Trixie Belden 16 - Der Fall Heuschrecke
nachts verschlossen“, sagte Tommy unfreundlich und sah Trixie direkt in die Augen. „Und ich habe keinen Schlüssel!“ fügte er in drohendem Ton hinzu.
Brigitte hustete verlegen. „Ich... Ich kann’s kaum erwarten, Hoppy wiederzusehen“, sagte sie, um das peinliche Schweigen zu brechen.
Tommys Gesicht hellte sich wieder auf. „Was, du möchtest Hoppy sehen? Nichts leichter als das — kommt mit!“ Er marschierte los und steuerte auf das Hauptportal des Rathauses zu.
Brigitte hielt Trixie am Ärmel zurück. „Du, wir gehen lieber nicht mit“, sagte sie. „Tommy ist heute so komisch. Außerdem dürfen wir nicht zu spät zum Zahnarzt kommen.“
„Ach was, wir haben noch massenhaft Zeit!“ erwiderte Trixie unbekümmert und rannte hinter Tommy her. „Wie haben Sie Hoppy bloß gefunden?“ fragte sie, während sie durch den Korridor des Rathauses gingen.
Tommy lachte. „Ach, das war ganz einfach. Ich hab eben am richtigen Platz nachgesehen“, erzählte er.
Nun gesellte sich auch Brigitte zu ihnen. Sie gingen mit Tommy die Treppe hinauf und betraten den kleinen Raum mit der Leiter.
Der Raum war ziemlich düster und staubig, genau wie Trixie ihn in Erinnerung hatte; doch jetzt war er nicht mehr leer. Ein großes, in Sackleinen gehülltes Bündel lag in einer Ecke.
Tommy hob ein Stück der schmutzigen Hülle, und das kupferne Gesicht der Riesenheuschrecke kam zum Vorschein. Die grünen Glausaugen starrten Trixie und Brigitte an und glitzerten seltsam im Halbdunkel des Raumes.
Brigitte seufzte unwillkürlich. „Oh, ich hab nicht gewußt, daß Hoppy so groß ist!“
„Hallo, Hoppy“, sagte Trixie leise. Sie bückte sich und streckte die Hand aus, um die alte Wetterfahne zu berühren.
Sofort deckte Tommy das Sackleinen wieder über den Kopf der Heuschrecke. „Nicht anfassen!“ befahl er.
„Wieso? Ich wollte Hoppy doch nichts tun“, sagte Trixie und wurde rot. Sie holte tief Luft, um ihren aufsteigenden Ärger zu unterdrücken, und sah sich im Zimmer um.
„Ich kann das noch immer nicht verstehen“, murmelte sie verwirrt. „Ich war am Tag, nachdem Hoppy gestohlenwurde, in diesem Raum, und er war leer. Jemand muß Hoppy später erst hierhergebracht haben.“
Tommy zuckte mit den Schultern. „Davon weiß ich nichts. Aber genau hier hab ich ihn gefunden, und dieser Herr Perkins hat nichts davon gesagt, wo man Hoppy finden muß, um die Belohnung zu bekommen. So leicht hab ich noch nie 1500 Piepen verdient!“
„Das glaub ich sofort“, murmelte Trixie vor sich hin. Dann warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Brigitte und ich müssen jetzt los“, sagte sie laut. „Wir sind beim Zahnarzt angemeldet.“
„Mein Beileid“, erwiderte Tommy.
Während die Mädchen über den Marktplatz gingen, sah sich Trixie vorsichtig um. Sie wollte sicher sein, daß niemand sie belauschte. Dann sagte sie leise zu Brigitte: „Tommy lügt!“
„Wieso? Wie meinst du das?“
„Es kann nicht sein, daß er Hoppy in dem Raum unter dem Dach gefunden hat“, erklärte Trixie. „Ich glaube, er hat ihn selbst dorthin gebracht.“
„Aber Trixie, das würde doch bedeuten...“
„Ich weiß, was es bedeuten würde. Es würde bedeuten, daß Tommy selbst die Wetterfahne gestohlen hat. Und als er von der Belohnung hörte, hat er Hoppy zurückgebracht und so getan, als hätte er ihn dort in diesem Raum gefunden.“
„Aber wie hätte Tommy die Wetterfahne stehlen sollen?“ fragte Brigitte, „Du hast doch selbst gehört, daß man nur vom Innern des Rathauses zur Kuppel gelangen kann, und daß er keinen Schlüssel hat. Und das glaube ich ihm auch. Herr Johnson würde den Schlüssel bestimmt nicht aus der Hand geben. Wenn Hoppy tagsüber gestohlen worden wäre, sähe die Sache anders aus, aber nachts...“
Trixie nickte. „Ich weiß“, erwiderte sie. „Dafür gibt’s keine Erklärung — wenigstens „Vorläufig nicht. Aber ich werde es herausfinden, verlaß dich drauf!“
„Futter für die Heuschrecke“
Der Zahnarztbesuch verlief sowohl für Trixie als auch für Brigitte einigermaßen glimpflich. „Gott sei Dank, das hätten wir hinter uns!“ sagte Trixie erleichtert, als sie das Arztehaus verließen. „Jetzt haben wir gerade noch Zeit, festzustellen, ob die Münze, die Bobby im Wald gefunden hat, zu Herrn Quinns Sammlung gehört.“
Die Stadtbücherei war direkt hinter dem Marktplatz, ein behagliches, altmodisches Gebäude. Frau Werner, die Bibliothekarin, saß an ihrem Schreibtisch und
Weitere Kostenlose Bücher