Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
Ja, sogar einen kleinen. Ein Drächlein, nicht länger als zehn Meter, mit einer Flügelspannweite von kaum zwanzig Metern. Selbst seine Flamme ließ zu wünschen übrig, denn die brachte nicht einmal die Steine zum Schmelzen.
Dräut allerdings über einem so ein Lindwürmchen, ist die Idee, nach einem Maßband zu greifen und die Länge des Untiers zu ermitteln, wohl das Letzte, was einem einfällt. Vor allem weil es wohl auch das Letzte wäre, was man täte.
»Oh«, brachte Trix heraus. »Oooh!«
»Mist«, stöhnte der Drache, der Trix mit kullerrunden Augen ansah. »Du bist gar nicht Radion Imanil Crion Sauerampfer!«
»… nein«, stammelte Trix.
»Könntest du mir in dem Fall vielleicht deinen geheimen Namen verraten, damit ich mich gegen dich schützen kann?«
»Nein.« Trix wäre natürlich ohne Umschweife mit diesem Namen herausgerückt – wenn er gewusst hätte, worum es eigentlich ging.
»Als ob ich’s nicht geahnt hätte«, murmelte der Drache und hüllte Trix mit seinem heißen Atem ein. »Tief in meinem Innern wusste ich, dass die Geschichte schlecht ausgeht.«
»Ich auch.«
»Wenn du Sauerampfer wärst«, fuhr der Drache fort, »wäre ich gegen deine mächtige Magie gefeit. Dann hätte ich dir mein Problem vorgetragen, dich an deine Ehrenschuld erinnert und wäre mir deiner Hilfe sicher gewesen. Du aber bist ein ganz anderer Zauberer! Dir gegenüber bin ich völlig schutzlos!«
Das ließ Trix etwas hoffnungsfroher in die Zukunft blicken.
»Deshalb muss ich dich nun töten«, kündigte der Drache traurig an. »Ach, wie mir das widerstrebt …«
Dennoch atmete er geräuschvoll ein und spie Trix sein Feuer entgegen. Der konnte sich gerade noch wegducken, so dass nur der Saum seines Umhangs etwas anschmurgelte.
»Steh gefälligst still!«, schrie der Drache. »Verbrennungen der oberen Hautschichten sind außerordentlich schmerzhaft! Aber wenn ich dich exakt treffe, verlierst du auf der Stelle das Bewusstsein und brennst nieder, ohne was zu merken!«
Daraufhin holte der Drache erneut Luft.
»Ein unsichtbarer Schild aus Luft und Eis schirmt den jungen Zauberer ab«, hob Trix an – merkte aber gerade noch rechtzeitig, wie ungerührt diese Worte den Drachen ließen, weshalb er es auch diesmal vorzog, zur Seite zu springen.
Eine weitere Feuersalve schoss an Trix vorbei.
»Was soll die Zaubersprücheklopferei?«, fragte der Drache. »Als ob Magie eine Drachenflamme aufhält!«
»Hör jetzt endlich auf!«, rief Trix, als der Drache abermals ansetzte, Feuer zu spucken. »Das gehört sich nicht!«
Und das half seltsamerweise. Der Drache hüstelte und zappelte verlegen auf seiner Stange herum. »Stimmt ja. Aber es hat doch niemand was gesehen, oder?«
»Wie kommst du denn darauf?«, log Trix inspiriert. »Hunderte und Aberhunderte von Schutzgeistern umschwirren den Turm! Wenn du mich tötest, wird die ganze Welt Wind davon bekommen!«
»Das habe ich nicht gewusst«, gab der Drache geknickt zu. »Also gut, dann spielen wir eben!«
»Bitte?«
»Bei einer Erstbegegnung von Mensch und Drache geben sich beide Seiten gegenseitig Rätsel auf. Wenn ich die Antworten auf deine Fragen kenne, habe ich das Recht, dich zu töten. Wenn nicht, trennen wir uns in Frieden.«
»Und was ist, wenn ich deine Rätsel löse?«
»Dann nenne ich dir meinen geheimen Namen. Damit erhältst du Macht über mich«, antwortete der Drache brummig. »Eingeschränkte Macht, versteht sich. Was ist, wer fängt an?«
»Ihr Drachen seid aber Meister in allen Rätselspielen …«
»Klar! Gut, wenn du nicht zu Potte kommst … Hier mein erstes Rätsel! Sommers wie winters von einer Farbe – was ist das?«
»Eine Tanne«, sagte Trix und bedachte den Drachen mit einem ungläubigen Blick. »Oder jeder andere Nadelbaum.«
»Wenn du dich bitte für eine Antwort entscheiden würdest!«
»Eine Tanne!«
»Stimmt«, knurrte der Drache traurig. »Eins zu null für dich. Jetzt bist du dran.«
»Also …«, murmelte Trix. »Ja! Wie viele Kisten mit Gold stehen in der Schatzkammer von Marcel dem Lustigen?«
»Vierundachtzig große und volle, sechs mittelgroße und drei kleine. Hinzu kommen noch vierzehn Pfund Gold in Form von Bruch und minderwertigem Schmuck.«
Trix klappte der Unterkiefer runter.
»Wir Drachen wissen alles über Gold«, prahlte sein Gegner. »Eins zu eins. Meine nächste Frage: Hundert Mäntel und alle ohne Knöpfe – was ist das?«
»Ein Kohlkopf«, antwortete Trix.
»Du hast dich gut vorbereitet, junger
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