Trixie Belden 19 - Das Geheimnis des alten Buches
es unmöglich, den Kurs zu halten, und ich hatte Angst, daß wir ein anderes Schiff rammen könnten, denn der Schneeregen war so dicht, daß wir nicht mehr als zehn Meter Sicht hatten. Damals waren die Boote noch nicht mit Funk ausgestattet; wir konnten andere Schiffe, die vielleicht in unserer Nähe waren, nur durch das Nebelhorn warnen. Mit anderen Worten, wir waren absolut hilflos.
Plötzlich tauchte aus dem Nichts ein anderes Schiff auf - es kam direkt auf uns zu! Ich warf das Steuer mit aller Macht herum, aber es war zu spät. Obwohl das andere Schiff ebenfalls ein Ausweichmanöver startete, war der Zusammenstoß unvermeidlich. Wir rammten es an der Breitseite, genau an der Stelle, wo sich der Maschinenraum befand. Zum Glück konnten wir den Rückwärtsgang einlegen und beidrehen, denn das Feuer brach im nächsten Augenblick aus. Es griff in rasender Eile um sich. Zunächst versuchte die Mannschaft noch, es zu bekämpfen, aber der Kapitän erkannte sehr bald, daß nichts mehr zu retten war, und gab den Befehl, das Schiff zu verlassen.
Ich manövrierte unser Schiff zu der dem Wind zugekehrten Seite, so daß die Hitze und der Rauch uns nicht so viel anhaben konnten, und die Männer sprangen zu uns aufs Deck. Dann kam der Kapitän, und wir dachten schon, daß nun alle gerettet seien. Aber in dem Augenblick rief unser Mann im Ausguck, daß er auf dem Vorderdeck einen Mann sehe, der offensichtlich verletzt sei.
Inzwischen brannte das Schiff lichterloh, und ich kam zu der Überzeugung, daß wir keine Zeit mehr für einen weiteren Rettungsversuch hatten, weil sonst das Feuer auf uns übergreifen würde. Doch ehe ich noch eine Entscheidung treffen konnte, war schon einer unserer Männer auf das andere Deck gesprungen und rannte zu dem Verletzten. Wir sahen, wie er ihn hochhob, ihn auf die Schulter nahm und zur Reling trug, wo er ihn auf unser Boot rüberwuchtete. Dann sprang Ed — so hieß unser Mann — selbst herüber. Das heißt, er setzte zum Sprung an, trat aber daneben und fiel ins Wasser.“
Der Kapitän hielt inne, und Trixie sah, wie schwer es ihm fiel weiterzusprechen. Sie beschloß, diesen alten Mann, der so stark und unerschütterlich wirkte, aber, wie sie jetzt wußte, ein ganz weiches Herz hatte, nicht mit Fragen zu quälen.
„So hatte das Meer wieder ein Opfer gefordert“, fuhr er schließlich fort. „Wir suchten die ganze Nacht und den ganzen nächsten Tag nach ihm, selbst als wir schon wußten, daß es keine Hoffnung mehr gab. Du fragst dich vielleicht, was das alles mit Herrn Becker zu tun hat“, wandte er sich Trixie zu. „Ich werde es dir sagen. Herr Becker hatte Ed immer sehr gern gehabt und ihm mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Als er hörte, daß Ed auf See geblieben war, erlitt er einen tödlichen Schock. Er vererbte sein großes Haus, das Seeschlößchen , einer entfernten Nichte, die es seitdem jeden Sommer vermietet. Ja, ja“, schloß der alte Kapitän gedankenverloren, „das ist die Geschichte eines Mannes, der sein Leben für einen Menschen gab, den er nicht einmal kannte. Dieser Ed, das war ein wirklicher Held.“
Ehe Trixie etwas sagen konnte, war der Kapitän aufgestanden, um noch etwas Holz nachzulegen.
Trixie wandte sich an Uli, der neben ihr gesessen hatte, und sagte: „So, jetzt wissen wir es. Ed hat wirklich gelebt.“
Der geheimnisvolle Fremde
„Heiliger Strohsack!“ rief Trixie. „heute nachmittag ist die Gartenparty. Ich möchte wissen, wie wir bis dahin fertig werden sollen!“
„Glaubt ihr, die Kleider, die wir mitgebracht haben, sind gut genug dafür?“ fragte Dinah.
„Wir haben ja nichts anderes“, entgegnete Brigitte. „Nun, da uns Frau Ball gefragt hat, ob wir ihr helfen können, wäre es mir allerdings lieber, wir hätten was Besonderes anzuziehen, damit wir nicht wie Gäste aussehen.“
„Ich wüßte nicht, wo wir jetzt so schnell etwas herzaubern könnten“, meinte Dinah.
„Ich auch nicht“, sagte Trixie langsam, „es sei denn...“
„Es sei denn was, Trixie? Wenn mich nicht alles täuscht, hast du wieder eine deiner Eingebungen. Los, erzähl!“ rief Dinah neugierig.
„Mir fällt da gerade was ein. Auf dem Speicher bei Peter standen doch all diese vielen Truhen und Kisten. Vielleicht sind da ja einige Kleider von früher drin, die wir anziehen können“, schlug Trixie vor.
„Das ist eine Superidee, Trixie!“ rief Brigitte begeistert. „Laßt uns gleich runtergehen und Peter anrufen, damit er seine Mutter fragen kann, ob wir
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