Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
diese Soldaten hier?« Der Wesir wies auf die Wachposten an der Wand. »Auch sie werden sterben! Die Schlacht wird grauenvoll und blutig! Zu diesem Kampf überredest du uns! Bei ihm werden auch deine Freunde den Tod finden – falls sie überhaupt noch am Leben sind. Wenn du dir all das vor Augen hältst, bist du dann immer noch überzeugt, der Kampf sei der einzige Ausweg?«
Trix schwieg. Bis eben schien ihm nichts vordringlicher, als Akhsogud zu überreden, in den Kampf zu ziehen. Alles andere würde sich dann schon finden. Doch jetzt …
»Nun?«, drängte Akhsogud.
»Freunde!«, rief da der Sultan. »Haltet ein! Wir wollen uns dieser peinigenden Wahl nicht stellen! Verzichten wir auf Flammen, die alle lebenden Menschen in Asche verwandeln! Verzichten wir auf ein Blutbad! Dergleichen lasse ich nicht zu!«
Verblüfft drehte sich der Wesir dem Sultan zu. »Was soll das heißen, wir verzichten ? Was schlagt Ihr dann vor, oh Ruhmreichster aller Sultane?«
»Wir öffnen die Tore der Stadt«, antwortete Abnuwas sanft. »Wir lassen unsere Brüder ein, stellen Zelte für sie auf und veranstalten ein großes Festmahl. Wir werden den großen Zauberer Abrakadasab mit allen ihm gebührenden Würden empfangen …«
»Und in der Nacht ziehen unsere Soldaten die Schwerter, unsere Frauen die Küchenmesser und schlitzen den Feinden die Kehle auf!«, begeisterte sich der Wesir. »Obendrein könnten wir bereits beim Festmahl Gift zum Einsatz bringen …«
»Nein!«, widersprach der Sultan. »Wir brauchen kein Blut! In unserer Weisheit begreifen wir, dass wir ein Volk sind und uns nicht gegenseitig umbringen dürfen. Warten wir den Entschluss des Rats der Stämme ab und beugen wir uns ihm.«
»Aber der Mineralisierte Prophet will das Königreich, die Länder der Barbaren und die Kristallenen Inseln erobern!«
»Das ist sehr bedauerlich«, stimmte Abnuwas zu. »Aber wenn er es denn unbedingt will … Außerdem könnte mein geliebter königlicher Bruder Marcel sich die Sache angesichts der Stärke des Mineralisierten Propheten ebenfalls durch den Kopf gehen lassen und kapitulieren.«
»Und die Vitamanten?«
»Verzeiht das Wortspiel«, sagte er, »aber die haben ihr Leben hinter sich. Im Übrigen könnten auch sie sich die Sache durch den Kopf gehen lassen und kapitulieren.«
»Ihr würdet tatsächlich diesem heimatlosen Gesellen Abrakadasab die Macht überlassen?«, fragte der Wesir in schierer Fassungslosigkeit.
»Warum nicht?«, erwiderte der Sultan. »Von mir aus kann er die ganze Welt regieren. Vor Ort braucht er Statthalter, es wird sich letzten Endes also kaum etwas ändern. Wenn er Marcel, die Vitamanten und die wilden Barbaren besiegt, heißt das nur, dass die Götter Wohlgefallen an ihm gefunden haben und ihn der Macht für würdig erachten.«
Der Wesir dachte kurz nach, lächelte schließlich und sah Trix kummervoll an. »Zeigen wir also Weichheit und Nachgiebigkeit. Kämpfen wir nicht gegen eine unüberwindliche Macht, sondern überlassen ihnen das Feld – lenken sie aber gleichzeitig von uns ab. Das ist klug, findest du nicht auch? Nur bedeutet es leider, dass ich der Wache befehlen muss, dich festzunehmen. Es wird den Mineralisierten Propheten sicher rühren, wenn wir ihm einen Terroristen übergeben.«
»Oh nein!«, ereiferte sich Abnuwas. »Dies geringe Opfer dürfte dem Mineralisierten Propheten wohl kaum genügen. Vielmehr fürchte ich, mir bleibt nichts anderes übrig, als der Wache den Befehl zu erteilen, Trix gefangen zu nehmen …« Er seufzte. »… aber auch dich, mein verschlagener Wesir, ebenso wie dich, mein durchtriebener Narr. Kurz, alle, die meine Macht usurpiert und mich daran gehindert haben, mit Abrakadasab Frieden zu schließen.«
»Aber Abnuwas!«, rief Sutar – ehe er die Gabe der Rede einbüßte und den Sultan nur noch mit einem Blick voller Begeisterung und Freude ansah.
»Ihr wollt mich verhaften?«, höhnte Akhsogud und brach in schallendes Gelächter aus. »Oh naivster aller Sultane, vergesst nicht, dass der Statthalter des MP nicht unbedingt der Sultan sein muss! Es könnte ebenso gut der Wesir sein!«
»Habe ich’s mir doch gedacht«, sagte der Sultan und seufzte. »Verrat! Ich habe eine Schlange an meiner Brust genährt! Soldaten, verhaftet die Verräter!«
»Wache!«, brüllte der Wesir. »Verhaftet den Sultan!«
Einer der Soldaten – dem reichen Harnisch und den prachtvollen Waffen nach zu urteilen, der Kommandant – riss den Arm hoch. Die Männer stürmten vor.
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