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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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gürte deine Lenden, sofern diese noch erwähnenswert sind, und komm mit uns in den Sonnenuntergang, der vielleicht heller ist als der Osten, in dem die Sonne nur noch scheinbar scheinend aufgeht.
    Dank, jedenfalls, für die zwei oder drei Bestätigungen von Dingen, die wir angenommen hatten. Shardanier, Shekelier, Tyrser als Söldner deiner Könige, ebenfalls als Söldner des Libu-Herrschers Meryre, als Seeräuber und Teil jener Horden, die im achten Jahr deines Herrschers von euren Kriegern vernichtet wurden, nachdem sie alles von Ugarit bis zur Mündung des Jotru verwüstet hatten… Wir wußten es, nicht wahr, aber es ist gut zu hören, daß diese Dinge in euren Tempeln verzeichnet sind.
    Anderes hat sich in den letzten Monden klären lassen. Wie du weißt, wurde Idomeneus nach seiner Heimkehr erschlagen, da man seiner nicht länger bedurfte; hierin teilte er das Los Agamemnons und vieler anderer. Odysseus… nun ja, ihm habe ich vergeben; denn was er meinem Herrn und Lehrer angetan hat, hätte dieser zweifellos meiner Stadt angetan. In gewisser Weise hat der Mann aus Ithaka es mir erspart, Palamedes, den ich geliebt habe, hassen zu müssen. Die anderen sind zu dem Dreck geworden, der sie immer schon waren, obgleich ihre menschenähnliche Gestalt uns zeitweilig getäuscht hat. Bedauerlich ist allenfalls, daß man hier auf Kreta, und nicht nur in Knossos, mit allzu gründlichem Eifer ans Totschlagen ging, so daß neben Idomeneus, Meriones und anderen Ungeheuern noch viele starben, die nun keine Auskunft mehr über Früheres geben können.
    Es scheint sich jedoch weitgehend so zu verhalten, wie du angenommen hast. Alle Einzelheiten, die ich ermitteln konnte, und alle Dinge, an die ich mich erinnere, stehen im langen Bericht; hier nur vorab einige klärende Zusammenfassungen.
    Wie Meryre, der Libu, der vor vier Jahrzehnten Tameri von Westen her angriff; wie deine Herrscher; wie die Hatti-Könige; wie eigentlich jeder, der den eigenen Schmutz nicht mehr beseitigen mag – so also haben auch die Herrscher von Mykene und Pylos Söldner geworben. Die edlen und ruhmreichen Dinge zur Blendung der Götter taten sie immer selbst, die stürmischen Fahrten im Streitwagen, all das, was glänzt; jene aber, die das Aufräumen zu besorgen hatten, die als Läufer und Fußkämpfer die Streitwagen abschirmten und ebenso die verwundeten Feinde töten wie die eigenen Verwundeten bergen durften – diese Fußkrieger kamen zunächst aus dem armen Volk des eigenen Herrschaftsbereichs. Als aber der Reichtum zunahm und die Herrscher sahen, daß die Hand des Tagelöhners mit dem Pflug mehr Herrenreichtum schaffen kann als mit dem Speer, da holten sie für derlei Schmutzwerk andere herbei, besitzlose und entsprechend kühne Männer, denn Kühnheit stellt sich vor allem dort ein, wo Vernunft nichts zu bewahren hat, da sie nichts besitzt. Kühne Männer aus armen Gegenden – Shardanier, Shekelier und andere für Tameri, und rauhe Achaier für Mykene. Männer aus den Bergen nördlich von Theben; Männer, die für Pferd und Wagen zu arm waren und anfangs, sagt man, Reiter für Ungeheuer hielten und Kentauren nannten; Männer, die sich nicht wuschen und die Haare lang und zottig trugen, aber wie rasend kämpfen konnten. Männer, die heute heiter und morgen traurig waren, da ihnen der Gleichmut fehlte, den nur Bildung und Erziehung verleihen – Männer, kurz gesagt, die Namen trugen wie Herakles, Achilleus, Aias… Tobende tapfere Streiter, mit denen Königreiche zerstört, nicht aber aufgebaut werden können.
    Diese Kämpfer taten Dienst, erhielten Nahrung und Metall als Lohn, und wenn sie nach einer gewissen Zeit nicht heimkehren wollten, sondern lieber dort blieben, wo das Leben reicher und angenehmer war, gaben die Herrscher ihnen ein Stück schlechten Landes und als Frau vielleicht eine Magd oder Sklavin. So blieben sie, mehrten durch Arbeit den fruchttragenden Boden und durch Nachtergüsse die Anzahl der Untertanen.
    Siehst du, worauf es hinausläuft? Ich will es kurz machen: Sie kämpften und ackerten und zeugten, und ihre Söhne zeugten und ackerten, so daß die Herrscher zum Kämpfen weitere kühne Männer aus dem Norden holten. So daß die Anzahl jener, die sich nicht wuschen und in ihren schartigen Kehlen unsere Sprache zottig machten, immer schneller zunahm. So daß sie eines Tages sagten: »Nun sind wir so viele, und die Leute der alten Herrscher sind satt und träge und waschen sich zu oft und riechen nach fremden Duftwässern, und

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