Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
auseinanderlaufen, während die Wendehälse dem Sultan auf der Stelle ihre Treue schwören. Prächtig! Nur was, wenn er trotz allem begreift, was im Schwange ist? Und es schafft, sich zu verteidigen oder gar als Erster zum Schlag auszuholen?«
»Dann wäre das unser Ende«, antwortete Gavar. »Dann würden alle bis auf mich sterben. Ich als Untoter müsste lange Zeit in der Gewalt des MP schmachten und schreckliche Folter erdulden.«
»Das würde mir gar nicht gefallen!«, rief Maichel, um sogleich klarzustellen: »Ich meine nicht die Sache mit der Folter, das ist Eure persönliche Angelegenheit, Herr Vitamant. Aber dass wir alle getötet werden können … dass wir für nichts und wieder nichts unseren Kopf riskieren sollen …«
»Was heißt hier für nichts und wieder nichts?«, entgegnete Gavar. »Wenn der Plan glückt, zahlen die Kristallenen Inseln euch zweitausend Reales für eure Hilfe.«
»Und auch Samarschan wird sich nicht wegen fünftausend Dinar querstellen«, schob Sutar nach.
»Ich bin fast sicher, dass auch Marcel sich nicht lumpen lassen wird«, sagte Trix.
»Vermutlich hast du recht«, räumte Maichel ein. »Er würde sicher nicht hinter seinen Nachbarn zurückstehen wollen.«
»Dann sind wir uns also einig?«, fragte Gavar.
Maichel seufzte und sah seine Truppe an.
»Es ist eine hübsche Summe«, befand Bambura. »Damit könnten wir uns an einem Ort niederlassen und ein schönes Theater bauen.«
»Jeder Mann, selbst ein Schauspieler, sollte in seinem Leben eine Heldentat vollbringen«, warf Krakritur ein.
»Das gibt eine tolle Prügelei!«, frohlockte Hort.
»Kriegen wir eigentlich auch unseren Anteil?«, wollten Maichels Neffen wissen.
Albi kläffte.
»Dann ist es also abgemacht«, entschied Gavar.
Der Plan des Vitamanten war einfach, und Trix fand nichts an ihm herumzukritteln, so gern er das auch getan hätte. Der Großwesir wollte die Drachen bitten, die gesamte Truppe um Mitternacht in die Nähe der Oase Djam-war zu bringen. Bis zur Oase müssten sie sich zu Fuß durchschlagen. Sie würden den Männern Abrakadasabs vorschlagen, sie mit einem Schauspiel zu erheitern. Diese Vorstellung würde sich vermutlich auch der Mineralisierte Prophet ansehen, nicht aus Interesse, sondern um seinen gestählten Wüstenkriegern zu zeigen, dass er ihre Art von Amüsement nicht verschmähte. Das Stück sollte wie gehabt aufgeführt werden, nur wenn es zum Duell zwischen Trix und Gavar kam, würden beide Magier richtige Zauber wirken, die sie im letzten Moment aber nicht aufeinander loslassen, sondern auf den MP schleudern würden. Und gegen zwei Zauber gleichzeitig dürfte sich selbst Abrakadasab kaum verteidigen können.
Der Wesir bot ihnen an, die verbleibende Zeit im Palast zu verbringen. Für die Kinder stünde Naschwerk bereit, für die Erwachsenen Shishas. Trix zog es jedoch vor, zu Wasab zu gehen, um sich von dem guten Kaufmann zu verabschieden, seine Sachen zu packen und Annette zu suchen.
»Aber verrat niemandem etwas von unserem Plan«, schärfte Gavar ihm ein. »Im Orient verbreiten sich Nachrichten flugs.«
Prompt errötete Trix, denn er hatte sich mit dem Gedanken getragen, Wasab mit der Nachricht zu beeindrucken, in eine entscheidende Schlacht zu ziehen. »Halte andere nicht für dümmer als dich, Vitamant!«, brauste er auf. »Natürlich werde ich kein Wort darüber verlieren!«
Eine Kutsche des Sultans, die frappant an die aus dem Königreich erinnerte, nur dass sie breitere Räder hatte (wegen des Sandes) und zwei weiße Kamele vor sie gespannt waren, brachte Trix und Ian zum Haus von Wasab.
Ihr Auftauchen löste in der engen Gasse einigen Tumult aus. Zwei Soldaten bauten sich feierlich vor Wasabs Pforte auf, der Kaufmann selbst kam ihnen in tief gebeugter Haltung entgegengeeilt. »Ich schwöre es im Andenken an meine Ahnen, ich stelle gerade den Teil zusammen, der dem Hof gebü… Trix?«
Sobald Wasab begriff, dass keine Gefahr im Verzug war, richtete er sich stolz zu voller Größe auf und hieß Trix und Ian mit großen Gesten eintreten. Im Hof ging es drunter und drüber. Wasabs Söhne vergruben hastig etwas unter einer Platane. Die Fee Annette flog heran und stemmte die Arme in die Seite, worauf Trix schwante, dass ihm sein langes Ausbleiben nicht ohne Weiteres vergeben werden würde.
»Wir müssen Euch noch heute Nacht verlassen, liebwerter Wasab«, teilte Trix ihm mit. »Fragt mich nicht, warum und wohin wir uns begeben, denn das ist ein Geheimnis. Wir packen nur
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