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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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seitliche Heckwand.
    »Geschäfte, Assyrer? Mit den Trojanern oder mit uns?«
    »Mit jedem, der handeln mag.« Ninurta kniff die Augen zu Schlitzen. »Sprich von deiner Besorgnis, Herr, nicht von unseren Geschäften.«
    »Ich kann euch schützen – für ein paar Tage, vielleicht einen Mond, aber nicht viel länger. Agamemnons Befehle sind unmißverständlich – wir sollen Segel und Ruder entfernen; wir haben dafür zu sorgen, daß niemand ausläuft, der etwas an Bord hat, was uns nutzen könnte; wer nicht für uns ist und mit uns handelt, der ist gegen uns und wird durch das Schwert daran gehindert, mit anderen zu handeln. So einfach.«
    Tashmetu legte eine Hand auf Ninurtas Schulter. »Dein Fürst ist ein ehrlicher Mann. Ich kann nicht sagen, daß der Inhalt seiner Wahrheiten mich besonders begeistert, aber immerhin …«
    Keleos lachte kurz. »Soll ich euch Lügen erzählen? Daß ihr in meinem Namen segelt und handelt, wiegt nicht viel; die Befehlsgewalt liegt bei Agamemnon, und Agamemnon kennt zur Zeit nur Freunde und Feinde, nichts dazwischen.«
    »Was sollen wir tun?«
    Keleos blickte zum Strand, zu den Gebäuden. »Ihr bleibt hier. Auf eurem Schiff oder in der Schänke – wobei ich das Schiff vorzöge; die Luft hier ist besser.« Er rümpfte die Nase.
    »Es wird ein paar Tage dauern, bis die Dinge sich eingespielt haben – Unterkünfte, Verpflegung, nicht zu reden von Kämpfen. Danach? Ich weiß es nicht. Was habt ihr geladen?«
    »Waffen. Gute Waffen.«
    »Für uns oder für Troja?« Dann hob Keleos abwehrend die Hand. »Blöde Frage; ich weiß. Sag besser nichts.« Er schwieg ein paar Atemzüge lang, schien zu grübeln; dann sagte er: »Die Schwierigkeit ist, daß einige Fürsten beschlossen haben, daß es zweierlei Menschen gibt – Achaier und Wertlose. Es spielt keine Rolle, ob ihr unter meinem Namen segelt oder für den König des Binsenlandes oder die Götter der östlichen Himmelshälfte.«
    Ninurta bemühte sich, nicht allzu höhnisch zu antworten.
    »Achaier und Wertlose? Eine überraschende Ansicht, mein freund – vor allem, da ich bisher keine Achaier kannte. Achaier als solche, meine ich.«
    Keleos nickte; er blickte ein wenig finster drein. »Nur Athener und Spartaner und Argiver und die eigentlichen Achaier, ich weiß. Aber die Fürsten haben beschlossen, daß die Entführung… na ja, das böswillige Verlassen des Gemahls durch Helena eine Schmach für alle sei, die sich der mehr oder minder achaischen Sprache bedienen, sei es nördlichen oder südlichen Tonfalls.«
    »Wodurch die Herren ein übergeordnetes Wesen… sagen wir, eine Wesenheit behaupten, die zwar nicht faßbar ist, aber aus allen Männern besteht, die Achaisch sprechen und sich das Recht nehmen, fremde Frauen wie Ariadne oder Medeia zu rauben?«
    Keleos leerte seinen Becher und stieß sich von der Bordwand ab. »Es ist immer ein Vergnügen, mit dir zu plaudern. Leider stimmt das, was du sagst, und es ändert nichts an der Lage. Wenn du in Ialysos geboren wärst, von einer beliebigen Mutter und einem achaischen oder meinethalben mykenischen Vater, könnte ich dich jetzt absegeln lassen. So?« Er hob die Schultern. »Ihr bleibt hier. Ich bin für diesen Abschnitt zuständig, also werden wir uns zuweilen sehen. Wenn die Dinge besser geordnet sind, wenn die Häuptlinge vielleicht nach einem ersten kleinen Sieg gute Laune haben, können wir versuchen, etwas mit deinen Waffen zu bewirken.«
     
    Segel und Ruder wurden von Keleos’ Kämpfern mitgenommen und in einem Lagerschuppen bewacht, wie die Ausrüstung der anderen Händler. Es gab nichts zu tun, nur zu warten, und während Tashmetu und Ninurta imstande waren, sich durch kluge Gespräche die Zeit zu vertreiben und die unterschiedlichen Formen und Verläufe des Wartens sowie besondere Eigenarten zu erörtern, welche die vielerlei Weisen des Nichtstuns dem scharfsinnigen Beobachter zeigen, wurde es den Seeleuten der Kerets Nutzen immer beschwerlicher, keine Bürde zu haben außer der Leere. Tsanghar erzählte Geschichten aus den Bergen seiner Heimat – Geschichten, die immer wilder und wirrer wurden, bis sie schließlich zerfaserten und die Zeit, die sie vertreiben sollten, durch Sammlung drückender machten. Bod-Yanat nahm immer wieder einige Männer mit, um in der näheren Umgebung Eßbares zu suchen; aber die Achaier ließen sie nie weit gehen, und dort, wo sie nach Eßbarem suchen durften, hatten die Krieger längst alles geplündert. Die Nahrung wurde karger und

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