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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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gegeben; danach ging er eine Weile stumm an der Spitze. Später taute er auf – als der Strand immer voller wurde und immer wieder Krieger ihm grobe Scherze zuriefen. Offensichtlich war Odysseus beliebt; und offensichtlich tat es ihm gut. Ninurta überlegte, was von der Beliebtheit bliebe, wenn jemand den achaischen Kämpfern vom Ende des Palamedes erzählte. Aber es gab die Vereinbarung; sie war für alle lebenswichtig.
    Tashmetu schwieg ebenfalls, in sich gekehrt. Die Übelkeit war gewichen, hatte nicht einmal Blässe zurückgelassen. Irgendwann nahm sie Ninurtas Arm und sprach, leise, von den Gepflogenheiten des Madduwattas; dabei zeichneten sich Grauen und Ekel auf ihrem Gesicht ab, nicht jedoch neue Übelkeit.
    »Diese Wanne, von der du erzählt hast… hat er sie deshalb immer bei sich?« Ninurta nickte.
    »Die Welt ist ein schlechter Aufenthaltsort«, sagte sie. »Wie munter ist, verglichen mit Madduwattas, doch so ein sauberer Krieg.«
    »Warte, bis du mehr davon siehst. Ich fürchte, du wirst dem Arzawa-Fürsten Abbitte leisten, insgeheim.«
     
    Achilleus hatte etwa dreitausend Kämpfer mitgenommen, um den Süden des trojanischen Einflußgebiets zu verheeren; etwas mehr, hieß es, seien mit Aias nördlich der Meerenge unterwegs. Die verbliebenen Krieger, vielleicht dreizehntausend, genügten völlig, um das gründlichste Chaos anzurichten, das Ninurta je gesehen hatte.
    Kurz vor Erreichen der nördlichen Hügelspitze stiegen sie eine Behelfstreppe (eher ein paar kaum befestigte Sturmleitern) hinauf. Der letzte Küstenabschnitt war hoffnungslos verstopft; auf der Ostseite der Hügel sah es nicht besser aus.
    Die Achaier hatten die älteren, kaum noch seetüchtigen Schiffe an Land gezogen und zertrümmert, Hütten, Zäune, Pferche, Brennholz daraus gemacht. Die anderen Schiffe ankerten vor dem Westgestade, oder sie verstopften den Hafen an der Meerenge und die Mündungsarme der drei vereinigten Flüsse. Zwischen dem westlichsten Arm und den Hügeln war ein Netz von Gräben angelegt – Gräben, in die Wasser aus dem feuchten Grund sickerte, und Gräben, in denen Speere und angespitzte Pfosten steckten: die Verteidigung der Angreifer. Dahinter, in qualvoller Enge, die Unterkünfte der Führer und die ungeschützten Schlafplatze der Krieger, die Viehpferche, die Feuerplätze, Waffenhalden, Vorräte (die verderblichen hatte man auf die Holzsockel gelegt und mit Lederdecken geschützt), gleich daneben stinkende, wimmelnde Latrinen und kleine Kanäle, durch die Flußwasser geleitet wurde – zur Säuberung, oder als Trinkwasser? Der Assyrer verzichtete darauf, Odysseus zu fragen.
    Tsanghar wies auf einige Stellen im Gelände, die seltsam regelmäßig wirkten, wie abgesunkene Gebäude oder zugeschüttete Becken. Ninurta hätte sie nicht gesehen; später erfuhren sie, daß der Kashkäer wieder einmal mehr bemerkt hatte als andere: Reste eines Netzes von Kanälen und inneren Hafenbecken, gespeist aus den Flüssen, mit künstlichen Durchstichen in der Hügelkette und im Süden, zur Bucht, in der die Kerets Nutzen lag. Beim ersten Überfall der Achaier, Herakles’ tollkühnem Unternehmen vor Jahrzehnten, hatten die Angreifer diese Durchfahrten und Häfen und Kanäle genutzt; als die Trojaner die Stadt wieder aufbauten, waren die Trümmer, soweit sie nicht mehr verwendet werden konnten, hierhin geschafft worden: um die Hafenbecken und Durchstiche aufzufüllen und dem nächsten Gegner keine Möglichkeit zu geben, durch diese offenen Flanken einzudringen. Die Kampf schiffe der Trojaner, zur Zeit weit im Süden gegen die Hethiter eingesetzt, wurden im Winter im Hafen, in den Mündungen (wo Süßwasser den Muschelbewuchs und die Würmer beseitigte), in kleineren Häfen der Meerenge und am Gestade von Tenedos untergebracht. Zu dieser nahen Insel wollte Odysseus den größten Teil der achaischen Flotte bringen lassen; bisher habe er sich, bemerkte er, damit aber nicht durchsetzen können.
    »Die Männer werden besser kämpfen, wenn sie sich nicht auf Schiffe zurückziehen und heimsegeln können«, sagte er.
    »Vielleicht kann ich Agamemnon jetzt dazu überreden – ohne Gegenreden von Philoktetes und Palamedes.«
     
    Am Fluß war das Atmen nicht ganz so beschwerlich. Schilf, rechts und links vom aufgeschütteten Treidelpfad, siebte offenbar die Luft und gab den Gestank an die Erde ab, und das fließende Wasser sorgte trotz Windstille für einen frischen Hauch.
    »Ihr könnt ohnehin nicht alle mit.« Ninurta sah sich um;

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