Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
der Luft.
»Hurra!«, rief Trix. »Es hat geklappt.«
»Der Wunsch ist erfüllt, mein Herr und Gebieter«, sagte Kitap und gähnte.
»Jetzt kommen noch meine drei Wünsche, Dschinn, vergiss das nicht!«, erinnerte ihn Tiana.
»Ach ja«, erwiderte der Dschinn. »Nimm also die Lampe an dich und trage mir deine Wünsche auf!«
Tiana sah sich um. »Wo ist die Lampe!«
»Oh Jammer!« Kitap reckte die Arme gen Himmel. »Da ist die Lampe doch in der Wüste geblieben! Aber sorgt euch nicht, bezaubernde Herrin, ihr könnt sie ja jederzeit holen und mir dann eure Befehle erteilen. Falls die Lampe bis heute Abend nicht unter Sand begraben ist.«
»Das ist wirklich unehrenhaft«, maulte Tiana.
»Mach dir keine Sorgen, Kindchen«, sagte Kitap. »Wir Dschinn richten es immer so ein, dass höchstens der letzte Wunsch erfüllt wird. Wenn ich ein böser Dschinn gewesen wäre, hätte ich mich auch aus Trix’ drittem Wunsch herausgewunden, alle Gelegenheit dazu hatte ich ja. Aber da ich ein guter Dschinn bin, verspotte ich die Menschen nicht über Gebühr. Insofern: Es hat mich gefreut, euch kennenzulernen, und ich stehe jederzeit zu euren Diensten.«
Daraufhin erblasste der Dschinn und löste sich nach und nach in Luft auf. Ein solches Verschwinden, dachte Trix beleidigt, gilt bei uns Zauberern schon seit Langem als ungehörig! Was für ein hoffnungsloser Provinzbruder.
»Dabei wollte ich dich doch bitten, unsere Freunde vor dem Mineralisierten Propheten zu retten«, brachte Trix trotzdem im letzten Moment hoffnungslos heraus.
»Was?« Der Dschinn war so überrascht, dass er sogar seinen Auflösungsprozess einstellte. »Vor dem Mineralisierten Propheten? Oh nein, darauf würde ich mich nie einlassen!
»Warum nicht?«, fragte Trix.
»Abrakadasab ist der mächtigste Zauberer auf der Welt!«, presste Kitap heraus. »Selbst die Dschinn fürchten ihn.« Und damit verschwand er endgültig.
»Schade«, sagte Tiana. »So ein netter Junge, und dann stellt er sich als Schlitzohr und Feigling heraus … Stimmt, doch, oder, Trix?«
Doch Trix antwortete nicht. Er lag am Bach und trank gierig. Kurz zögerte Tiana noch, dann ließ sie alle Zweifel fahren und trank ebenfalls.
Allerdings schöpfte sie das Wasser anmutig mit der hohlen Hand – und trank nicht direkt aus dem Bach. Ganz wie es sich für eine Fürstin geziemt.
4. Kapitel
Die Gärten des Sultans waren heute so wundervoll wie gestern. Auf dem Weg zum Palast pflückten Trix und Tiana Pfirsiche und Birnen von den Bäumen. Trix überlegte fieberhaft, wie er weiter vorgehen sollte.
»Wie sieht die Lage aus? Abrakadasab hat den Angriff zurückgeschlagen«, fing er an aufzuzählen. »Er ist in der Tat ein großer Zauberer. Und all unsere Freunde sind in Gefangenschaft.«
»Oder tot«, hauchte Tiana.
»Nein, das auf gar keinen Fall!«, widersprach Trix heftig. »Das darfst du nicht einmal denken! Ich bin sicher, dass Abrakadasab sie nur gefangen hält.«
Tiana seufzte, sagte aber kein Wort.
»So viel zu den schlechten Ergebnissen«, sagte Trix. »Jetzt zu den guten. Erstens: Ich lebe noch. Zweitens: Ich habe den MP gesehen und weiß jetzt, dass mit einem gewöhnlichen Zauber nichts gegen ihn auszurichten ist. Drittens: Du bist bei mir. Ich werde dich dem Wesir als einflussreiche Fürstin und …«, er seufzte schwer, »… und quasi als Marcels Schwiegertochter vorstellen. Dann hört er dir sicher aufmerksam zu. Und wenn du ihm rätst, trotz dieser Niederlage in den Kampf zu ziehen, macht er das. Nehme ich jedenfalls an. Und der Sultan folgt ihm in allen Entscheidungen.«
»Ich habe kein großes Vertrauen zu Königen und Sultanen«, gestand Tiana. »Geschweige denn zu Wesiren. Die stellen die Staatsinteressen doch immer über alles andere.«
»Nur kommt uns das in dem Fall zupass. Denn es liegt in ihrem Interesse, das Volk und den Thron zu schützen.«
Tiana seufzte noch einmal.
Sie stießen auf die ersten Soldaten, die träge im Schatten der Bäume lagen. Als sie Trix sahen, sprangen sie jedoch auf, ja, mehr noch, sie verbeugten sich sogar vor ihm, denn mittlerweile hatte er in ganz Dachrian Berühmtheit erlangt. Einer der Soldaten stürzte in den Palast, um den Sultan von Trix’ Kommen in Kenntnis zu setzen, zwei andere boten sich an, Trix und Tiana in die Gemächer für Gäste zu geleiten.
Obwohl Trix darauf brannte, mit Akhsogud zu sprechen, nahm er dieses Angebot an, da ihm nicht entging, welche Blicke die Soldaten unwillkürlich auf Tiana warfen. Das junge
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