Trixie Belden 12 - Trixie Belden und der gefaehrliche Gluecksbringer
Stimme am anderen Ende der Leitung klang nun fast beschwörend, und Trixie lauschte mit gerunzelter Stirn. „Ein Restaurant voller Leute?“ wiederholte sie. „Heiliger Strohsack, und zweitausend Mark! Na ja, ich kann noch nichts versprechen. Vielleicht gelingt es mir, morgen gleich in aller Frühe aus dem Haus zu schlüpfen. Geben Sie mir auf jeden Fall die Adresse — warten Sie, ich schreibe es mir auf. Also gut, ich werde es mir noch überlegen.“
Als Trixie den Hörer langsam auf die Gabel legte, schwirrte ihr der Kopf. Herrje, dachte sie, was für ein Abenteuer! Ein Mann von der Geheimpolizei! Er hatte gesagt, sie dürfe niemandem ein Wort verraten. Das bedeutete, daß sie nicht einmal Brigitte ins Vertrauen ziehen konnte. Nun, sie hatte wahrhaftig nichts dagegen, die Götzenfigur endlich loszuwerden. Und zweitausend Mark Belohnung! Was sollte sie nur den anderen sagen, wenn sie fragten, wer angerufen hätte? Ach, sie würde einfach so tun, als hätte sich jemand in der Nummer geirrt. Bestimmt hatte keiner gehört, wie lange sie telefoniert hatte.
Als Trixie ins Wohnzimmer zurückkam, erkundigte sich Martin sofort nach dem Anruf. Trixie versuchte, ein möglichst harmloses Gesicht zu machen. Sie war sicher, daß ihr Bruder Verdacht geschöpft hätte, wenn er nicht so von dem Film gefesselt wäre. So aber brummte er nur etwas vor sich hin und wandte sich wieder dem Fernseher zu.
In dieser Nacht lag Trixie noch lange wach. Sie warf sich von einer Seite auf die andere, und als sie endlich einschlafen konnte, wurde sie von schweren Träumen geplagt.
Sie erwachte schon früh am Morgen, als ein schwacher Sonnenstrahl durch den Vorhangspalt ins Zimmer schien. Minutenlang lag sie verwirrt da und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Dann fiel ihr der geheimnisvolle Anrufer wieder ein. Sie überlegte einen Augenblick und schlüpfte rasch aus dem Bett.
„Ich werde mich mit dem Mann treffen“, sagte sie entschlossen zu sich selbst. „Wenn ich es bloß schaffe, aus der Wohnung zu schleichen, ohne daß die anderen etwas merken! Am hellen Tag ist die Sache bestimmt völlig ungefährlich.“
Während sie hastig in ihre Kleider fuhr, versuchte sie sich selbst davon zu überzeugen, daß sie richtig handelte. Sicherlich lohnte es sich, für eine derart hohe Belohnung ein kleines Risiko einzugehen. Das Geld war ja für einen guten Zweck. In Lindenberg wurde schon lange für einen Kleinbus für behinderte Kinder gesammelt. Wenn die Rotkehlchen nun zweitausend Mark spendeten, würde man den Bus endlich kaufen können, und dann würde ihr bestimmt keiner mehr böse sein!
Gerade als Trixie vorsichtig die Türklinke niederdrückte, bewegte sich Brigitte in ihrem Bett und seufzte leicht. O verflixt, wenn sie nur nicht gerade jetzt aufwacht! dachte Trixie und ließ die Tür einen Spalt offenstehen, um jedes Geräusch zu vermeiden. Ich muß nur noch über den Flur, dann hab ich’s beinahe geschafft... Oh, das ist Fräulein Traschs Dusche. Wie gut, daß sie mir den Götzen gestern zurückgegeben hat! Sicher wird sie heilfroh sein, daß die ganze Geschichte erledigt ist, wenn ich zurückkomme. Alle werden sich freuen, wenn ich den Götzen los bin und das Geheimnis gelöst ist. Das wird eine Überraschung, wenn ich ihnen die zweitausend Mark zeige! Hoffentlich schaffe ich es, wieder hierzusein, ehe sie mich vermissen!
Auf Zehenspitzen schlich Trixie aus dem Haus, überquerte die Straße und hielt ein vorüberfahrendes Taxi auf. Dann zeigte sie dem Fahrer die Adresse, die sie während des Telefongesprächs auf ein Blatt Papier gekritzelt hatte, und ließ sich erleichtert in die Polster sinken.
Der Fahrer lenkte den Wagen geschickt durch den beginnenden Stoßverkehr. Bald ließen sie die belebten Geschäftsstraßen hinter sich und erreichten ein ziemlich verkommenes, finsteres Stadtviertel. Trixie sah sich unbehaglich um. Ein abgerissen wirkender Mann lag auf einer Türschwelle und schlief.
„Sind Sie sicher, daß die Adresse, die ich Ihnen gezeigt habe, in dieser Gegend ist?“ fragte sie den Taxifahrer.
„Ja, allerdings. Die Frage ist nur, ob du auch wirklich sicher bist, daß du dorthin willst.“
Der Wagen bremste vor einem verwahrlosten Gebäude, das die Aufschrift „Gasthaus zum Grünen Eck“ trug. „Wie ein Jugendklub sieht das hier jedenfalls nicht gerade aus“, fügte der Fahrer hinzu und runzelte die Stirn. „Ist das die Hausnummer, die auf deinem Zettel steht?“
Vorsichtshalber sah Trixie noch einmal nach.
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