Zuf al Abzakk gebeten, dir einflussreiche Menschen vorzustellen. Glaube mir, er hat deine Bitte zumindest zur Hälfte mit der gebotenen Achtung erfüllt. Wie kann ich dir helfen?«
»Ich würde gern den Großwesir und den Sultan treffen.«
»Das ist eine kluge, wenn auch vertrackte Bitte«, entgegnete Sutar. »Worüber möchtest du mit dem Großwesir sprechen?«
»Dass es sehr gefährlich ist, sich mit den Vitamanten einzulassen«, ereiferte sich Trix. »Die Vitamanten behaupten, dass sie ewiges Leben für alle wollen. Nur müssen sie dafür erst einmal alle töten. Samarschan sollte lieber auf ein Bündnis mit dem Königreich setzen …«
»Der ehrwürdige Akhsogud traut Marcel nicht über den Weg«, sagte Sutar. »Und, mein Junge, freiheraus: Wenn die Streitkräfte eures Königs in unser Land kommen, um uns zu helfen, werden sie dann auch wieder abziehen? Vor allem wenn wir nach dem Krieg gegen den MP geschwächt sind.«
»Ich weiß es nicht«, gestand Trix. »Marcel ist ein guter Mann. Aber er ist eben auch König, und ein König ist nicht gut oder schlecht, er ist einfach nur König.«
»Du bist nicht dumm«, bemerkte Sutar. »Wenn du hier leben würdest, dann würde ich dich mit Freuden in die Lehre nehmen.«
»Und was macht Ihr?«
»Ich bin der Hofnarr des Sultans Abnuwas und seines Wesirs Akhsogud.«
»Der Narr?«
»Ja. Du staunst, dass ein Narr
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